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Gedenktag Deportation jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger nach Gurs

Am 22. Oktober 1940 begann die Deportation von mehr als 6.500 Jüdinnen und Juden aus den NS-Gauen Baden und Saarpfalz in das französische Internierungslager "Camp de Gurs". Seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten war die jüdische Bevölkerung in zunehmendem Maße der Verfolgung und Entrechtung ausgesetzt. Nun begann die systematische Vertreibung und Vernichtung. Die Gauleiter Bürckel (Saarpfalz) und Wagner (Baden) wählten für den Beginn der Deportationen einen Tag des jüdischen Laubhüttenfestes Sukkot.

In Pforzheim wurden die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger vom Kleinkind bis zum Greis am frühen Morgen des 22. Oktober am Hauptgüterbahnhof zusammengetrieben und von dort in völlig überfüllten Zügen ins 1.260 Kilometer entfernte Lager nach Gurs am Fuße der französischen Pyrenäen transportiert. Von der Deportation an diesem Tag waren 182 Pforzheimerinnen und Pforzheimer betroffen, außerdem wurden zehn Jüdinnen und Juden aus Königsbach von Pforzheim aus deportiert. Achtzehn weitere ehemals in Pforzheim lebende jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger wurden von anderen südwestdeutschen Orten aus deportiert, zwei Frauen wurden im französischen Exil aufgegriffen und ebenfalls nach Gurs gebracht. Insgesamt wurden also 202 jüdische Pforzheimerinnen und Pforzheimer in das Internierungslager in Gurs gebracht.

Oft ist über das weitere Schicksal der Deportierten nichts bekannt. Viele starben aufgrund der unmenschlichen Lebensbedingungen im Internierungslager Gurs. Von der sogenannten "Vorhölle von Auschwitz" wurden mindestens 93 Pforzheimerinnen und Pforzheimer in die nationalsozialistischen Vernichtungslager im Osten transportiert und ermordet, zwei Frauen überlebten dort. Nur 57 der nach Gurs deportierten Pforzheimerinnen und Pforzheimer überlebten nachweislich.

Am einstigen Hauptgüterbahnhof wurde um den originalen Prellbock eine Gedenkstätte eingerichtet, an der alljährlich am 22. Oktober an die Deportation der jüdischen Pforzheimerinnen und Pforzheimer nach Gurs erinnert wird. Im Beisein des Oberbürgermeisters der Stadt Pforzheim und von Vertreterinnen und Vertreter der jüdischen Gemeinde wird dort der Opfer gedacht.

Im Oktober 2025 wird die Gedenkstätte um ein deutlich sichtbares Mahnmal ergänzt, auf dem die Namen der nach Gurs deportierten Pforzheimer genannt werden. Auch die jüdischen Menschen aus Königsbach wurden von Pforzheim aus nach Gurs deportiert, auch ihre Namen sind auf der Stele zu finden.

Im Rahmen der Vorbereitungen überprüfte das Stadtarchiv die bislang zusammengetragenen Informationen und wertete die Datenbank der Jüdischen Mitbürger sorgfältig aus mit dem Ergebnis, dass die bislang bekannten Zahlen korrigiert wurden. Die Quellenlage ist jedoch schwierig, so dass das weitere Schicksal einiger Opfer der Deportation auch heute noch nicht vollständig bekannt ist.