Auf politischer und zivilgesellschaftlicher Ebene sind sie ein wichtiger Baustein der interkulturellen Verständigung: Die Städtepartnerschaften. Sie ermöglichen durch Kulturveranstaltungen, Sportbegegnungen, Schüleraustausche oder auch persönliche Kontakte und Freundschaften einen lebendigen und direkten Austausch zwischen Menschen verschiedener Kulturen. Pforzheim pflegt mit insgesamt acht Städten weltweit langjährige freundschaftliche Beziehungen, wovon die älteste bereits seit 1989 besteht.
Die Ausstellung „PF8-Pforzheims Partnerstädte“ ist eine Kooperation des EMMA - Kreativzentrum Pforzheim in Kooperation mit der Abteilung Europa und Städtepartnerschaften der Stadt Pforzheim. Die Ausstellung wird vom 27. Oktober bis 13. November im EMMA-Kreativzentrum zu sehen sein und gibt einen besonderen Einblick in die acht Partnerstädte Gernika (Spanien), Győr-Moson-Sopron (Ungarn), Irkutsk (Russland), Nevşehir (Türkei), Osijek (Kroatien), Saint-Maur-des-Fossés (Frankreich), Tschenstochau (Polen) und Vicenza (Italien). Initiiert wurde das Projekt von Matthias Lüben, Gründer des Unternehmens Raumgang mit Sitz im EMMA – Kreativzentrum Pforzheim und Leiter des Projektes „Stattbad“, der das Projekt gemeinsam mit Künstler Janusz Czech umgesetzt hat. Mit virtuellen Rundgängen und künstlerischen Arbeiten zu besonderen, aussagekräftigen Gebäuden, Orten oder Plätzen in den Partnerstädten, sollen die Städte mit ihrer regionalen Geschichte und ihren kulturellen Besonderheiten vorgestellt werden. „Viele Menschen in Pforzheim, die nicht aktiv an Austauschprogrammen beteiligt sind, kennen die Partnerstädte von Pforzheim gar nicht oder wissen nur wenig darüber. Durch die virtuellen Rundgänge und die Kunstwerke von Janusz Czech nehmen wir die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise in die Partnerstädte“, erzählt Matthias Lüben.
Nach rund zwei Jahren der Projektarbeit, konnte am Mittwochabend schließlich die Ausstellung der acht Partnerstädte präsentiert werden. Oberbürgermeister Peter Boch, der die Vernissage eröffnete, betont: „Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Pforzheim und seinen Partnerstädten haben bereits die Begegnung zwischen mehreren tausend Menschen aus unterschiedlichen Nationen und Kulturen ermöglicht. Ich freue mich daher sehr, dass die Ausstellung PF8 den Bürgerinnen und Bürgern Pforzheims die Besonderheiten und Kulturen unserer Partnerstädte näherbringt“. Anschließend fand eine Gesprächsrunde zum Thema »In guten wie in schlechten Zeiten – Wie gut kann Kulturdialog auch in Krisenzeiten gelingen?« mit Künstler Janusz Czech, Renke Deckarm als Vertretung der Europäischen Kommission in München und Tim Hülquist von der Abteilung Dialoge des Instituts für Auslandsbeziehungen statt. Moderiert wurde sie von SWR-2-Moderatorin Marie-Dominique Wetzel. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit musikalischen Beiträgen von Firat Yildiz.
Wie geht man jedoch mit einer Partnerstadt um, wenn es politische Spannungen zwischen den Ländern gibt? Diese Frage stellt sich aktuell bei Pforzheims russischer Partnerstadt Irkutsk. Im April dieses Jahres hat sich der Pforzheimer Gemeinderat dem kommunalen Friedensappell des Rates der Gemeinden und Regionen Europas angeschlossen, der den Überfall Russlands auf die Ukraine aufs Schärfste verurteilt und das sofortige Ende des Krieges fordert. Seither ruht die offizielle Städtepartnerschaft mit Irkutsk.
In der Ausstellung wurde Irkutsk dennoch integriert, auch wenn ein Besuch durch Matthias Lüben und Janusz Czech aufgrund der aktuellen politischen Lage nicht möglich war. „Kultur ist ein wesentlicher Faktor bei der Völkerverständigung, viele der Städtepartnerschaften beinhalten einen lebendigen kulturellen Austausch, wie auch die Partnerschaft mit Irkutsk. Mit der Ausstellung wollen wir einladen, die Partnerstädte und mit ihnen die Kulturen der verschiedenen Ländern kennenzulernen und sich darüber auszutauschen“, so Janusz Czech.
