Zum Inhalt springen
  • Bewölkt: 85-100% 6 °C
  • Kontrast
  • Leichte Sprache

Ehrenbürger der Stadt Pforzheim

Geschichtliche Hintergründe zur Verleihung von Ehrenbürgerschaften

Nach dem 2. Weltkrieg gab es in den Besatzungszonen unterschiedliche Regelungen zur Verleihung der Ehrenbürgerwürden. 1955 wurde in der Gemeindeordnung für Baden-Württemberg eine einheitliche Maßgabe für die Verleihung erlassen, die bis heute gültig ist: "Die Gemeinde kann Personen, die sich besonders verdient gemacht haben, das Ehrenbürgerrecht verleihen".

1962 erhielt Julius Moser die erste Pforzheimer Ehrenbürgerwürde. Moser wurde wegen seiner jüdischen Abstammung in der NS-Zeit verfolgt. Aufgrund der Handhabung der Ehrenbürgerverleihung während der NS-Zeit wurde diese Entscheidung besonders begrüßt.

Seitdem liegt der Maßstab zur Bewertung von "besonderen Verdiensten" sehr hoch. Der Pforzheimer Gemeinderat geht mit dieser herausragenden Würdigung großer Leistungen bewusst sparsam um. Dies gilt auch für die ehemals selbständigen Pforzheimer Stadtteile Büchenbronn, Eutingen und Würm, welche als einzige Stadtteile die Ehrenbürgerwürde verliehen haben.

Ehrenbürger der Stadt Pforzheim

Manfred Bader

Ehrenbürger 2018-2021

Herr Manfred Bader (1933 - 2021) trat nach dem Studium 1957 in die Firma Bader ein und übernahm bald darauf Verantwortung als geschäftsführender Gesellschafter. Dank der 1978 gegründeten Manfred-Bader-Stiftung konnte die Jugendbegegnungs- und Jugendbildungsstätte, genannt Kupferdächle, errichtet werden. Die Stiftung verfolgt bis heute den Zweck des Betriebs einer konfessionell und parteipolitisch unabhängigen Jugendbegegnungs- und Jugendbildungsstätte.

1980 kandidierte Herr Bader erstmals für den Gemeinderat und wurde in diese Aufgabe berufen. Die Entwicklung der Innenstadt, das Kongresszentrum, Beziehungen zu anderen Städten in Europa und Begegnungsstätten für die Jugend sind einige der Themen die seine Arbeit im Gemeinderat prägten.

Im Jahre 2004 schied er nach einem Vierteljahrhundert ehrenamtlichen Engagements aus dem Gemeinderat aus.

Aufgrund seiner herausragenden Verdienste um die Stadt Pforzheim wurde Herrn Manfred Bader, der bereits Träger des Ehrenrings der Stadt Pforzheim ist, am 13.07.2018 das Ehrenbürgerrecht verliehen.

Werner Wild

Ehrenbürger 2018-2020

Herr Werner Wild (1926 - 2020) war von 1952 bis 1989 Geschäftsführer und Inhaber der Firma Otto Wild KG, die sein Vater Otto Wild im Jahr 1924 gegründet hat.

Die 1999 gegründete Werner-Wild-Stiftung verfolgt den Zweck kulturelle Aktivitäten in Pforzheim, im Enzkreis und in Lichtenau, wo die Otto Wild KG ein Zweigwerk hatte, zu fördern. Insbesondere im kulturellen Bereich tat sich Herr Wild durch uneigennütziges Engagement zum Wohle Pforzheims hervor. Aufgrund seiner persönlichen Großzügigkeit konnten einige Projekte realisiert und Kunstobjekte angekauft werden. Darunter sind exemplarisch die Plastik „Victoire“ von Heinz Mack vor dem Reuchlinhaus, das Reuchlindenkmal vor der Schlosskirche und im Stadtgarten sowie der wertvolle Renaissance-Papageien-Anhänger im Schmuckmuseum zu nennen.

Aufgrund seiner herausragenden Verdienste um die Stadt Pforzheim wurde Herrn Werner Wild, der bereits Träger der Bürgermedaille und des Ehrenrings der Stadt Pforzheim ist, am 22.06.2018 das Ehrenbürgerrecht verliehen.

Prof. Rolf Schweizer

Ehrenbürger 1998-2016

Professor Rolf Schweizer (1936-2016) war Organist, Cembalist, Vokalist, Komponist und Pädagoge.

