Ein schlichter grauer Einband aus Karton schließt sich um die über 360 Seiten starke Publikation, die der A.K.T; anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Kunstraumes (2019 bis 2024) nun herausgegeben hat. Damit wird auch eine Referenz zu einem Ort geschaffen, der sich aus einem leerstehenden Treppenhaus einer abgerissenen Schule zu einem überregional bekannten Raum für zeitgenössische Kunst entwickelt hat.
Denn der A.K.T; ist das Treppenhaus einer abgerissenen Gewerbeschule, das nur dank einer denkmalgeschützten Sonnenuhr vom Abriss verschont blieb. Nach einer anfänglichen Zwischennutzung von Studierenden der Hochschule Pforzheim wurde der Turm 2017 mit Mitteln der Werner-Wild-Stiftung für eine ganzjährige Nutzung saniert und seit 2019 vom Fachbereich Kreativwirtschaft der Stadt Pforzheim unter der künstlerischen Leitung von Janusz Czech als Kunstort A.K.T; betrieben. Zwischen 2019 und 2024 fanden im A.K.T; elf Ausstellungen statt, in denen sich nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler, wie beispielsweise Wolfgang Tillmans, Jonas Burgert, Zanele Muholi, Aneta Grzeszykowska, Jake Elwes oder Ulrike Ottinger, mit aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen auseinandersetzten. Ermöglicht wird das Programm zum großen Teil durch die Werner-Wild-Stiftung. Die Publikation, die nun erscheint, blickt mit Fotos und Textbeiträgen von beteiligten Künstlerinnen und Künstlern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Kuratorinnen und Kuratoren anderer Institutionen auf diese Ausstellungen zurück.
Möglich wurde die Entwicklung des A.K.T; insbesondere durch den Unternehmer Werner Wild, der das Potential und die Bedeutung des Kunstortes als wichtigen Standortfaktor für die Stadt Pforzheim sehr früh erkannte und dessen Aktivitäten persönlich bis zu seinem Tod 2020 sehr rege begleitete. Er nahm zum Beispiel das Goldstadtjubiläum 2017 zum Anlass, über die Werner-Wild-Stiftung großzügige Mittel für die grundlegende Erneuerung der technischen Ausstattung des Turmes bereitzustellen und das Projekt mit großen Summen nachhaltig zu unterstützen. „Der A.K.T; schafft es, durch die Qualität der Ausstellungen und die Relevanz der Themen namhafte Künstlerinnen und Künstler nach Pforzheim zu holen, was die Attraktivität des Standortes nachhaltig erhöht – auch Werner Wild hätte an dieser Entwicklung ‚seines A.K.T;‘ große Freude gehabt, da er stets ein sehr neugieriger Zeitgenosse war, der sich für die Moderne begeisterte“, so Carsten von Zepelin, Vorstand der Werner-Wild-Stiftung. „Nach fünf Jahren und zahlreichen Projekten zeigt sich auch, wie sich der A.K.T; bei verschiedenen Zielgruppen als Ort für Austausch und neue Impulse etabliert hat. Daher ist es uns als Stiftung wichtig, durch die Aktivitäten des Beirats und des Vorstandes diese Vision des Stifters Werner Wild langfristig weiterzuführen, denn kulturelle Einrichtungen wie der A.K.T; sind für eine Stadt wie Pforzheim unverzichtbar und müssen auch in Zeiten des Wandels erhalten bleiben“, ergänzt Hans-Heiner Bouley, Vorstand der Werner Wild Stiftung.
