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Artenschutz im Stadtkreis Pforzheim

Der Erhalt und die Fortentwicklung der biologischen Vielfalt ist für die Natur im Stadtkreis Pforzheim grundsätzlich von großer Bedeutung.

Darüber hinaus gilt es, seltene in ihrem Bestand bedrohte Arten durch geeignete Maßnahmen besonders zu schützen. Das Amt für Umweltschutz koordiniert für folgende Arten bzw. Artengruppen besondere Schutzprogramme:

  • Fledermäuse
  • Vögel
  • Reptilien
  • Amphibien
  • Wespen & Hornissen
  • Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Über entsprechende Links stehen dem interessierten Nutzer ausführliche Informationen zur Verfügung. Diese Informationen beinhalten grundsätzliche Fakten als auch z.B. Hinweise auf lokale Vorkommen bestimmter Arten und Möglichkeiten, selbst etwas zu tun und sich im Artenschutz vor Ort zu engagieren. Zu den Themen Amphibien und Wespen & Hornissen sind auch gedruckte Broschüren im örtlichen Buchhandel und im Amt für Umweltschutz (Sekretariat) erhältlich.

Grundsätzlich ist Artenschutz nicht nur in der freien Landschaft sondern auch im Siedlungsraum von Bedeutung. Gebäude eignen sich unter Umständen sehr gut für die Förderung bedrohter Arten! Oft kann gerade hier privates Engagement ein hervorragendes Betätigungsfeld finden.

Schwalbenhäuser im Stadtkreis Pforzheim

Seit undenklichen Zeiten kommen in jedem Frühjahr Rauch- und Mehlschwalben aus ihren Winterquartieren im tropischen Afrika wieder zu uns und nisten in unseren Siedlungen. Während Rauchschwalben vorwiegend in Ställen ihre Mörtelnester bauen, besiedeln Mehlschwalben gerne Hauswände und bauen ihre Nester unter Dachvorsprüngen. Schwalben haben früher vielerorts das Dorfbild geprägt. Unsere Vorfahren haben die Schwalben als Glücksboten geschätzt, vertilgen diese doch Unmengen an Insekten. 

Seit einiger Zeit nehmen die Schwalbenbestände leider ab. Vor allem aufgrund der Versiegelung der Landschaft, des Strukurwandels in der Landwirtschaft und der Modernisierung von Gebäuden haben sie immer weniger Möglichkeiten, ihre bewundernswerten Nestbauten anzubringen. Schwalben sind streng geschützt, ihre Lebensstätten und Nester dürfen grundsätzlich nicht zerstört werden.

Das Amt für Umweltschutz hat vor diesem Hintergrund ein Projekt entwickelt, das die Einrichtung von sogenannten "Schwalbenhäusern" an geeigneten Stellen im Stadtkreis zum Ziel hat. Mit Schwalbenhäusern können den Tieren zusätzliche Nistgelegenheiten angeboten werden.

Ein Schwalbenhaus ist eine freistehende vorgefertigte Kolonie für Mehlschwalben, in der Regel befindet sich ein quadratisches oder mehreckiges Dach auf einem Mast in 4-6 m Höhe. Unter den Dachüberständen sind künstliche Nistmulden angebracht. Aktuell sind in Deutschland und  Nachbarländern weit über 300 Schwalbenhäuser "im Einsatz". Derzeit gibt es einen Anbieter in Deutschland für das komplette "Schwalbenhaus-Paket" (www.schwalbenschutz.de). 

Das erste Schwalbenhaus im Stadtkreis ist im Spätjahr 2011 im Ortsteil Huchenfeld im Bereich des Wertstoffhofes eingerichtet worden, denn insbesondere der südliche Teil Huchenfelds ist traditionell für Schwalben ein beliebter Ort, da es hier noch landwirtschaftliche Betriebe  bzw. Pferdehöfe gibt. In Einzelfällen entstanden dort leider auch Konflikte mit Hausbesitzern, die Nestbauversuche der Schwalben an Hausfassaden verhindert haben. Das Schwalbenhaus sollte auch diese Konflikte entschärfen. Das Schwalbenhaus wurde zu 100% durch Naturschutzmittel des Landes (Regierungspräsidium Karlsruhe) gefördert. 

In den ersten Jahren wurde noch keine Brut am Schwalbenhaus in Huchenfeld begonnen, gleichwohl konnten regelmäßig Schwalben beim neugierigen Umfliegen des Schwalbenhauses beobachtet werden. 2016 konnten dann überraschend viele Bruten festgestellt werden. Etwa die Hälfte der 48 Kunstnester waren erfolgreich besiedelt worden. Eine schöne Entwicklung!

Ein weiteres Schwalbenhaus wurde 2012 am Rand des Oststadtparks aufgestellt, in der Absicht, die vor einiger Zeit in der angrenzenden Lindenstraße noch vorhandene Mehlschwalben-Population wieder neu aufzubauen. Leider gab es bislang noch keine Brutnachweise. Geduld ist gefragt!

Im Ortsteil Eutingen (Ortszentrum) konnte im Spätherbst 2016 ein drittes Schwalbenhaus in kurzer Entfernung zu bestehenden Kolonien aufgestellt werden. Hier wird die Besiedlung vermutlich rascher erfolgen. Dankenswerterweise erhielten wir auch für diese Schwalbenhäuser eine Landesförderung. 

Im November 2017 konnte in Büchenbronn ein weiteres Schwalbenhaus eingerichtet werden. Wir wollen die noch vorhandene Restpopulation dort unterstützen!

Im Dezember 2021 konnte erstmals im Stadtkreis Pforzheim ein sogenanntes Artenschutzhaus beim Katharinentaler Hofgut errichtet werden. Zusätzlich zu einigen Mehlschwalben-Brutnäpfen sind dort auch Nistquartiere für Haussperlinge, Mauersegler, Hausrotschwänze und Fledermäuse eingebaut. Wir sind gespannt, wie dieses Artenschutzhaus angenommen wird!

Im August 2022 konnten ein zweites Schwalbenhaus in Huchenfeld und ein Artenschutzhaus in Hohenwart aufgestellt werden. Das erste Schwalbenhaus in Huchenfeld erfreut sich inzwischen eines unglaublichen Zuspruchs durch Mehlschwalben! In 2022 erfolgten wohl drei (!) Bruten, die Anzahl der an- und abfliegenden Schwalben erreicht neue Rekordwerte! Deshalb ist das zweite Schwalbenhaus in Huchenfeld dringend nötig. Das Artenschutzhaus in Hohenwart bietet auch für Mehlschwalben Brutplätze an, weiterhin zusätzlich noch Quartiere für Mauersegler, Höhlenbrüter wie Sperlinge, Stare und Quartiere für Fledermäuse.

Foto oben: Mehlschwalben am Schwalbenhaus im Ortsteil Huchenfeld (Bauer, AfU)