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Maas, Hermann (evangelisch, Hilfe für Juden)

Hermann Maas ist am 5. August1877 in einer Pfarrersfamilie in Gengenbach geboren. Er wächst er in einer bürgerlichen und religiös liberalen Gemeinde auf. Nach dem Theologiestudium wird er von 1901 bis 1903 Vikar an der Pforzheimer Schlosskirche. 1915 wird er Pfarrer an der Heiliggeist-Kirche in Heidelberg. Seine Frau Kornelie und er haben drei Töchter. 1903 trifft er beim Zionistenkongress in Basel Theodor Herzl, Chaim Weizmann und Martin Buber. 1914 ist er Teilnehmer der Gründungsversammlung des „Weltbundes für internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen Seit seiner Jugend fühlt er sich der jüdischen Religion eng verbunden, lernt Hebräisch und ist mit der jüdischen Kultur eng vertraut. 1932 tritt er dem „Verein zur Abwehr des Antisemitismus“ bei.

Demonstrativ besucht er auch nach der Machtübergabe an die Nazis 1933 Synagogen. Bei einer Studienreise nach Palästina sucht Maas nach Fluchtmöglichkeiten für die in Deutschland verfolgten Juden. Daraus entwickelt sich das Internationale kirchliche Hilfskomitee für deutsche Flüchtlinge. 1934 tritt Maas dem Pfarrernotbund bei und ist 1938 an der Gründung der „Kirchlichen Hilfsstelle für evangelische Nichtarier“, dem Büro Pfarrer Grüber in Berlin, beteiligt. Als Leiter der Zweigstelle in Baden gilt seine Hilfe nicht nur Christen jüdischer Herkunft, sondern allen verfolgten Juden. Die NS-Machthaber behindern seine Arbeit durch Rede-, Schreib- bzw. Veröffentlichungsverbot, durch Hausdurchsuchungen und Verhöre. 1942 entzieht ihm der Staat die Befugnis, Religionsunterricht zu erteilen. 1943 lässt ihn seine Kirche fallen: Der evangelische Oberkirchenrat Karlsruhe versetzt den von den Nazis als „stadtbekannter Judenfreund“ Diffamierten zwangsweise in der Ruhestand. 1944 wird er zur Zwangsarbeit nach Frankreich deportiert.

Maas überlebt das Kriegsende und wird 1950 als erster Deutscher offiziell nach Israel eingeladen. 1967 verleiht ihm Yad-Vashem die Medaille eines „Gerechten unter den Völkern“ dafür, dass er unter Einsatz seines Lebens Juden gerettet hat. Er stirbt 1970.

Seit 1992 trägt das Haus der evangelischen Kirchenverwaltung in Pforzheim in der Pestalozzistraße 2 seinen Namen.


 

Quelle:

Leben für Versöhnung: Hermann Maas, Wegbereiter des christlich-jüdischen Dialogs, hrsg. von Keller, Werner u.A., Karlsruhe, 1997