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Fußverkehr in Pforzheim nimmt deutlich zu

Ergebnisse der Mobilitätserhebung "Mobilität in Städten"

Foto: Fußgängerzone Leopoldplatz in Pforzheim©Stadt PforzheimFoto: Stefan Baust

Laut dem Ergebnis einer repräsentativen Mobilitätserhebung durch die Technische Universität Dresden im Jahr 2023/2024 legt die Pforzheimer Bevölkerung rund 33 Prozent ihrer Wege zu Fuß zurück. Dies stellt im Vergleich zu der Erhebung von 2017 eine deutliche Steigerung dar. Damals lag Pforzheim bei rund 25 Prozent in Sachen Fußverkehr. Auch der Radverkehr verzeichnet im Vergleich zu 2017 eine erfreuliche Zunahme auf 5,5 Prozent (2017: 3 Prozent). Die Nutzung der Öffentlichen Verkehrsmittel erfährt ebenfalls eine Steigerung von 10 auf 13,4 Prozent, sodass in Summe mittlerweile mehr als die Hälfte der Wege mit den Verkehrsmitteln des Umweltverbunds – also zu Fuß, mit dem Rad oder mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln - zurückgelegt werden. Das Auto wird nur noch für 48 Prozent aller Wege genutzt und verzeichnet damit einen deutlichen Rückgang um 14 Prozentpunkte. „Die Zunahme des Wegeanteils der Verkehrsmittel des Umweltverbundes ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Sie zeigt, dass wir uns auf einem guten Weg, hin zu nachhaltigen Mobilitätslösungen befinden. Die Zahlen sind auch ein Ansporn, diesen Weg konsequent, aber auch mit Augenmaß fortzuführen“, hebt Bau- und Umweltbürgermeister Tobias Volle mit Blick auf die Untersuchung hervor.

Wie wurden die Daten erhoben?

Die Erhebung „Mobilität in Städten“ wurde 1972 als „System repräsentativer Verkehrsbefragungen (SrV)“ ins Leben gerufen und dient der Ermittlung von Mobilitätskennwerten der städtischen Bevölkerung. Die Erhebung fand ab 2023 in rund 500 deutschen Städten und Gemeinden statt und richtet sich an Bürgerinnen und Bürger aus allen Bevölkerungsschichten. Auch in Pforzheim wurden 1.500 Personen per Zufallsverfahren aus dem Melderegister gezogen und mit einem standardisierten Erhebungsbogen zu ihren Mobilitätsgewohnheiten befragt. Außerdem mussten die an einem bestimmten Stichtag durchgeführten Wege im Detail protokolliert werden.

Die anonymisierte Auswertung der erhobenen Daten liefert ein differenziertes Bild der jeweiligen stadt- und gemeindespezifischen Mobilität. Ein zusätzlicher Nutzen entsteht durch den Vergleich mit Städten und Gemeinden ähnlicher Größenordnung. Die große Gesamtstichprobe des Projekts von mehr als 270.000 Personen ermöglicht es auch, Erkenntnisse zu stadtübergreifenden Trends zu gewinnen, die für die Verkehrsplanung und Verkehrspolitik bedeutsam sind. Hierzu gehört die Entwicklung der Verkehrsmittelwahl, die in der Diskussion um klima- oder auch pandemiebedingte Änderungen der Mobilität eine große Rolle spielt. Aber auch die allgemeine Nutzung von Carsharing-Angeboten und Elektrofahrrädern sowie die Mobilität von Kindern, Jugendlichen und Senioren wird analysiert.

Wie steht Pforzheim im Vergleich mit anderen Großstädten da?

