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Ausstellung „Silaturahmi“ im EMMA – Kreativzentrum Pforzheim

Spuren des Austausches zwischen Bandung und Pforzheim

©Franziska LyonFoto: Franziska Lyon

Welche Rolle spielen Kunst und Design beim Austausch von Wissen in unseren herausfordernden Zeiten? Wie können wir Voraussetzungen schaffen, um unter Anerkennung unterschiedlicher Kulturen und geschichtlicher Kontexte voneinander zu lernen?

Die Ausstellung „Silaturahmi“ vom 27. Juli bis 18. August im EMMA – Kreativzentrum Pforzheim präsentiert Spuren des Austausches zwischen der indonesischen Rakarsa Foundation aus Bandung, dem EMMA – Kreativzentrum Pforzheim und dem Pforzheimer Designkollektiv 4E, das sich genau diesen Fragen widmet. Die Zusammenarbeit zwischen Bandung und Pforzheim besteht seit 2021 dank eines (Online)-Stipendiums des Instituts für Auslandsbeziehungen, und verfestigte sich seither durch verschiedene Projekte, wie zum Beispiel der öffentlichen Installation „Sedekah Benih“ auf dem Waisenhausplatz von Vincent Rumahloine und Mang Dian in Kooperation mit der Hochschule Pforzheim, „The Sun´s neighbour“ von Endira F. Julianda und Nuri Fatimah beim Quartiersfest 2022, oder der Residenz der „4E“ bei Rakarsa in Bandung im Sommer 2023.

Der Begriff Silathurami

„Der Begriff Silaturahmi bezeichnet in Indonesien die Kernidee des Erhalts und der Pflege sozialer und familiärer Bindungen. Daher beschreibt Silaturahmi sehr gut die Grundidee unseres Austauschs, bei dem es weniger um konkrete Errungenschaften und das Erreichen bestimmter Ziele geht, sondern der gegenseitige Respekt und der Aufbau nachhaltiger Beziehungen im Vordergrund stehen. So kann das Netzwerk organisch wachsen, und die gemeinsamen Projekte entstehen auf der Grundlage von gegenseitigem Vertrauen und echtem Interesse“, erzählt Vincent Rumahloine, Geschäftsführer der Rakarsa Foundation.

Die bisherigen Arbeiten, die insbesondere während der Residenz der 4E in Bandung entstanden und die nun in der Ausstellung gezeigt werden, beschäftigen sich mit der Interaktion der Menschen mit ihrer Umgebung, mit der Natur, mit menschlichen und nicht-menschlichen Lebewesen. Die Masagi-Gemeinschaft in Bandung etwa, mit der Rakarsa und die 4E bereits bei Sedekah Benih und auch während ihrer Zeit in Bandung zusammenarbeiteten, setzt sich für den Umweltschutz in ihrem Viertel ein. Für die Ausstellung webten die „Ibu Ibu“, die Mütter der Gemeinschaft, über 300 Teppiche aus gesammeltem Plastikmüll. In der Installation „Kelindan“ laden diese Teppiche nun zum Innehalten in der Ausstellung und zum Austausch ein.

Johanna Heilig und Franziska Lyon zeigen Textilien und Keramiken, die eine Auseinandersetzung mit der Umgebung in Bandung darstellen: Durch das Wässern von Stoffbahnen, auf denen gesammelte Wellblechplatten lagen, entstanden rostfarbene Muster. Dabei wurden drei verschiedene Arten von Wasser genutzt: Wasser aus einem Fluss in Bandung, abgepacktes Wasser sowie Leitungswasser. Die Keramikobjekte thematisieren das Halten, Weitergeben und Teilen von Wasser und von Erinnerungen. Glasiert wurden die Objekte mit verschiedenen Erden und Rost aus Bandung.

Eine Videoarbeit von Nanda Maulana und Shelvira Alyya beschäftigt sich mit dem Wasser des Cikapundung-Flusses in Bandung und dokumentiert eine Aktion, welche sie gemeinsam mit den 4E in Pulosari, einem dicht besiedelten Stadtviertel von Bandung, unternahmen: Auf einem Handwagen, der in Indonesien üblicherweise zum Verkauf von Essen genutzt wird, installierten sie ein Soundsystem, das sowohl Geräusche abspielen als auch aufnehmen konnte. Mithilfe des Wagens traten sie mit der Bevölkerung vor Ort in Kontakt und schufen eine Plattform zur Begegnung und zum Austausch, fernab von Sprachbarrieren. In einer Installation von Kosmas Dinh, Justus Lietzke, Endira F. Julianda, Arsya Ardiansyah und Gustar Brata werden Teile und Eindrücke dieses Wagens gezeigt und mit weiteren Arbeiten rund um das Thema Wasser sowie gesammelten Objekten aus den Pforzheimer Flüssen kombiniert. „In unseren Arbeiten kommen wir anhand alltäglicher Themen, die uns in beiden Ländern gleichermaßen beschäftigen, wie hier etwa Wasser und Umweltschutz, miteinander ins Gespräch, erfahren verschiedene Perspektiven und entdecken Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang damit“, erzählt Endira F.Julianda, Programmleiterin bei Rakarsa.

