Die Arbeitsgemeinschaft der Archive im Städtetag Baden-Württemberg tagte vergangenen Mittwoch, den 14. April 2010, im Reuchlinhaus. Oberbürgermeister Gert Hager eröffnete die gut besuchte Veranstaltung. In seiner Rede unterstrich er den Stellenwert des Archivs für die kulturelle Bildung. „Das Stadtarchiv hat in meinem Verständnis auch eine hohe gesellschaftspolitische Bedeutung“, so Hager. Das Archiv sei nicht nur das Gedächtnis, sondern auch die Wurzel der Stadt. Umso wichtiger sei es, Unterlagen für die Nutzer zugänglich zu machen und die Archive für die Zukunft vorzubereiten.
Das digitale Zeitalter und der Umgang mit elektronischen Unterlagen bildeten dann auch in der Tagung einen Schwerpunkt. Es wurde unter anderem diskutiert, welche Informationen aus den, mittlerweile nur noch elektronisch geführten, Gewerbe- und Melderegistern übernommen werden sollen. Im Hinblick auf die kleineren Archive wurde eine Vernetzung zum Thema digitale Daten beschlossen, um die Kräfte und Ideen im Umgang mit elektronischen Unterlagen zu bündeln.
Die Abgabe älterer Personenstandsbücher (Geburten-, Heirats- und Sterbebücher) von den Standesämtern an die Archive seit Januar 2009 sei ohne größere Probleme abgelaufen, so referierte Dr. Roland Müller, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft und Archivleiter des Stadtarchivs Stuttgart. Hinsichtlich der zu erhebenden Gebühren besteht aber noch Gesprächsbedarf. Im Gegensatz zu den kleineren Archiven konnten die mittleren und größeren Stadtarchive einen zum Teil erheblichen Anstieg der Benutzungszahlen durch die Personenstandsbücher verzeichnen, so dass für diesen neuen Aufgabenbereich zusätzliches Personal benötigt wird.
Die Arbeitsgemeinschaft plant außerdem die Veröffentlichung einer Imagebroschüre, die alle Aufgabenfelder der Kommunalarchive anschaulich darstellen soll. Die Veröffentlichung ist für das Frühjahr 2011 geplant.
Im Hinblick auf den Einsturz des Kölner Stadtarchivs wurde über die Möglichkeiten einer Versicherung für Archive informiert. Hierbei wird nicht der Wert der Archivalien, der nicht schätzbar ist, versichert, sondern die Kosten für eine Restauration als Grundlage für die Versicherungsbeiträge herangezogen. Die meisten Archive besitzen keine spezielle Versicherung, sondern setzen ihre finanziellen Mittel für die Prävention, wie z. B. Brandmeldeanlagen, ein.
Des Weiteren wurde über die geplante zentrale Lagerung der Grundbücher, über eine mögliche Übernahme von Unterlagen aus dem Besitz der SV Versicherungen (Gebäudebrandversicherungen) in die Kommunalarchive diskutiert.
Die nächste Tagung der AG Archive wird am 4. Mai 2011 in Blaubeuren stattfinden.