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Vortrag des Freiburger Literaturprofessors Achim Aurnhammer zu den "400 Pforzheimern"

Prof. Achim Aurnhammer (rechts) mit dem Obermeister der Löblichen Singergesellschaft von 1501 Pforzheim Claus Kuge und Archivleiterin Dr. Klara Deecke (Foto: Stadtarchiv)

Thematisch führte Prof. Aurnhammer, der in einem Sonderforschungsbereich zu Helden, Heroisierungen und Heroismen forscht, die zahlreichen Gäste im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Montagabend im Archiv" am 3. Juli zunächst in den Dreißigjährigen Krieg. Vor 395 Jahren, am 6. Mai 1622, fand die Schlacht bei Wimpfen statt, in der Soldaten der Katholischen Liga unter Tilly den protestantischen Truppen unter Markgraf Georg Friedrich von Baden gegenüberstanden. Dass vierhundert tapfere Pforzheimer, angeführt von ihrem Bürgermeister Deimling, unter Aufopferung ihres eigenen Lebens den Rückzug des Markgrafen deckten, ist hingegen nicht zu belegen, wie Aurnhammer ausführte. Dennoch gelangte die angebliche Begebenheit Ende des 18. und vor allem im 19. Jahrhundert zu großer Bekanntheit und spielte gerade auch für das Selbstverständnis und Selbstbewusstsein der Pforzheimer Bürgerschaft eine große Rolle.

Die Darstellungen und Verarbeitungen der 400 Pforzheimer in der Literatur und in der Bildenden Kunst sind äußerst vielfältig, die Begebenheit war auch weit über Pforzheim hinaus bekannt. Für Pforzheim als bürgerliche Stadtgesellschaft erfüllte sie eine gemeinschafts- und identitätsstiftenden Funktion, und zwar vor allem als Heldengeschichte, denn zumindest aus damaliger Sicht heldenhaft waren die Pforzheimer Bürger in ihrer patriotischen Pflichterfüllung und Opferbereitschaft, was genau in den Wertekanon des 19. Jahrhunderts passte. Dass die Begebenheit eine Erfindung war, minderte ihren Erfolg keineswegs.

So wurde im Ratssaal des Rathauses ein Wandgemälde von Wilhelm Reuter angebracht, das die 400 Pforzheimer in der Schlacht bei Wimpfen zeigt. Dem Stadtarchiv wurde unlängst eine Vorstudie des Gemäldes übereignet, die während des Vortrags gezeigt wurde. Die Unterschiede zwischen Vorstudie und Wandgemälde waren Teil der angeregten Diskussion im Anschluss an den kurzweiligen und kenntnisreichen Vortrag des Referenten.