Da auch das gemeinsame Kochen und Essen und die Neugier für lokale Spezialitäten ein wichtiger Teil des Austauschs war und ist, erscheint begleitend zur Ausstellung ein Kochbuch, das Rezepte aus Deutschland und Indonesien vorstellt, die während des Austausches gemeinsam gekocht wurden, während der Projekte gesammelt wurden oder aus den Familien der Teilnehmenden stammen. Die Eröffnung der Ausstellung findet am 26. Juli 2024 um 19 Uhr statt, mit einem Künstlergespräch mit den Mitgliedern der Rakarsa Foundation und den 4E.

Am Samstag, 27.7.2024 ab 14 Uhr laden Rakarsa, die 4E und das EMMA zum gemeinsamen Kochen und Essen ein: Gemeinsam wird das traditionelle indonesische Reisgericht Tumpeng zubereitet, kombiniert mit lokalen Kräutern, die bei einer gemeinsamen Kräuterwanderung im Vorfeld gesammelt wurden.

Über die Projektpartner

4E ist ein Pforzheimer Kollektiv (Franziska Lyon, Justus Lietzke, Johanna Heilig, Kosmas Dinh), das an der Schnittstelle von ortsspezifischer Aktivierung und Designmethoden arbeitet. Die Projekte reichen von großformatigen Installationen und öffentlichen Formaten und akustischen Arbeiten und suchen den Kontakt zur Umgebung durch spezifische Materialien. Die Arbeit des Kollektivs wurde maßgeblich geprägt durch Freund*innen und Partner, wie z.B. LAF Leerstand als Freiraum e.V., das EMMA – Kreativzentrum Pforzheim, Sense und den A.K.T; sowie die translokale Zusammenarbeit mit der indonesischen Rakarsa Foundation.

Rakarsa Foundation ist eine Non-Profit-Organisation im Bereich Kunst und Kultur, die 2018 in Bandung, Indonesien gegründet wurde. Das Ziel von Rakarsa ist es, die Rolle künstlerischer Praktiken bei der Wissensvermittlung an eine breite Öffentlichkeit zu stärken. Rakarsa beherbergt und fördert Netzwerke zum Wissensaustausch, die auf informelle Kunstvermittlung und kulturellen Austausch in Form von Ausstellungen, öffentlichen Veranstaltungen oder Bildungsinitiativen ausgerichtet sind. Die Mitglieder von Rakarsa sind Vincent Rumahloine, Endira F. Julianda, Nuri Fatimah, Yori F. Papilaya, Clarissa Tifanny, Gustar Brata und Arsya Ardiansyah.

Das EMMA – Kreativzentrum Pforzheim ist die zentrale Plattform für Pforzheims Kreative. In einem ehemaligen Jugendstilbad an der Enz gelegen, bietet das Kreativzentrum auf einer Fläche von 3.000 Quadratmeter Werkstatt- und Coworking-Arbeitsplätze, Ateliers, Büros und Ausstellungsflächen. Auch die Stadt selbst zeichnet sich durch eine lebendige Kreativszene mit Schwerpunkt auf den Bereich Design aus. Zahlreiche Hochschulabsolventen, Existenzgründerinnen und-gründer, Freelancer und Unternehmen aus der Kreativwirtschaft arbeiten in Pforzheim und beleben den Standort.

In Kooperation mit: Rakarsa Foundation, Kommunitas Masagi, Shelvira Alyya Putri Anjani, Nanda Maulana, 4E

Ausstellung Silaturahmi

27.07.-18.08.2024

EMMA – Kreativzentrum Pforzheim

Öffnungszeiten: Fr-Sa 14-19 Uhr, So 11-19 Uhr

Vernissage: Fr, 26.07.2024, 19 Uhr

Programm:

27.07.2024, ab 14 Uhr: Community Cooking & Meal

Gemeinsam kochen wir das traditionelle indonesische Reisgericht „Tumpeng“, kombiniert mit lokalen Kräutern aus dem Schwarzwald

Anmeldung unter info(at)emma-pf.de