In der Reihe Montagabend im Stadtarchiv Pforzheim fand am 14. Juli eine gut besuchte Vortragsveranstaltung zur Kunst am Bau der Buckenbergkaserne statt. Der Berliner Archivar Ulf Rathje präsentierte die Ergebnisse seiner Recherchen zu den umstrittenen Kunstwerken, die einst die 1936 errichtete Kaserne zierten. Im Mittelpunkt standen die sogenannten „Buckenberg-Köpfe“, monumentale steinerne Plastiken, die nach dem Abriss der Kaserne im Jahr 2007 geborgen und eingelagert wurden. Seitdem wurde immer wieder über deren künstlerischen und historischen Wert sowie deren ideologische Bedeutung diskutiert.
Vor einem interessierten Publikum – vor Ort im Veranstaltungsraum des Stadtarchivs sowie online per Livestream – stellte Rathje zentrale Fragen zur Deutung dieser Werke: Handelt es sich um NS-Propaganda oder doch um eigenständige Kunstwerke? Was stellten die Werke dar? Wer waren die Künstler? Und wie eng war ihre Verbindung zum NS-Regime?
Beauftragt vom Kulturamt der Stadt Pforzheim hatte Rathje nicht nur verstreute Literaturquellen ausgewertet, sondern auch aufwendige Archivrecherchen durchgeführt – insbesondere in den Beständen des Bundesarchivs, aber auch im Generallandesarchiv Karlsruhe. Gerade angesichts der schwierigen Quellenlage war es wichtig, eine fundierte Grundlage für eine sachliche Diskussion zu schaffen. Rathjes eine faktenreiche, bildgestützte Präsentation verdeutlichte die Ambivalenz der „Buckenberg-Köpfe“ zwischen Kunstwerk und ideologischer Instrumentalisierung.
Rathje ist in Pforzheim kein Unbekannter – mit Publikationen wie „Die Pforzheimer Straßennamen“ (2009) oder seinem Aufsatz zur jüdischen Familie Posner (2020) hat er bereits wichtige Beiträge zur Stadtgeschichte geleistet. Die Ergebnisse seiner aktuellen Recherchen sollen im kommenden Band der Neuen Beiträge zur Pforzheimer Stadtgeschichte veröffentlicht werden, die vom Stadtarchiv herausgegeben werden.
Mit der Vortragsveranstaltung wurde einmal mehr deutlich, wie notwendig eine kritische und zugleich faktenbasierte Auseinandersetzung mit der lokalen NS-Geschichte und ihrem kulturellen Erbe ist – gerade dort, wo Kunst, Politik und Geschichte untrennbar miteinander verwoben sind.