Zahlreiche Besucher waren vergangenen Montag auf Einladung des Stadtarchivs und der Löblichen Singergesellschaft von 1501 in die Stadtkirche gekommen, um an diesem für die Veranstaltungsreihe „Montagabend im Stadtarchiv Pforzheim“ untypischen Ort einem Vortrag über den Pforzheimer Kantor Walter Hennig zu folgen. Hintergrund des Ortswechsels waren die Bezüge des Kirchenmusikdirektors Walter Hennig (1903-1965) zur Pforzheimer (alten) Stadtkirche, deren Kantor Hennig bis 1940 war, wie vor allem die Kooperation mit der Jugendkantorei unter Leitung von KMD Heike Hastedt. Die jungen Chorsängerinnen und –sänger trugen Werke Hennigs vor und lasen Zitate aus Briefen und Gedichten. Dr. Michael Goldbach, der bereits über Walter Hennig publiziert hat, gab einen kenntnisreichen und unterhaltsam vorgetragenen Überblick über Walter Hennig und sein Musikschaffen in Pforzheim, das von Erfolgen ebenso gekennzeichnet war wie von einem jahrelangen Ringen mit Kirche und Stadt um die institutionelle Verankerung und finanzielle Anerkennung seines Wirkens. Heute sind die Leistungen Hennigs für das musikalische Leben in Pforzheim unbestritten. Hennig war ein wichtiger Wegbereiter der örtlichen Musikkultur und hat viele Pforzheimerinnen und Pforzheimer für die Musik begeistert, wie zahlreiche im Publikum vertretene Schüler/-innen Hennigs in der an den Vortrag anschließenden Diskussion anschaulich illustrieren konnten.
Anlass der Veranstaltung war die Übergabe des Nachlasses von Walter Hennig an das Stadtarchiv im vergangenen Jahr. Dieser Nachlass reiht sich im Stadtarchiv in die Überlieferung von Teilnachlässen Pforzheimer Komponisten und Kirchenmusiker wie Rolf Schweizer und Theodor Röhmeyer ein. Bei dem nun im Stadtarchiv verwahrten Material von Walter Hennig handelt es sich jedoch um weit mehr als eine Sammlung von Partituren. In Fotos, Korrespondenz und persönlichen Dokumenten, in den Autografen seiner Kompositionen, aber auch in Gedichten aus seiner Feder spiegelt sich das künstlerische Schaffen wie die Biographie der Person Walter Hennig facettenreich wider und steht künftiger Auswertung offen.