Auch in anderen Großstädten ist eine deutliche Zunahme des Fußverkehrs zu beobachten. „Grund hierfür dürfte in erster Linie die verstärkte Arbeit im Homeoffice sein. Dadurch entfallen längere Arbeitswege. Stattdessen werden über den Tag zusätzlich kürzere Wege, sei es zum Einkauf oder für sonstige Erledigungen, zurückgelegt“ erläutert Christoph Schulze, Abteilungsleiter mit Zuständigkeit für Mobilität und Verkehr im Grünflächen- und Tiefbauamt der Stadt Pforzheim. „Darüber hinaus ist es möglich, dass infolge der Corona-Pandemie das zu Fuß gehen in der Alltagsmobilität wiederentdeckt wurde und somit an Bedeutung gewonnen hat,“ so Schulze weiter.

In Pforzheim ist die Zunahme des Fußverkehrs überdurchschnittlich stark ausgeprägt, ebenso der Rückgang der Wegeanzahl mit dem Auto. Dies ist einerseits erfreulich im Hinblick auf die im Integrierten Mobilitätsentwicklungsplan (IMEP) gesteckten und politisch beschlossenen Ziele. Andererseits hat Pforzheim im Vergleich zu anderen Großstädten nach wie vor einen überdurchschnittlich hohen Anteil an mit dem Auto zurückgelegten Wegen (48 Prozent in Pforzheim, 39 Pforzheim im Durchschnitt aller Großstädte). Demgegenüber ist der Anteil der mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege sehr niedrig (5,5 Prozent in Pforzheim, 18 Prozent im Durchschnitt aller Großstädte).

Wozu werden die Daten benötigt?

Neben den beschriebenen Wegeanteilen der einzelnen Verkehrsarten, dem sogenannten Modal Split, stehen als Ergebnis der Mobilitätserhebung noch zahlreiche weitere Daten wie Wegelängen, Wegezwecke, Daten zur Verkehrsmittelverfügbarkeit, Nutzung von Sharing-Angeboten, Auswertungen zur Homeoffice-Nutzung, subjektive Zufriedenheitswerte und vieles mehr zur Verfügung. Die Daten dienen den Fachämtern in der Verwaltung als vielfältige Datengrundlage. So findet jährlich die Evaluation des IMEP anhand der darin festgesetzten Ziele statt.

Die Stadt Pforzheim plant, künftig im regelmäßigen Abstand von fünf Jahren an der Erhebung teilzunehmen. Diese Ergebnisse sollen dazu beitragen, die Mobilitätsentwicklung regelmäßig zu analysieren. Neben der Evaluation des IMEP finden die Daten unter anderem Eingang in unterschiedliche verkehrsplanerische Fragestellungen und in Modellanwendungen zur Untersuchung der Verkehrsströme in der Stadt. Außerdem können damit Sharing-Angebote bedarfsgerecht geplant werden.

Derzeit arbeitet die Stadt Pforzheim an der Planung stadtweiter Mobilitätsstationen zur Verknüpfung unterschiedlicher Angebote oder beispielsweise auch an Abstellflächen für E-Scooter. Außerdem konnte das Carsharing-Angebot kürzlich erweitert werden.Analog zu Karlsruhe gibt es jetzt auch in Pforzheim das sogenannte Free-Floating Angebot „stadtflitzer“. Dies bedeutet, dass der Leihprozess beliebig innerhalb eines definierten Gebietes um die Innenstadt beginnen und enden kann und die Nutzerinnen und Nutzer nicht an feste Stationen gebunden sind. Das Besondere an den Pforzheimer Stadtflitzern ist, dass die Flotte ausschließlich aus Elektrofahrzeugen besteht.

„Abschließend kann ich sagen, die Ergebnisse der Mobilitätserhebung leisten einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung einer nachhaltigen und zukunftsgerechten Mobilität in Pforzheim. Sie zeigen uns einerseits den aktuellen Stand, aber sie zeigen auch die Defizite auf, an denen wir noch arbeiten müssen“, so Umweltbürgermeister Tobias Volle. „Natürlich stellen sie aber auch eine wichtige Datengrundlage für die weitere Konzeption und Planung der Verkehrsinfrastruktur in unserer Stadt dar.“