Mit 17 Jahren wurde er nach der Begabtenprüfung zum Studium am „Kirchenmusikalischen Institut Heidelberg“ zugelassen. Mit 20 Jahren war er drei Jahre später der jüngste Kirchenmusiker in Baden. 1966 trat er die Bezirkskantorstelle in Pforzheim an. 1975 wurde er zum Landeskantor für Mittelbaden berufen und 1984 durch das baden-württembergische Wissenschaftsministerium zum Professor h. c. ernannt. Rolf Schweizer komponierte unter anderem das Requiem zum 23. Februar 1945.

1991 erhielt Rolf Schweizer den Ehrenring der Stadt Pforzheim, 1998 wurde er zum Ehrenbürger ernannt.

Dr. Walter Witzenmann

Ehrenbürger 1995-2004

Der Unternehmer und Kommunalpolitiker Walter Witzenmann (1908-2004) studierte Volkswirtschaft und Soziologie; 1935 promovierte er bei Alfred Weber in Heidelberg zum Doktor der Philosophie.

Anschließend arbeitete er in der Metallschlauchfabrik seines Vaters, die er später leitete. Nachdem er 1946 der FDP beigetreten war, wurde er 1959 in den Gemeinderat gewählt und gehörte ihm in der Folge über 40 Jahre an. 1995 wurde Walter Witzenmann nicht nur zum Ehrenbürger der Stadt Pforzheim, sondern auch zum Ehrensenator der Fachhochschule Pforzheim ernannt; die IHK Nordschwarzwald würdigte sein vielfältiges Engagement durch die Ernennung zu ihrem Ehrenpräsidenten.

Richard Ziegler

Ehrenbürger 1991-1992

Nach dem Besuch des Reuchlingymnasiums, von 1901-1910, ging Richard Ziegler (1891-1992) ein Jahr nach England.

Anschließend studierte er an den Universitäten Genf, Greifswald und Heidelberg Philologie. Nachdem 1919 er sein Studium mit einer Dissertation abgeschlossen hatte, widmete sich Ziegler, der nie eine Kunstschule besucht hatte, völlig der bildenden Kunst. Während der NS-Zeit emigrierte er erst nach Jugoslawien und dann 1937 nach England. 1963 übersiedelte er nach Silva auf Mallorca. Von dort aus besuchte oft sein Atelier in Calw, um seine dort aufbewahrten Werke zu ordnen und für seine zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland die Exponate auszuwählen.

Seit dem Ende der 80er Jahre lebte Ziegler wieder in seiner Geburtsstadt Pforzheim, 1991 ernannte ihn die Stadt Pforzheim zu ihrem Ehrenbürger.

Willi Weigelt

Ehrenbürger 1985-2002

Willi Weigelt (1920-2002) begann 1935 eine Beamtenausbildung bei der Stadtverwaltung Karlsruhe. Nach dem Zweiten Weltkrieg legte er die Begabtenprüfung ab und begann 1947 ein Studium der Staats- und Wirtschaftswissenschaften, das er 1953 mit der Promotion abschloß.

Ab 1954 war er bei der Stadt Karlsruhe Finanzrat und stellvertretender Stadtkämmerer, seit 1958 Hafendirektor. 1963 wählte ihn der Pforzheimer Gemeinderat zum 1. Bürgermeister, zwei Jahre später kandidierte er gegen Johann Peter Brandenburg erfolgreich für das Amt des Oberbürgermeisters.

Anläßlich seines Ausscheidens aus dem Amt erhielt er am 10. Mai 1985 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Pforzheim.

Theodor Scheidt

Ehrenbürger 1967-1976

Theodor Scheidt (1887-1976) kam 1905 mit seinen Eltern nach Pforzheim.

Nach seiner Ausbildung zum Baumeister in Karlsruhe arbeitete er am Hochbauamt der Stadt Pforzheim. Als Scheidt aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrte, fand er beim Tiefbauamt der Stadt Pforzheim Beschäftigung. Ab 1923 errichtete er als freier Architekt ganze Straßenzüge. Während des Wiederaufbaues der stark zerstörten Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg verschob sich sein Tätigkeitsfeld auf die Erstellung von Industriegebäuden.

Von 1928 bis 1933 engagierte sich Theodor Scheidt im Bürgerausschuss der Stadt. In der Nachkriegszeit war er von 1951 bis 1968 als Mitglied des Gemeinderates der Stadt Pforzheim in der Fraktion der Freien Wählervereinigung tätig.

Theodor Scheidt erhielt die Ehrenbürgerwürde der Stadt Pforzheim am 12. September 1967, anlässlich seines 80. Geburtstags.

