Zum Inhalt springen
  • Klarer Himmel 11 °C
  • Kontrast
  • Leichte Sprache
Schauspiel

Die verlorene Ehre der Katharina Blum

oder Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann | Schauspiel nach der Erzählung von Heinrich Böll für die Bühne bearbeitet von Margarethe von Trotta

Video

Am Morgen nach Weiberfastnacht stürmt die Polizei die Wohnung der bis dato unbescholtenen Katharina Blum und nimmt sie fest. Ihr Vergehen: Sie hat unwissend eine Liebesnacht mit dem gesuchten Verbrecher Ludwig Götten verbracht und möchte zu den Umständen seiner Flucht, die ihm trotz strenger Polizeiüberwachung der Wohnung gelungen ist, nicht aussagen. Mit dieser einen Zufallsbekanntschaft gerät ­Katharina aber nicht nur ins Visier der Staatsgewalt, sondern auch auf den Radar der sensationssüchtigen Medien. Vermutungen über angebliche Herrenbesuche, Gerüchte um teure Schmuckstücke, jedes noch so intime ­Detail ihres Privatlebens zerrt DIE ZEITUNG an die Öffentlichkeit, bis ­Katharina als loses Flittchen, Verbrecher-Sympathisantin und Kriminelle dasteht. Ihre Arbeitgeber, ihre Familie, Nachbar:innen – ­niemand bleibt unberührt von der durch Schmierenjournalist Tötges angefachten Hetzkampagne. Doch als Katharinas Toleranzgrenze überschritten ist, wandelt sie sich vom Opfer zur radikalen Täterin.
Heinrich Bölls 1974 erschienene Erzählung über Sexismus und mediale Gewalt, ein Jahr später von Volker Schlöndorff und Margarethe von ­Trotta erfolgreich verfilmt, löste eine hitzige Diskussion um die Praktiken der Boulevardpresse aus. Damals als Reaktion auf drastische Medienkampagnen gegen angebliche RAF-Sympathisant:innen gedacht, hat die Geschichte heute – in Zeiten von Shitstorms und Cybermobbing –
nichts an Aktualität eingebüßt.

Stückeinführung zwanzig Minuten vor Vorstellungsbeginn.
Gesamtdauer: ca. 1 Stunde 45 Minuten, keine Pause

 

Pressestimmen

"Packend wird der Missbrauch von Medienmacht angegangen
Den Plot hat Böll (…) als sarkastische Satire gestaltet. Er wollte zeigen „Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann“ und darstellen, was Medien-Schlagzeilen „in all ihrer bestialischen Unschuld anstellen“. Die Inszenierung von Mona Sabaschus und die eigenwillige Bühnenausstattung von Karolina Wyderka werden diesem Anliegen auf intensive Weise gerecht. Originell sind die Spiegelungen im Bühnenhintergrund und Lichteffekte mit ihrem ungewissen Silhouetten-Schein von Lauschern und Spionen.
Obwohl anzüglich-sexistisch von der Polizei verhört, und als verdächtige Terroristen-Braut nach weiteren Herrenbesuchen gelöchert, behält Sophia van den Berg als Katharina ihre aufmüpfige Art, aber auch ihre Würde und Grazie als junge Frau. Sie ist trotz verlorener Illusionen eine Liebende geblieben und sticht in jeglicher Hinsicht (…) heraus.
Die Dramatisierung (…) trifft mit Themen wie Medien-Macht, Sexismus und Telefon-Terror überraschend nachhaltig den Nerv der Zeit."

"Pforzheimer Zeitung" vom Montag, 5. Mai 2025

 

"Beklemmende Abrechnung mit medialer Gewalt
Katharina (Sophia van den Berg) ist der strahlende Star des Abends. In der leuchtend grünen Hose und dem pinkfarbenen Oberteil sieht sie aus wie eine schöne Blume inmitten der bürgerlichen Tristesse. Entschieden trotzt sie dem gewaltigen Shitstorm, ausgelöst von ihrem dämonischen Gegenpart, Reporter Tötges (Max Ranft), der sich in seiner Sensationslust suhlt. 
Die hohe schauspielerische Leistung wurde zu Recht mit tosendem und langanhaltendem Applaus belohnt."

"Pforzheimer Kurier" vom Montag, 3. Mai 2025

 

„Sprache – Macht – Gewalt
Mediale Verleumdung treibt nicht nur Terroristen in die Enge, sondern auch die rechtschaffene Katharina Blum. Im Pforzheimer Theater [wird] sie gespielt von der erfrischenden Sophia van den Berg. Der sympathische Max Ranft spielt die Rolle [des Reporters Tötges] in toxischer Brillanz. Die weiteren Rollen wie der rüpelhafte Kommissar Beizmenne (Markus Löchner) oder ihr missgünstiger Ex-Mann Brettloh (Timon Schleheck) verschmelzen zwischenzeitlich zum Chor der Fake-News.
Die schauspielerische Leistung wurde mit stehenden Ovationen belohnt.“

„Mühlacker Tagblatt“ vom Dienstag, 06. Mai 2025
 

 

Hinweise

Die Inszenierung enthält stroboskopische Effekte.
Zu Beginn der Vorstellung und am Ende fallen laute Schüsse.