Schulz, Käthe („verbotener Umgang“)
Käthe Schulz, geb. Wolff, ist am 19.10.1905 in Berlin geboren. Mit ihren Eltern zieht sie 1907 nach Pforzheim. Sie beginnt eine Lehre zur Zahntechnikerin. Sie heiratet 1925, ein Jahr später kommt der Sohn Helmut zur Welt. Aufgrund der Trennung von ihrem Mann arbeitet sie als Platzanweiserin im Kino „LiLi“, um den Lebensunterhalt für sich und ihren Sohn zu verdienen. 1935 stirbt ihre Mutter, 1936 entlassen die Nazis ihren Vater Hellmuth Wolff, der auf dem Rathaus arbeitet, aufgrund seiner jüdischen Religionszugehörigkeit. 1940 müssen sie, ihr Sohn und ihr Vater ins das gettoisierte Haus in der Bertholdstr. 4 umziehen. Am 22.10.1040 verschleppen die Nazis ihren Vater wie weitere 194 Menschen jüdischer Religionszugehörigkeit aus Pforzheim ins Internierungslager Gurs in Südfrankreich. 1942 wird der Sohn Helmut in der Altstadtkirche konfirmiert. Bald darauf zieht Käthe Schulz mit ihrem Sohn zu Verwandten in Berlin. Sie wird zur Arbeit bei der Firma AEG dienstverpflichtet. Nach Bombenangriffen der Alliierten wird die AEG nach Böhmen ausgelagert. Im dortigen Werk sind auch französische Kriegsgefangene beschäftigt. Sie wird vom 1.3. bis 21.4.1945 von der Gestapo ins Gefängnis in Tetschen gesperrt, Hintergrund ist eine Denunziation wegen „Verkehr mit Kriegsgefangenen“. Da sie ohne Anklage und Urteil im Gefängnis war, kann sie beim Antrag auf Wiedergutmachung 1946 keine Beweise für den Grund ihrer Festnahme vorlegen, jedoch bestätigen verschiedene Aussagen Dritter ihre Angaben.
Sie macht sich ab den 80-er Jahren als Zeitzeugin des Antisemitismus in Pforzheim in der NS-Zeit, insbesondere der Deportation am 22.10.1940, verdient. Der Film „Das 4. Gebot - Die Ballade vom langen Leben der Käthe Schulz“, erhältlich beim Kommunalen Kino Pforzheim, zeichnet ihr Leben und damit über 100 Jahre Stadtgeschichte nach.
Käthe Schulz stirbt 2013 im Alter von 108 Jahren.
Quellen:
VVN Bad.-Württ. Archiv D 2359 b;
http://www.pfenz.de/wiki/Bertholdstra%C3%9Fe_4:_%22Judenhaus%22;