Feind, Otto (Hilfe für Juden, Kriegsgegner, Kritik am NS)
Otto Feind, am 1. Mai1904 in Pforzheim geboren, ist Eiskonditor in Pforzheim. Seine Frau Anna und er haben ein Kind im Alter von 18 Jahren (Stand 1948). Er ist Mitglied der SPD* und des Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold* zur Verteidigung der Republik, ab 1931 wählt er die KPD*.
Zum ersten Mal verhaftet wird er 1936 im Januar und Februar in Pforzheim wegen „gehässiger, hetzerischer und von niedriger Gesinnung zeugender böswilliger Äußerungen über leitende Personen des Staates und der NSDAP“. In den Prozess-Unterlagen 1939 heißt es: „Schon am 10.11.1938 fiel Feind ausweislich den Akten der Gestapo Pforzheim erneut dadurch auf, dass er anlässlich der Judenaktion Reden führte, durch die bei den anderen der Eindruck erweckt wurde, er nehme die Juden in Schutz.“
Wieder verhaftet wird er am 25. September1939 in Pforzheim, wo er bis 19. Dezember inhaftiert ist. Das Sondergericht Mannheim verurteilt ihn am 22. Dezember 1939 zu 7 Monate mittels des "Heimtücke"-Gesetzes*, er habe HJ-Angehörige über Hitlers Überfallkrieg aufgeklärt, so in den Unterlagen der VVN. Von jungen Leuten, die sich an der Eisdiele an der Westliche 374 treffen, wird er denunziert, er habe gesagt: „Ihr werdet schon so aufgezogen, Ihr könnt nichts dafür; Ihr werdet in der Hitler-Jugend so verhetzt; wenn Ihr einmal einen Krieg sehen würdet, wo Tote rumliegen, da würde es euch anders werden“. „Defätistische“ Äußerungen wie „Wenn der Krieg lang dauert, hat Deutschland nichts mehr zu essen“ führen zu seiner Verurteilung. Im Anschluss an das Urteil ist er bis 4. Januar1940 in Mannheim im Gefängnis. Vom 4. Januar 1940 bis 8. Mai 1940 ist er im KZ Sachsenhausen inhaftiert.
Er stirbt 1975.
Quellen:
VVN (Richardon);
GLA KA 480 – 1958;
GLA KA 507 – 7630 bzw. 3107