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Zeitzeugen gesucht … Machen Sie mit!

Theater und Stadtarchiv Pforzheim suchen Zeitzeugen und Dokumente zu Willi Cordier und seinen Anhängern.

Das „Holzhaus“, das 1947 eingeweihte neue CVJM-Heim, errichtet Ecke Kiehnlestraße/Bahnhofstraße inmitten von Ruinen. Ab 1947 war Willi Cordier CVJM-Sekretär in Pforzheim; vorübergehend wohnte er mit seiner Familie im Keller des Holzhauses. Dort fanden auch Treffen und Taufen von „Cordianern“ statt (StadtA PF S1-8-K-24-V-17, Foto: Otto Kropf, Aufnahme um 1948, Blick von der Poststraße).

Mehr als 100 sogenannte „Cordianer“ haben sich in den 1940er und 50er-Jahren dem Sektenführer Willi Cordier aus Pforzheim angeschlossen und sind mit ihm auf die Falklandinseln und nach Patagonien ausgewandert. Für ein gemeinsames Projekt suchen Theater Pforzheim und Stadtarchiv Pforzheim Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die von ihren Erinnerungen an Willi Cordier und die „Cordianer“ – auf Wunsch auch anonym – berichten. Das Recherche- und Schreibprojekt wird mit der Uraufführung des Stücks „Cordiers Spuren“ im Theater Pforzheim Juni 2019 seinen Höhepunkt finden.

Kannten Sie „Cordianer“ aus dem Familien- oder Freundeskreis? Kennen Sie Berichte und Geschichten, die man sich in Pforzheim über die „Cordianer“ erzählte? Verfügen Sie über Fotos, Briefe oder andere Dokumente zum Thema? Ihre Erinnerungen und Berichte werden in die Entstehung des Stücks über Hoffnung und Enttäuschung, Verführung und Irrtum einfließen. Außerdem wird Ihr Material im Stadtarchiv dauerhaft bewahrt, um dieses besondere Kapitel Pforzheimer Stadtgeschichte für die Nachwelt zu dokumentieren. Von Interesse sind daher auch Originaldokumente. Datenschutz und Persönlichkeitsrechte werden dabei selbstverständlich gewahrt.

Kontakt: Stadtarchiv Pforzheim, archiv(at)pforzheim.de, 07231/39-2899.

Willi Cordier (1913-1982) war ab 1947 Sekretär des CVJM Pforzheim. Seine radikalen religiösen Ansichten und sein Charisma zogen viele junge Pforzheimerinnen und Pforzheimer in den Bann. Die zunehmend schärfe Kritik an der Kirche, aber auch Staat und Gesellschaft führten zu einer zunehmenden Selbstisolierung der „Cordianer“: Neben dem Kirchenaustritt kündigten viele Anhänger ihre Stellung, um niedere Hilfsarbeiten auszuführen. Sie distanzierten sich von Freunden und Familie. Mit Flugblattaktionen versuchten sie, für ihre Interpretation einer radikalen Umsetzung der Forderungen Jesu und der Bibel weitere Anhänger zu finden. Die letzte Konsequenz der kompromisslosen Abkehr von Kirche und Gesellschaft war jedoch die Auswanderung aus Deutschland. Ab 1953 ließen sich über 100 „Cordianer“ zunächst auf den Falklandinseln, später in Argentinien nieder und lebten in einer Art christlichen Kommune; 1958 reiste die letzte Pforzheimer Gruppe nach Argentinien aus. In den 1970er Jahren kam es zu einer Spaltung der Gemeinschaft. Cordier verließ mit einigen seiner engsten Anhänger die Siedlung in Paso Flores, Argentinien, und ließ sich weiter südlich nieder. Er starb 1982.