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Kruse, Bernhard (Gewerkschaft, SAP)

Bernhard Kruse, geboren am 26. März 1879 in Bramsche bei Osnabrück, ist von Beruf Schlosser und seit 1898 Mitglied im Deutschen Metallarbeiter Verband (DMV)*. Ab 1912 lebt er in Karlsruhe, wo er bei den Badischen Staatsbahnen arbeitet.

In Karlsruhe ist er von 1913 bis 1924 auch SPD*-Stadtverordneter.

 

Vom 26. bis 28. März 1915 fand in Bern die internationale sozialistische Frauenkonferenz statt. Dort wurde ein Aufruf an die „Frauen des Arbeitenden Volkes“ beschlossen, sich über „die Schlachtfelder hinweg zusammenzuschließen“ und den Ruf nach Frieden zu erheben.

In diesem Zusammenhang verteilte Bernhard Kruse Flugblätter gegen den Krieg, wurde deshalb wegen „Hochverrat“ verhaftet und saß neun Monate in Untersuchungshaft. Aus Protest gegen die Bewilligung der Kriegskredite durch die SPD wechselte er zur USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands). Diese Erfahrungen verarbeitete Bernhard Kruse in seinem Buch „Als politischer Gefangener“, das 1925 in der Thüringer Verlagsanstalt erschienen ist.

 

Nach dem 1. Weltkrieg ist Bernhard Kruse Landessekretär der USPD für Baden und Redakteur der „Sozialistischen Republik“. Ab 1922 ist er als Sekretär beim Verband der Fabrikarbeiter, der Vorläuferorganisation der heutigen IG BCE (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie) angestellt.

 

1924 übernimmt er in Mühlacker die Leitung des örtlichen Büros des ADGB (Allgemeinder Deutscher Gewerkschafts-Bund). Der Sitz der Gewerkschaften in Mühlacker ist ab 1924 im Haus Bahnhofstraße 51, wo es bis Anfang der 1970er Jahre noch ein Büro des DGB gibt.

 

Am 2. Mai 1933 besetzen auch in Mühlacker SA und SS das Gewerkschaftshaus und zerschlagen die Gewerkschaftsorganisation. Wie in Pforzheim geschieht das unter Führung des als „fanatischer und brutaler Nazityp“ bezeichneten „Kreisbetriebszellenleiters“ Heinrich Steiger aus Karlsruhe.

 

Bernhard Kruse wird allerdings schon am 21. März 1933 in Zusammenhang mit der Verhaftungswelle nach dem Reichstagsbrand in sog. „Schutzhaft“* genommen und im Konzentrationslager Heuberg eingesperrt.

 

Das KZ Heuberg wird im Dezember 1933 aufgelöst, die Nazis bringen die Häftlinge, unter ihnen auch Bernhard Kruse, ins KZ Oberer Kuhberg in Ulm. Von dort wird er am 26.02. oder 3.3.1934 mit der Auflage entlassen, dass ihm das Betreten der Stadt Mühlacker und des Bezirkes des damaligen Oberamtes Maulbronn verboten ist.

 

Er zieht daraufhin nach Pforzheim, wo er seinen Lebensunterhalt durch den Verkauf von Salatöl verdient, das er seinen Kunden frei Haus liefert. Nebenher sorgt er dabei für die Verbreitung von Informationen der SAP (Sozialistische Arbeiter-Partei)*, Nachrichten aus dem Widerstand und der illegalen Schriften „Das Fanal“ und „Das Banner“. „Er ist nützlich in vielerlei Hinsicht und ´der Ölmann kommt´ war ein Begriff in turbulenter Zeit“, erinnert sich Karl Schroth - siehe dort..

 

In Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wird Bernhard Kruse in der „Aktion Gitter“* ein zweites Mal verhaftet. Von Mitte August bis zum 10. Sept. 1944 ist er im KZ Dachau.

 

Nach der Befreiung vom Faschismus ist der Wiederaufbau der SPD und der Gewerkschaften in Mühlacker und im ehemaligen Kreis Vaihingen/Enz in der Hauptsache das Werk von Bernhard Kruse. 1946/47 sitzt er für die SPD im Stadtrat von Mühlacker.

 

Er stirbt 1953 im Alter von knapp 76 Jahren.

 

 

 

Quellen:

Brändle-Zeile, Elisabeth, Opfer der NS-Herrschaft in Mühlacker 1933-1945, in: Mühlacker S. 139 ff. ;

Burkhard;

DZOK;

Schroth (Weg);

DGB 2013