Die anderen Städte bereisten Matthias Lüben und Janusz Czech mit Unterstützung der Abteilung Europa und Städtepartnerschaften der Stadt Pforzheim in den vergangenen zwei Jahren. Dabei trafen sie sich mit Repräsentantinnen und Repräsentanten vor Ort und besuchten die Sehenswürdigkeiten der Städte. Matthias Lüben erstellte anschließend virtuelle 3D-Rundgänge dieser Orte. So ist in der Ausstellung unter anderem etwa eine virtuelle Reise durch die beeindruckenden Felsbauten der türkischen Stadt Nevşehir, ein Rundgang durch eine Kunstdruckerei im italienischen Vicenza oder ein Besuch des Friedensmuseums in der spanischen Stadt Gernika möglich. Der Künstler Janusz Czech führte auf den Reisen die fotografische Serie seines Langzeitprojektes „Sightseeing“ fort und zeigt dabei charakteristische Gebäude oder Orte der Partnerstädte. Außerdem hat Czech im Rahmen der Ausstellung den „Salon der Kulturen“ gestaltet und damit einen Ort des Austauschs und der Begegnung geschaffen. Jeder Partnerstadt wird dabei ein Abend gewidmet, der mit Programm gefüllt ist, das in Kooperation mit den deutsch-europäischen Gesellschaften
gestaltet wurde. Neben Lesungen, Konzerten und Tanz-Performances, geben auch landestypische Speisen Einblicke in die verschiedenen Kulturen der acht Partnerstädte. Musikalisch umrahmt werden die Salons von Firat Yildiz.
PF8 – Pforzheims Partnerstädte. Ausstellung, virtuelle Rundgänge und »Salon der Kulturen« von Janusz Czech und Matthias Lüben
27. Oktober bis 13. November 2022
EMMA – Kreativzentrum Pforzheim
Emma-Jaeger-Straße 20
75175 Pforzheim
Öffnungszeiten:
Donnerstag bis Sonntag, 17 bis 23 Uhr,
Sonntag, 30. Oktober, 6. November, 15 bis 19 Uhr
Donnerstag, 3. und 10. November, 15 bis 19 Uhr
Salon der Kulturen
Beginn jeweils um 19 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr
Donnerstag, 27. Oktober - Győr-Moson-Sopron: Tibor Hevesi – kleine Episoden über besondere Menschen, Orte, Geschichten und Mythen aus dem Komitat Győr-Moson-Sopron, Musikalische Untermalung von Attila Barta, Konzertmeister der badischen Philharmonie Pforzheim. In Kooperation mit der Deutsch-Ungarischen-Gesellschaft
Freitag, 28. Oktober - Saint-Maur-des-Fossés: Gespräch mit Thierry Lesage und Patricia Thoraval (St. Maur), Konzert mit „Guinguette“- Musik (Akkordeon) von Hubert Bürkle. In Kooperation mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft.
Samstag, 29. Oktober - Osijek: Fotovortrag von Rolf Constantin, Vortrag und Gespräch mit Vladimir Frelih, Künstler und Professor, The Academy of Arts and Culture in Osijek, musikalische Untermalung. In Kooperation mit der Deutsch-Kroatischen Gesellschaft.
Freitag, 4. November - Nevşehir: Vortrag zum Philosophen Hadschi Bektasch von Emine Akyüz, Türkische Volkstänze vom Arkadaş e.V. In Kooperation mit der Deutsch-Türkischen Gesellschaft und der Deutsch-Türkischen Vereinigung 2010.
Samstag, 5. November - Gernika: Präsentation zu Gernika von Montserrat Casals Freixas, musikalische Untermalung. In Kooperation mit der Deutsch-Hispanischen Gesellschaft.
Freitag, 11. November - Irkutsk: Klavierkonzert mit Anna Zassimova, Kulturgespräch mit René Dantes, Künstler, Yulia Lokshina, Regisseurin, Katharina Leicht, Deutsch-Russische Gesellschaft, und Janusz Czech, Künstler. In Kooperation mit der Deutsch-Russischen Gesellschaft.
Samstag, 12. November - Vicenza: Eindrücke aus der Partnerstadt mit dem Kepler-Gymnasium, Stella Covi, zeitgenössische Tänzerin und Performerin. In Kooperation mit der Deutsch-Italienischen Gesellschaft und Amici Pforzheim Italia.
Sonntag, 13. November - Tschenstochau: Literarisch-Musikalischer Abend mit der Schriftstellerin Susanne Fritz und der Pianistin Anna Zassimova. In Kooperation mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft.