IMEP: Projekt- und Bürgerbeteiligungsphasen 2020 bis 2022
Grundlage des IMEP bildete zum einen die Evaluation des Verkehrsentwicklungsplans der Stadt aus dem Jahr 2010 und zum anderen die Analyse des Ist-Zustandes in Pforzheim. Aus den Erkenntnissen der Bestandsaufnahme wurden Ziele für die Entwicklung der Mobilität abgeleitet. Auf deren Basis werden schließlich Konzepte und konkrete Maßnahmen für die Zukunft entwickelt.
Parallel zu den Projektphasen gab es Gelegenheiten, sich über den aktuellen Stand des IMEP zu informieren und immer wieder einzubringen. Während der Erstellung des IMEP (kurz für Integrierter Mobilitätsentwicklungsplan) gab es insgesamt drei intensive Bürgerbeteiligungsphasen.
Beteiligungsphase 1 | 23.10.-20.11.2020
- Ergebnisse der ersten Beteiligungsphase632 KBWir haben gefragt: Was gefällt mir, wenn ich unterwegs bin in Pforzheim? Was läuft nicht so gut? Was stört mich? Wie stellen Sie sich die Mobilität der Zukunft in Pforzheim vor? Insgesamt haben uns über 300 Einzelbeiträge erreicht – die meisten davon waren sehr umfangreich und bezogen sich gleich auf mehrere Themenfelder.
Beteiligungsphase 2 | 18.12.2020-21.01.2021
Wir haben gefragt, wo in Pforzheim die Mobilität gut funktioniert und wo es noch Verbesserungspotentiale gibt. Dieses Mal haben sich 277 Bürgerinnen und Bürger beteiligt und insgesamt über 7.500 Beiträge eingereicht. Dabei wurden mehr als 3.000 Orte auf einer interaktiven Karte markiert.
Die Ergebnisse wurden ausgewertet und erste Erkenntnisse abgeleitet, die Sie sich auf den Kartenbildern weiter unten anschauen können.
Die Datensätze aus der zweiten Beteiligungsphase wurden der Fachplanung zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse dienten als Grundlage für die abschließende Bestandsanalyse. Im weiteren Planungsprozess konnten bei Bedarf immer wieder gezielt Informationen zu bestimmten Themen oder Orten aus dem Datenpool herangezogen und so die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger sinnvoll in die weiterführende Planung integriert werden.
Öffentlichkeitsveranstaltung zur Maßnahmenentwicklung am 18.01.2022
"Am 18.01.2022 fand die digitale Öffentlichkeitsveranstaltung zur Maßnahmenentwicklung statt. Neben Bürgermeisterin Sibylle Schüssler, Vertreterinnen und Vertretern des Verkehrsplanungsbüros PTV nahmen über 35 Pforzheimerinnen und Pforzheimer an der Veranstaltung teil. Die zunächst geplante analoge Veranstaltung im CCP in Pforzheim im November 2021 musste aufgrund der bestehenden Corona-Lage leider kurzfristig abgesagt werden. Die Dokumentation und Präsentation können unter Downloads heruntergeladen werden."
Ergebnisse Erreichbarkeit

Pforzheim wird als Stadt der kurzen Wege beschrieben. Insbesondere das Stadtzentrum, vor allem der Bereich um den Bahnhof, zeichnet sich nach Ansicht der Teilnehmer/-innen durch eine gute Erreichbarkeit aus. Die Grünflächen der Stadt (Enzauenpark, Stadtgarten und Wildpark) sind laut einiger Befragten mit allen Verkehrsarten gut zu erreichen. Andere Bürger/-innen empfinden die Erreichbarkeit derselben Grünflächen hingegen als schlecht (vgl. Abb. 2).



Bemängelt wird die schlechte Erreichbarkeit der Hochschule Pforzheim mit dem Fahrrad oder E-Bike. Als Grund hierfür werden fehlende Radwege genannt.

Die Teilnehmer/-innen kritisieren die Wege entlang der Enz. Zu schmale Räume, das Fehlen einer klaren Trennung der Wege für alle Verkehrsteilnehmenden und die Flächenkonkurrenz zwischen Rad- und Fußverkehr sorgen hier für Probleme

Vor allem in der Innenstadt bzw. im Innenstadtring sowie in Nord-Süd-Richtung wird eine fehlende Fahrrad-Infrastruktur bemängelt, was die Erreichbarkeit mit dem Rad in dem Gebiet einschränkt

Verbesserungsbedarf gibt es laut Teilnehmer/-innen bei der Anbindung der südlichen Ortsteile an die Innenstadt. Bemängelt wird auch hier eine fehlende Fahrradinfrastruktur. Die Fahrtzeiten des ÖPNV werden kritisiert. Eine engere Taktung der Busse wird vorgeschlagen, um die Situation zu verbessern.

