2018 jährt sich der Pforzheimer Tornado zum 50. Mal. Im Gedächtnis der Pforzheimer besitzt die Naturkatastrophe einen festen Platz und stellt das markanteste stadthistorische Ereignis des 20. Jahrhunderts nach dem 23. Februar 1945 dar. In nur wenigen Minuten wurden ganze Straßenzüge verwüstet, Dächer abgedeckt, Fenster zerschlagen, Autos demoliert und durch die Luft geschleudert, Freileitungen beschädigt, Bäume abgebrochen und vieles andere mehr. Auf einer Breite von ca. 500 Metern hinterließ der Tornado ein Bild der Zerstörung. Die Betroffenen wurden vollkommen unvorbereitet von der Naturgewalt getroffen. Rasch und pragmatisch machten sich die Einsatzkräfte allerdings daran, Verletzte zu versorgen, das Chaos zu beseitigen und die Schäden zu regulieren. Auch erhielten die Pforzheimer aus dem gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus Unterstützung bei der Bewältigung der Naturkatastrophe. Das hohe Maß an Solidarität mit den Betroffenen fand nicht zuletzt Ausdruck in zahlreichen Zuwendungen und Spendenaktionen.
Am Freitag, den 06. Juli 2018, wurde die neue Veröffentlichung des Stadtarchivs zum Tornado vom 10. Juli 1968 in Anwesenheit von Angelika Drescher, Leiterin des Kulturamts, Dr. Klara Deecke, Leiterin des Stadtarchivs, Dr. Patrick Sturm, stellvertretender Archivleiter und Autor, sowie Harald Funke, Verlag Regionalkultur, vorgestellt. Das Buch mit dem Titel „Die Bäume liegen im Wohnzimmer und die Möbel im Garten“ − Der Pforzheimer Tornado vom 10. Juli 1968 arbeitet die Geschehnisse rund um den Tornado und den anschließenden Katastrtopheneinsatz auf. Die Publikation erscheint im Verlag Regionalkultur; Herausgeber ist das Stadtarchiv Pforzheim. Sie ist im Stadtarchiv, der Touristen-Information und dem Buchhandel für 9,90 Euro erhältlich.
Bislang ein Desiderat der Stadtgeschichtsforschung so liegt nun mit der Publikation von Dr. Patrick Sturm erstmals eine umfassendere historische Aufarbeitung des Tornados von 1968 als einem prägenden Ereignis der jüngeren Pforzheimer Geschichte vor. Der Wirbelsturm verursachte allein in Deutschland auf einer Strecke von 35 km beträchtliche Schäden. Die Einbeziehung neu zugänglicher Verwaltungsunterlagen bietet vor allem für die Geschehnisse in Pforzheim interessante Einblicke, die im Fokus der Ausführungen stehen. Die Akten dokumentieren abgesehen von der Katastrophennacht und den verursachten Schäden die Bewältigung des Großschadensereignisses. Zu nennen sind insbesondere der Katastropheneinsatz und die finanziellen Folgen.
Die Ausführungen setzen bei der Entstehung des Tornados und seinem Weg vom Ursprung nahe des französischen Sarrebourg bis zur endgültigen Auflösung hinter Wurmberg ein. Als in erster Linie historische Auseinandersetzung mit dem Tornado, die den Blick auf die Stadt Pforzheim richtet, liegt der Fokus einerseits auf den Geschehnissen des 10. Juli 1968 und andererseits auf der anschließenden Katastrophenbewältigung vor allem im Zuge des Katastropheneinsatzes. Der Durchzug des Tornados durch Pforzheim wird anhand von Zeitzeugenberichten nachvollzogen und ein Blick auf die Auswirkungen des Wirbelsturms geworfen. Hinsichtlich des Katastropheneinsatzes werden die Handlungsfelder und Maßnahmen zur Schadensregulierung herausgestellt. Gerade hier zeigt sich der Wert der jüngst zugänglichen Aktenüberlieferung im Stadtarchiv, die eine facettenreiche Darstellung ermöglicht. Das Beseitigen der Tornadoschäden erforderte auch einen enormen finanziellen Einsatz. Die Ausschüttung von Landeshilfen und die Leistungen der Badischen Gebäudeversicherungsanstalt thematisiert der Verfasser in diesem Zusammenhang ebenso wie auch die verschiedenen Spendenaktionen.
Dem Tornado als prägendem Ereignis der jüngeren Pforzheimer Stadtgeschichte und Teil des kulturellen Gedächtnisses wurde bereits in den vergangenen 50 Jahren stets besondere Aufmerksamkeit zuteil. Ein Ausblick widmet sich dieser Nachwirkung und Rezeption der Naturkatastrophe.
Die Buch über den Tornado in Pforzheim eröffnet als Ereignisgeschichte gleichermaßen Zeitzeugen, ihren Nachfahren, interessierten Bürgerinnen und Bürgern wie auch Touristen einen Blick auf die Geschehnisse des 10. Juli 1968 und die anschließende Katastrophenbewältigung. Über die 50-jährigen Wiederkehr der Tornadokatastrophe hinaus versteht sich die Publikation als ein Beitrag zur Erinnerungskultur und möchte als Grundlage für weitere Forschungsarbeiten zu dem Thema dienen.
Weitere Informationen zum Pforzheimer Tornado und der Neuerscheinung des Stadtarchivs finden sich auch in der aktuellen Ausgabe unseres "Archivmagazins". Diese steht zum Download zur Verfügung und liegt im Lesesaal des Stadtarchivs gedruckt zur Mitnahme aus. Mitglieder des Fördervereins für das Stadtarchiv Pforzheim e. V. erhalten das Archivmagazin per Post zugesandt.