Im Zuge der sog. „Euthanasie“-Programme wurden zwischen 1939 und 1945 hunderttausende kranke und behinderte Menschen systematisch durch die Nationalsozialisten ermordet, unter ihnen auch Personen aus Pforzheim und Umgebung. Zur Erinnerung an sie wurde im Jahr 2013 auf dem Pforzheimer Hauptfriedhof eine Gedenktafel mit den Namen von über 200 Opfern dieser Verbrechen eingeweiht und eine Publikation veröffentlicht. „Namen, nicht Nummern – ‚Euthanasie‘-Verbrechen der Nationalsozialisten an Menschen aus Pforzheim“ wurde von Gerhard Brändle in Zusammenarbeit mit Margarete und Hans Ade verfasst und von der Stadt Pforzheim, Kulturamt und der Evangelischen Kirche in Pforzheim herausgegeben.
Diese Dokumentation wurde nun digital erweitert. „Für Kulturamt und Stadtarchiv war es selbstverständlich, den aktuellen Forschungsstand öffentlich zugänglich zu machen – sowohl durch die Online-Publikation als auch durch einen ergänzenden QR-Code am Denkmal“, so die stellvertretende Kulturamtsleiterin Claudia Baumbusch.
Erarbeitet wurden die neuen Forschungsergebnisse in den vergangenen Jahren von den Autoren Brigitte und Gerhard Brändle. Nach ihren Recherchen haben die Nationalsozialisten insgesamt 364 alte, kranke oder Menschen mit Behinderung aus dem Raum Pforzheim ermordet. „Die neuen Forschungen von Brigitte und Gerhard Brändle zeigten eindrücklich, wie ergiebig und bedeutend die kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Pforzheimer NS-Geschichte ist. Die Verfolgungsschicksale von Menschen aus Pforzheim dem Vergessen zu entreißen und öffentlich nachvollziehbar zu machen, stellt auch für die Gedenkkultur einen wichtigen Beitrag dar“, betont Archivleiterin Klara Deecke.
Der Nachtrag zur Publikation „Namen, nicht Nummern“ wird durch eine Kooperation des städtischen Kulturamts und Stadtarchivs Pforzheim auf der Website der Stadt Pforzheim https://www.pforzheim.de/euthanasieverbrechen zur Verfügung gestellt. Das Thema sei hoch aktuell, so Baumbusch: „Die nationalsozialistischen ‚Euthanasie‘-Morde fußten ideologisch auf der Entwertung und Entrechtung von Menschen aufgrund persönlicher Merkmale. Allen diskriminierenden Tendenzen, die wertvolle und weniger wertvolle Menschenleben unterscheidet, muss man sich nachdrücklich entgegenstellen. Teilhabe und Inklusion behinderter und kranker Menschen sind auch aus diesen Gründen wichtige aktuelle gesellschaftliche Ziele, wie die Geschichte der ns-verfolgten Pforzheimerinnen und Pforzheimer deutlich vor Augen führt.“ Auf dem Denkmal wurde zudem ein QR-Code mit dem Link zur Website angebracht.
