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Der Pforzheimer Adolf Rosenberger – zur Geschichte eines deutschen Juden

Martin Walter (Rastatt) sprach bei der Gedenkfeier der Stadt Pforzheim zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Referent Martin Walter (mit Jardinière) präsentiert mit Angehörigen Rosenbergers sowie Oberbürgermeister Boch und Archivleiterin Deecke einen der vielen Preise, die Adolf Rosenberger als Rennfahrer errungen hat. Die Auszeichnung wurde von Rosenbergers Witwe Anne Robert der Stadt Pforzheim vermacht und wurde vom Stadtmuseum für die Gedenkveranstaltung zur Verfügung gestellt (Foto: Stadtarchiv)

Adolf Rosenberger, erfolgreicher Rennfahrer, Automobil-Pionier und Mitbegründer von Porsche, im Nationalsozialismus verfolgter Jude, im Konzentrationslager Kislau inhaftiert, zur Emigration gezwungen, als Alan Robert bis zu seinem Tode 1967 in den USA lebend - und Pforzheimer, der zeitlebens seiner Heimatstadt verbunden blieb. Die bewegte Biographie Rosenbergers stand im Mittelpunkt der mit über 60 Teilnehmern gut besuchten Gedenkveranstaltung der Stadt Pforzheim anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, die am vergangenen Montag im Stadtarchiv stattfand.

Anlässlich der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 74 Jahren gedachte Oberbürgermeister Peter Boch all derjenigen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden. Er erinnerte an den millionenfachen Mord der Nationalsozialisten und betonte, dass daraus für die Gegenwart eine Verantwortung zum Einsatz gegen Antisemitismus, Rassismus und Intoleranz erwachse. Mit Rosenberger werde zugleich der vielen jüdischen Lebenswege gedacht, die mit Pforzheim verbunden seien und von denen viele nach Gurs führten und dort oder in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern in Tod und Ermordung endeten. Archivleiterin Dr. Klara Deecke führte aus, dass die Teilnahme von Familienangehörigen Rosenbergers an der Veranstaltung die Relevanz des Gedenktags unterstreiche. Das Erinnern an Rosenberger als einen bedeutenden Pforzheimer sei wichtig und das Interesse an seiner Person groß.

Martin Walter, Diplom-Archivar und Leiter des Kreisarchivs Rastatt präsentierte anschließend seinen Vortrag „Ein (fast) vergessener Vater des ‚Volkswagens‘, der Porsche AG und ein erfolgreicher Rennfahrer: Der Pforzheimer Adolf Rosenberger – zur Geschichte eines deutschen Juden“. Walter ist ein profunder Kenner der Geschichte des Motorsports und hat bereits zu Adolf Rosenberger publiziert, u. a. in den vom Stadtarchiv Pforzheim herausgegebenen Neuen Beiträgen zur Pforzheimer Stadtgeschichte, Bd. 1, sowie im Sammelband „Nicht nur Sieg und Niederlage: Sport im deutschen Südwesten im 19. und 20. Jahrhundert“.

Anschaulich referierte Walter über die Kindheit und Schulzeit Rosenbergers in Pforzheim, sein erwachendes Interesse an Technik im Ersten Weltkrieg, erste Gehversuche im Motorsport bis zu seinen großen Erfolgen als Rennfahrer. Rosenbergers Rolle als Mitbegründer und Mitgestalter von Porsche, Kaufmännischer Direktor und in seiner Mitverantwortung für prägende Konstruktionen, die später zum Volkswagen und zu den legendären Rennwagen der Auto-Union Silberpfeile führten, kam ausführlich zur Sprache. Rosenbergers Inhaftierung im Konzentrationslager Kislau und seine Emigration bildeten eine tiefe Zäsur in seinemLeben. In den USA zunächst als ‚feindlicher Ausländer‘ mit Repressionen belegt, nahm er als Alan Arthur Robert 1943 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Unter schwierigen Bedingungen gelang es ihm, sich in den USA eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen. Juristische Wiedergutmachung und das Verhältnis zu Porsche nach Ende des Zweiten Weltkriegs bis hin zum heutigen, kontrovers diskutierten Stellenwert Rosenbergers in der Geschichte des Unternehmens wurden im Vortrag ebenfalls thematisiert. Es folgte eine angeregte Diskussion, die das große Interesse an Rosenberger und seine Bedeutung für die Automobilgeschichte verdeutlichte.

Mit der Veranstaltung wurde zugleich das Jahresprogramm der Veranstaltungsreihe Montagabend im Stadtarchiv Pforzheim 2019 eröffnet.