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Zwischen Assimilation und Holocaust – Die Juden im deutschen Fußballsport am Beispiel Nordbadens

Vortrag des Mannheimer Fußballhistorikers Karl-Heinz Schwarz-Pich im Stadtarchiv

Karl-Heinz Schwarz-Pich beim Vortrag im Stadtarchiv (Foto: Stadtarchiv)

Am Montag, 11. Juli 2016, fand mit dem „Zwischen Assimilation und Holocaust – Die Juden im deutschen Fußballsport am Beispiel Nordbadens“ von Karl-Heinz Schwarz-Pich die Veranstaltungsreihe Montagabend im Stadtarchiv Pforzheim in Kooperation mit der Löblichen Singergesellschaft 1501 Pforzheim statt. Nach der Begrüßung durch Archivleiterin Dr. Klara Deecke und Obermeister der ‚Löblichen‘ Claus Kuge wandte sich Schwarz-Pich einem Kapitel der Geschichte des Fußballsports sowie des Antisemitismus zu, das bisher erst wenig untersucht wurde.

Der Mannheimer Referent, ein profunder Kenner der Sport- und Fußballgeschichte, der u.a. Fußballerbiografien, so über Sepp Herberger, sowie ein Buch über den DFB im Dritten Reich veröffentlicht hat, wurde für sein aktuelles Projekt vom Badischen Fußballverband mit einer Studie über die Bedeutung der Juden im Fußball in Nordbaden von den Anfängen bis 1945 beauftragt. Erstmals berichtete Schwarz-Pich im Stadtarchiv öffentlich von den Gesamtergebnissen seiner Untersuchung: Schwarz-Pich stellte im Vortrag dabei zum einen seinen biografischen, personengeschichtlichen Ansatz vor, mit dem er möglichst vollständig die jüdischen Personen im nordbadischen Fußball identifizierte und ihre Verfolgungsschicksale sowie ihre Funktion im Sport dokumentierte. Sehr anschaulich ging er dabei auch auf Quellenprobleme ein und stellte u. a. Pforzheimer Einzelbiografien vor.
Zum anderen fragte Schwarz-Pich nach dem Ausmaß und den Gesichtern des Antisemitismus in den Fußballvereinen vor und während der NS-Zeit. Schwarz-Pich stellte dar, dass Antisemitismus vor 1933 im Fußball weniger als in anderen Sportarten verbreitet war, was er mit den Wurzeln des organisierten Fußballsports im sozialreformerischen Denken u. a. nach englischem Vorbild als Reaktion auf die von der Industrialisierung ausgelösten sozialen Verwerfungen erklärte.

Vor allem in der angeregten Diskussion im Anschluss des Vortrags wurde deutlich, dass Schwarz-Pich seine Untersuchung auch als eine politische, auf die Gegenwart bezogene versteht: Als Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der Fußballvereine in der NS-Zeit und dem Umgang mit jüdischen Vereinskameraden und Sportlern sowie deren Schicksalen während der NS-Zeit. Dabei appellierte Schwarz-Pich auch an die Geschichtswissenschaft, sich des Themas anzunehmen, um mit ihrer Grundlagenforschung dem Sport eine fundierte Basis für eine differenzierte Auseinandersetzung zu geben.