In der Befragung wurde die Erreichbarkeit des Bahnhofs bemängelt - vor allem von Radfahrer/-innen. Ein Grund hierfür: das Fehlen von (kostenfreien) Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Fehlende KFZ-Parkmöglichkeiten schränken auch die Erreichbarkeit mit dem Auto ein.

Die Bürger/-innen wünschen sich einen ÖPNV-Ausbau entlang der Enz. Vor allem im östlichen Bereich des Flusses gibt es nach Meinung der Befragten zu wenige Busverbindungen. Vorgeschlagen werden zudem weitere Bahn-Haltestellen, um die Erreichbarkeit des Gebietes zu verbessern.
Ergebnisse Querungen


Ergebnisse Parken & Parkraum


Parkende Fahrzeuge stellen nicht nur in der Kenrstadt ein Problem dar. Auch in den südlichen Stadtteilen Würm und Büchenbronn fühlen sich die Befragten durch den ruhenden Verkehr gestört.


Ergebnisse Straßenraumgestaltung



Die Befragten schätzen insbesondere die Freiflächen und autofreien Bereiche in der Stadt. Verkehrsberuhigte Straßen, öffentliche Plätze und Parks sowie die Grünflächen an den Flüssen werden positiv hervorgehoben.

Besonders gering ist die Aufenthaltsqualität laut Beteiligungsergebnis an den Hauptverkehrsachsen der Stadt. Zu viele und zu schnell fahrende Autos, eine schlechte Querbarkeit der Straßen sowie einer mangelhaften Qualität für den Fuß- und Radverkehr sind hierfür verantwortlich. Auch Nebenstraße und Freiräume werden bemängelt. Grund hierfür sind eine fehlende oder mangelhafte Beleuchtung, zum Beispiel entlang der Enz oder in Parks, wodurch in der Nacht Angsträume entstehen können.
Ergebnisse Verkehrssicherheit

Straßenräume, die von den Befragten als sicher wahrgenommen werden, finden sich beispielsweise in der östlichen Karl-Freidrich-Straße und der Bahnhofsstraße. Gelobt wird auch die Zerrennerstraße im Bereich der ehemaligen Centralklinik Pforzheim.

Bemängelt wird die Sicherheit von Fußgänger/-innen insbesondere in der Kernstadt, in der Zerrennerstraße, in der Fußgängerzone sowie im Bereich zwischen Auerbrücke (Deimlingstra0e) und Jahnstraße. Als Sicherheitsrisiken werden schnelles Fahren sowie mangelhafte, bzw. fehlende Querungshilfen genannt.