Johann Peter Brandenburg

Ehrenbürger 1966-1977

Der promovierte Jurist Johann Peter Brandenburg (1905-1977) war zunächst in der Industrie tätig, ehe er kurz vor Kriegsende nach Pforzheim kam.

1946 wurde er Erster Bürgermeister der Stadt Pforzheim, im gleichen Jahr wurde er Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung und später des Landtags von Württemberg-Baden bzw. Baden-Württemberg – mit einer vierjährigen Unterbrechung gehörte er dem Landesparlament über 30 Jahre hinweg an, acht Jahre amtierte er als Vizepräsident des Landtages von Baden-Württemberg, von 1969 bis 1976 war er Vorsitzender der FDP/DVP-Fraktion. 1947 wurde Brandenburg vom Stadtrat zum Oberbürgermeister der Stadt Pforzheim gewählt, im Jahr darauf ging er auch aus der Direktwahl des Oberbürgermeisters als Sieger hervor. 1954 wurde Brandenburg auf zwölf Jahre als Oberbürgermeister wiedergewählt, 1965 unterlag er gegen Willi Weigelt.

Bei seiner Verabschiedung erhielt Brandenburg für seine vielfältigen Verdienste in der Epoche des Wiederaufbaus das Ehrenbürgerrecht der Stadt Pforzheim.

Julius Moser

Ehrenbürger 1962-1970

Julius Moser (1882-1970) studierte Bauingenieurwesen, nahm als Artillerieoffizier am Ersten Weltkrieg teil und übernahm nach Kriegsende das Herrenbekleidungsgeschäft seines Vaters.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war Moser aufgrund seiner jüdischen Herkunft zur Geschäftsaufgabe und später zur Zwangsarbeit gezwungen. Am 14. Februar 1945 wurde er in das KZ Theresienstadt deportiert. Von dort kehrte er am 17. Juni 1945 nach Pforzheim zurück und beteiligte sich aktiv am Wiederaufbau der zerstörten Stadt. Von 1945 bis 1959 war Moser, seit 1952 Träger des großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Präsident der Industrie- und Handelskammer und von 1948 bis 1958 Stadtrat.

Für seine Verdienste um seine Vaterstadt und ihre Wirtschaft ernannte ihn die Stadt Pforzheim am 18. Juli 1962 anlässlich seines 80. Geburtstages zum Ehrenbürger.

Ehrenbürger der Pforzheimer Stadtteile

Erwin Aichele

Ehrenbürger von Eutingen 16. Januar 1974

Erwin Aichele (1887-1974) hatte bereits als Jugendlicher das Sujet entdeckt, das während seines gesamten Künstlerlebens im Mittelpunkt seines Schaffens stehen sollte: die Tiermalerei.

Aichele besuchte die Kunstakademien in Karlsruhe und München und absolvierte anschließend eine Ausbildung zum Zeichenlehrer. Zeichenlehrer war zunächst sein Brotberuf, er wirkte als solcher von 1913 bis 1940 an der Pforzheimer Goldschmiedeschule, ehe er 1940 an die Kunstgewerbeschule wechselte. 1933 hatte Aichele bereits einen Lehrauftrag an der Karlsruher Akademie erhalten, der mit der Ernennung zum Professor verbunden war.

Nach seiner Pensionierung im Jahre 1951 entstand der größte Teil von Aicheles Werk, wobei er sukzessive seinen ursprünglichen streng naturalistischen Stil wandelte.

Walter Ziegler

Büchenbronner Ehrenbürger 1973-1983

Pfarrer Walter Ziegler (1907-1983) hat 40 Jahre lang in guten, aber auch in schweren Zeiten als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Büchenbronn gewirkt. Vier Jahrzehnte lang hat er gepredigt, unterrichtet, gestärkt, getröstet und hat damit in dieser langen Zeit das Dorfgeschehen in Büchenbronn wesentlich mitgeprägt.

In Würdigung seiner Verdienste um das religiöse und kulturelle Leben in Büchenbronn hat ihm der Gemeinderat der damals noch selbständigen Gemeinde Büchenbronn im Dezember 1973 das Ehrenbürgerrecht verliehen. Dabei wurden seine menschliche Wärme und seine Hilfsbereitschaft besonders hervorgehoben.

Emil Kollmar

Ehrenbürger von Würm 1913 - 1939

Emil Kollmar (1860-1939) war Stifter einer Kinderschule sowie einer Kinderkrippe. Er wurde 1913 zum Ehrenbürger des ehemals eigenständigen Stadtteils Würm ernannt.

Das Portrait wurde in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts von Hans Meid angefertigt.