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Parzival

Schauspiel von Lukas Bärfuss nach Wolfram von Eschenbach

„Eine Welt des Übergangs. Jede Gewissheit ist verloren. Regeln werden nur behauptet. Werte vorgetäuscht, Ehre, Respekt, Aufrichtigkeit – alles leere Worte. Willkür herrscht, und nackte Gewalt ist ihr Instrument. Darin ein verwahrloster Junge, töricht, zornig, stark, schön.“ So beschreibt der Schweizer Dramatiker Lukas Bärfuss Welt und Protagonisten seiner 2010 uraufgeführten Neufassung des mittelalterlichen Versromans.
Im Zentrum des Geschehens: der junge Parzival, dem seine Mutter gezielt Welt und Wahrheit vorenthält und ihn in Unwissenheit um die Gesetzmäßigkeiten der Wirklichkeit aufwachsen lässt. Kaum flügge, verlässt er sie und irrt auf der Suche nach Ritterwürde durch die Welt. Unterwegs begegnet er den verschiedensten Menschen, nimmt sich, was er haben will, kämpft und tötet ohne Sinn und Verstand, aber absolut erfolgreich – und gerät immer wieder in Konfliktsituationen, die er aus Unverständnis selbst verschuldet. Doch er will lernen, will sich bessern, will ein guter Ritter werden. Viele versuchen ihn im Menschsein zu unterrichten: König Artus, Gurnemanz und Trevrizenz, die schöne Conduiramour. Doch der Weg hin zu Verantwortung, Liebe und Mitleid ist steinig und voller Fehltritte. Wird Parzival am Ende die richtige Frage stellen, die ihn zum Erlöser und Gralshüter macht?

Mit diesem „Parzival“ schlägt Bärfuss mühelos den Bogen vom Mittel­alter zu unserer Gegenwart und präsentiert uns Parzivals Entwicklungsprozess im Kontext einer Krisenzeit, in der nicht nur die Werte, sondern auch die Worte ihre bindende Kraft verloren haben.