An den Hauptverkehrsstraßen ist Radfahren aus Sicht der Bürger/-innen besonders gefährlich. Als Gründe hierfür werden fehlende Radwege und mangelnde Rücksichtnahme durch Autofahrer/-innen genannt. Im Bereich entlang der Enz kommt es häufig zu Konflikten zwischen Radfahrer/-innen und Fußgänger/-innen.
Beteiligungsphase 3 | 23.03.2022 – 17.04.2022
Mit der Entwicklung konkreter Maßnahmenvorschläge für eine zukunftsfähige Mobilität in Pforzheim startete die dritte und letzte Arbeitsphase zur Erstellung des IMEP. Die aus fachplanerischer Sicht 16 wichtigsten Maßnahmen konnten während einer begleitenden vierwöchigen Online-Beteiligung durch die Bürgerinnen und Bürger priorisiert werden. Insgesamt haben fast 200 Bürgerinnen und Bürger mitgemacht und eine wertvolle Informationsgrundlage für die Umsetzungsphase des IMEP geliefert.
Zur Beteiligung / Priorisierung der Maßnahmen
Die aus fachplanerischer Sicht 16 wichtigsten Maßnahmen aus dem IMEP (im Dokument hervorgehoben) wurden zunächst in Form kleiner Steckbriefe vorgestellt. Die jeweiligen Maßnahmen wurden textlich kurz erläutert und einem von sieben Themenfeldern aus dem IMEP zugeordnet, die auf Grundlage der bisherigen Beteiligungsergebnisse und fachlichen Analysen abgeleitet wurden. Jeder Maßnahme war außerdem eine Preiskategorie für deren geschätzte Umsetzung zugeordnet (€ – €€€€€). Hierbei handelte es sich um eine für die Beteiligung vorgenommene Einschätzung und keine exakten Werte.
Die Teilnehmenden verfügten in der dritten Online-Beteiligung über ein virtuelles Budget von 15 Punkten (1 Punkt = ein €-Zeichen). Innerhalb dieses Budgets konnten die Bürgerinnen und Bürger die aus Ihrer Sicht wichtigsten Maßnahmen für die künftige Mobilitätsentwicklung in Pforzheim individuell zusammenstellen. Über ein Textfeld konnten die Befragten zusätzlich Feedback zu den Maßnahmen geben.
Hinweis: Die Online-Beteiligung zu den Maßnahmen stellt keine repräsentative Bürgerbefragung dar. Vielmehr geht es darum, durch eine Kombination aus quantitativen und qualitativen Abfragen (Priorisierung und Kommentierung von Maßnahmen) ein multiperspektivisches Bild der Bürgerinnen und Bürger auf die Themen Verkehr und Mobilität aufzunehmen und in den IMEP einfließen zu lassen.
Besonders wichtig sind den Teilnehmenden Maßnahmen zur Verbesserung des Fuß- und Radverkehrs in Pforzheim. Der Ausbau eines zusammenhängenden, sicheren Radwegenetzes sowie die Stärkung des Fuß- und Radverkehrs an Knotenpunkten (u. A. durch eine Fuß-/Radverkehr-freundliche Ampelschaltung an Kreuzungen) sind dabei für drei von vier Befragte essentiell. Für etwa die Hälfte der Teilnehmenden ist in diesem Kontext die Erstellung eigenständiger Konzepte (z.B. für Fuß- und Schulwege sowie Fahrradparken) zu priorisieren.
Dringenden Handlungsbedarf sieht ca. jede/r Dritte beim Thema Parken. Eine von den Teilnehmenden priorisierte Maßnahme ist hier eine Neuordnung öffentlicher Parkstände, durch die parkende Kfz-Fahrzeuge künftig stärker von den Gehwegen auf die Fahrbahn verlagert werden sollen. Auch eine angepasste Definition und Bewirtschaftung von Parkzonen ist den Bürgerinnen und Bürgern wichtig: Ziel dieser Maßnahme ist es, die Parksituation zu entspannen und die Verkehrsbelastung durch Parksuchverkehre zu reduzieren.
Maßnahmen zum Ausbau des ÖPNV-Angebotes (Ausbau und Bevorrechtigung des Bus-Systems; Stärkung des Schienenpersonen-Nahverkehrs) beinhalten u. A. eine Erhöhung der Fahrfrequenz von Bus und Bahn, eine Erweiterung der Linien (Bus), bzw. der Erschließung (Bahn) und sollten laut ca. einem Drittel der Befragten bevorzugt umgesetzt werden.
Weniger Priorität haben aus Sicht der Teilnehmenden der Ausbau der Mobilitätsstationen zur Bündelung verschiedener Mobilitätsangebote (z.B. Leifahrräder, Car-Sharing), die Einführung einer Beteiligungsplattform mit Verkehrs-Mängelmelder, die Ausweitung des PforzheimShuttles als On-Demand-Verkehrsangebot in der Pforzheimer Nordstadt sowie ein Monitoring der IMEP-Umsetzung.
Der Ausbau der Barrierefreiheit im Straßenraum und öffentlichen Verkehr wurde von ungefähr einem Drittel, bzw. einem Fünftel der Teilnehmenden priorisiert. Bürgerinnen und Bürger weisen darauf hin, dass die Barrierefreiheit in der Stadt Pforzheim unbedingt vor Ort zu untersuchen und bewerten ist, um etwaige Bedarfe richtig identifizieren zu können.
In einem nächsten Schritt werden die Maßnahmen unter Berücksichtigung der Beteiligungsergebnisse und unter Beteiligung des Mobilitätsbeirates der Stadt Pforzheim bewertet und priorisiert. Der fertige IMEP wird anschließend durch den Gemeinderat beschlossen und dient als Orientierung- und Entscheidungsgrundlage für Politik und Verwaltung.