Die erste Ausstellung im A.K.T; „Dämonkratie“, beschäftigte sich mit einem nach wie vor aktuellen Thema, der zunehmenden Bedrohung demokratischer Strukturen. Weiterhin bot der A.K.T; mit „Meat the Future“ einen Denkanstoß über die Zukunft unserer Ernährung, beleuchtete in „Das dritte Geschlecht. Vielfalt ist mehr“ den Diskurs um geschlechtliche Vielfalt, hinterfragte die gesellschaftliche Bedeutung des Fußballs in „die Hand Gottes“ anlässlich der Fußball-Europameisterschaft oder schuf Raum für Perspektiven osteuropäischer Künstlerinnen und Künstler mit der Ausstellung „Im Osten nichts Neues“. „Uns ist es sehr wichtig, mit unseren Angeboten immer einen Bezug zum gesellschaftlichen Kontext zu schaffen und Themen aufzugreifen, die auch kontrovers diskutiert werden, denn hierin liegt meiner Meinung nach eine wichtige Aufgabe der Kunst: Den Finger in die Wunde zu legen, Themen auf die Tagesordnung zu bringen und somit einen Anstoß zu Diskussionen zu schaffen“, so Janusz Czech, künstlerischer Leiter des A.K.T; „Dabei möchten wir auch immer wieder neue Formate aus-probieren und gehen viele Kooperationen ein, um möglichst diverse Zielgruppen zu erreichen und uns überregional zu vernetzen“, so Czech weiter.
So konnte der A.K.T; im Sommer 2024 das international bekannte Kunstprojekt „Inside Out Project“ nach Pforzheim holen, bei dem die Fassaden des A.K.T; und des EMMA mit großformatigen Bildern von Menschen aus Pforzheim bespielt wurden. Im Rahmen des Sommers der Kulturen fand auf der Dachterrasse des EMMA ein Breakdance Battle statt, zudem wurde der A.K.T; die erste Pforzheimer Außenstelle des Stuttgarter About Pop Festivals. Mit dem Theater Pforzheim hat sich eine langfristige Zusammenarbeit entwickelt, Schauspielerinnen und Schauspieler des Ensembles sind regelmäßig mit Lesungen oder Perfomances Teil der Finissagen. Ein wichtiger Baustein des A.K.T; ist auch das pädagogische Programm von Daria Schroth, deren Angebot bei Pforzheimer Schulklassen auf wachsendes Interesse stößt. Als Kooperationspartner konnten bisher unter anderem die städtische Galerie im Lenbachhaus in München, das Cube Design Museum in Kerkrade, Niederlande, das ZRC SAZU (Research Centre of the Slovenian Academy of Sciences and Arts) und das Cankarjev dom in Ljubljana, Slowenien, gewonnen werden.
„Dank des künstlerischen Leiters des A.K.T; Janusz Czech sowie unserer Förderer und Kooperationspartner ist es gelungen, den A.K.T; zu einem geschützten Diskussionsraum zu entwickeln, an dem auch kontroverse Meinungen ausgetauscht werden können. Gerade in der heutigen Zeit ist es uns als Stadt daher besonders wichtig, solche Orte zu fördern und die Möglichkeit der Kunst zu nutzen, um gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen und Demokratie zu leben“, so das Resümee von Almut Benkert, Fachbereichsleiterin Kreativwirtschaft beim Eigenbetrieb Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim.
Die Publikation ist für 25 Euro während der Öffnungszeiten der aktuellen Ausstellung im A.K.T; oder auf Anfrage an info(at)akate.de erhältlich.
Förderer und Sponsoren A.K.T; (2019 bis 2024):
Werner-Wild-Stiftung, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Förderverein Ornamenta, Neustart Kultur, Stiftung Kunstfonds.
Kooperationspartner:
EMMA – Kreativzentrum Pforzheim, agora42, Hochschule Pforzheim, Theater Pforzheim, Café Roland
Der Kunstort A.K.T;
Der A.K.T; ist ein Ort für gesellschaftliche Diskurse und ein interdisziplinäres Labor der Zukunft. Ak-tuelle Fragestellungen werden im A.K.T; aus dem Blickwinkel des Designs und der Kunst beleuchtet und die gesellschaftliche Relevanz von Kunst und Design sichtbar gemacht. Neben regelmäßigen Ausstellungen erforschen Studierende des Masterstudiengangs Design & Future Making der Hoch-schule Pforzheim im MADLAB Zukunftsfragen. Im EG und 1. OG ist das Café Roland beheimatet.