Schlesinger, Richard Alphons (jüdisch, Kritik am NS)
Richard Alphons Schlesinger ist am 04. November 1882 in Pforzheim geboren. Der Sohn des jüdischen Schmuckfabrikanten Emil Schlesinger und dessen nicht jüdischer Frau Johanna wächst in Pforzheim in der Salierstraße 58 auf. Er wohnt dort bis Ende der zwanziger Jahre und bewirbt das von ihm vertriebene Parfüm „Akasha“ in Berliner Homosexuellenzeitschriften. 1933 muss er seinen Parfümhandel aufgeben, im Adressbuch ist er jetzt als Privatmann verzeichnet. Am 25.11.1936 wird er verhaftet wegen „unwahrer Behauptungen, die das Ansehen der Reichsregierung und der NSDAP schwer schädigen“
Laut Denunzianten habe gesagt: „Deutschland ist in der Inflationszeit schwer gesunken, es wird aber immer mehr sinken und da können die Reden von Hitler und Göring auch nicht helfen“.
Bezüglich der sog. „Rassenfrage“ soll er gesagt haben: „Das ist etwas Falsches und etwas Aufgepressten. Nach der Rassenlehre sind die Rundschädel eine minderwertige Rasse. Bach und Beethoven haben doch auch runde Schädel gehabt und müssten dann nach der Rassenlehre auch minderwertig sein“.
Am 1.3.1937 verurteilt ihn das Sondergericht Mannheim mittels des Heimtückegsetzes* und auch wegen versuchtem Verbrechen aufgrund des § 175 zu insgesamt 1 Jahr und 3 Monaten Haft. Er wird am 1.3.1938 entlassen, doch am 11. Juli1938 kommt er ins KZ Dachau mit der Einordnung in die Häftlingskategorie „Arbeitszwang Reich, Jude“. In einer reichsweiten Razzia verhaftet die Kriminalpolizei sogenannte Arbeitsscheue und Arbeitsverweigerer, darunter viele Juden, denen die Nazis wie Richard Schlesinger zuvor die Existenzgrundlage entzogen hatten. Zwei Monate später wird er ins KZ Buchenwald deportiert, wo er am 3. August 1940 unter unbekannten Umständen „stirbt“.
Quellen:
GLA KA 507 - 952-3;
Auskunft KZ-Gedenkstätte Dachau 19.12.2011;
Auskunft Pretzel, Andreas, Berlin 29.1.2012;
Geburtseintrag B35-1882/775, Stadtarchiv Pforzheim