Burgruine Liebeneck
Die heute noch stattliche Ruine der Burg Liebeneck steht hoch über dem Würmtal inmitten des Waldes auf einer Bergnase, die sich gegen das Tal vorschiebt. Man bezeichnet eine solche Lage als "Spornlage". Die Liebeneck wurde wahrscheinlich im 12. Jahrhundert, also in der Stauferzeit erbaut. Erstmals wird sie in der Schenkungsurkunde der Herren von Weißenstein erwähnt, mit der die Weißensteiner die Burg zusammen mit dem Dorf Würm dem Markgrafen Rudolf I. von Baden überschrieben. 1268 hielt sich der Markgraf in der Burg auf. Einst mag die Burg zum Schutze der Floßzollstelle an der Würm gedient haben, vielleicht wurde sie ursprünglich zur Überwachung der in der Nähe vorbeiziehenden Handelsstraße errichtet.
Während Würm von jeher eine Filiale der Pforzheimer Altstadtpfarrei war, wurden die Bewohner der Liebeneck von der Pfarrei Wimsheim kirchlich betreut. Wimsheim ist ein sehr alter Ort. Er gehörte einst zum Landkapitel Pforzheim der Diözese Speyer. 1232 wurde der Ort von Graf Gottfried von Vaihingen an das Kloster Maulbronn verkauft. Dadurch kam Wimsheim nach der Reformation an Württemberg. Im Maulbronner Lagerbuch von 1570/90, Teil 2, fol. 472 lesen wir: "Der Zehnt von allem, was auf Liebenecker Markung erbaut worden ist, und der kleine Zehnt sind von altersher der Pfarrei Wimsheim zugehörig. Dafür soll das Schloß mit allem Zubehör durch einen Pfarrer von Wimsheim mit allen pfarrlichen Gerechtsnamen versehen und die Verstorbenen dahier begraben werden". Aus dieser alten Zuständigkeit erklärt sich auch der "Totenweg", der von der Tiefenbronner Straße nach Wimsheim führt.
Der Bergfried der Liebeneck hat heute noch eine Höhe von 29.5 Metern, mißt 9 Meter im Geviert und hat 2.2 bzw. 3 Meter dicke Mauern. Er ist an eine starke Schildmauer angelehnt. An diese ältesten Teile der Burg schlossen sich die Wohngebäude an, die wahrscheinlich am 15. und 16. Jahrhundert errichtet wurden. Die ganze Anlage war durch die steilen Talhänge durch zwei Bastionen mit Ringmauern und nach Norden durch einen Halsgraben geschützt.
Während des Mittelalters war die Burg zeitweise Aufenthaltsort der badischen Markgrafen, 1441 diente sie den markgräflichen Lehensleuten von Auerbach als Wohnsitz, und ab 1499 war sie Erblehen der Herren Leutrum von Ertingen.
Als im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) die Franzosen Pforzheim niederbrannten, war das Archiv der Stadt auf der Liebeneck verwahrt. Doch kamen die Feinde auch hierher und verstreuten die für sie wertlose Beute in alle Winde. Man erzählt, kurz zuvor habe der alte Freiherr Leutrum den "Nackten Mann" gesehen, der den Pforzheimern als Unglücksbote galt.
Nachdem die Leutrum im Jahre 1828 mit dem badischen Staat ihre Burg Liebeneck und 62 Morgen Wald gegen 44 Morgen Wald bei ihrem Gut Haidach getauscht hatten, wurden die Wohnungen in der Burg unbrauchbar gemacht, damit sich dort kein "Gesindel" festsetzte. Ihr Hofgut Haidach verkauften die Leutrum 1930. Damit verschwand die Familie nach fast 500 Jahren aus unserer engeren Heimat.
In den letzten Jahren wurde die Burgruine vom staatlichen Hochbauamt gesichert und vorbildlich aufgebessert; eine Orientierungstafel und das Leutrumsche Wappen, das einen springenden Steinbock zeigt, geben Hinweise zur Geschichte der Burg. Eine Terrasse mit Sitzgelegenheiten und eine Schutzhütte machen das romantische Fleckchen zu einem beliebten Wanderziel.
Die letzten Pächter auf der Liebeneck hießen Fischer und Roth. Jakob Fischers Enkelin Margarethe Fischer, geboren 1825, heiratete Johann Georg Haug von Würm, der päpstlicher Soldat war. Als Invalide kam er nach Würm zurück und erhielt eine Pension, die zwischen 1870 und 1893 zuerst von der päpstlichen Nuntiatur in München, später von deutschen Konsulat in Rom ausbezahlt wurde. Seine Witwe, die 95 Jahre alt wurde und 1920 starb, erhielt 46 Lire Jahrespension. Margarethe Haug ist in das "Goldene Buch der Stadt Pforzheim" eingetragen. Nachfahren von ihr leben noch in Würm.