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Mössinger, Gottlieb (Gewerkschaft, SPD)

Gottlieb Mössinger ist am 15. Februar1886 in Sprollenhaus/Bad Wildbad geboren. Er ist Schlossermeister, Gewerkschaftsmitglied, ab 1929 SPD*-Stadtverordneter und Gründungsmitglied der Freien Turnerschaft Pforzheim. Bis zum Verbot 1933 ist er dort als Turnwart aktiv. Seine Frau Marta und er haben ein Kind im Alter von 28 Jahren (Stand 1948). Unter der Herrschaft der NSDAP wird der Stadtrat nicht neu gewählt, sondern nach den Ergebnissen der Reichstagswahlen am 5. März 1933 umbesetzt, wobei die Sitze der KPD* annulliert werden. Bei der Wahl des Stadtverordneten-Vorstands am 10. Mai 1933 werden zwei Sozialdemokraten gewählt, was Bürgermeister Dr. Gündert als Gefährdung der „öffentlichen Sicherheit, Ruhe und Ordnung“ bewertet und sie zum Rücktritt zwingt.

Die beiden Gewählten geben folgende Protesterklärung ab: „Wir tun das, dem Zwang folgend, obwohl wir glauben, durch vierjährigen ununterbrochenen Frontdienst im Weltkrieg durch Verteidigung unserer Heimat unsere nationale Gesinnung bewiesen und das Recht erworben zu haben, als gleichberechtigte Bürger Pforzheims auch ein gemeinderätliches Ehrenamt bekleiden zu dürfen.Gottlieb Mössinger, Schlossermeister, Inhaber des Eisernen Kreuzes 2. Klasse, und 30 % KriegsversehrterRudolf Brenner, Edelsteinschleifer, 16-jähriger Kriegsfreiwilliger, Inhaber des Eisernen Kreuzes 1. und 2.Klasse, des oldenburgischen Verdienstkreuzes, der neunjährigen Militärverdienstmedaille und des Verwundetenabzeichens.“[1]

Gottlieb Mössinger ist vom 12. bis zum 19. September 1939 im Gefängnis Pforzheim inhaftiert, Anlass ist eine Denunziation bei der NSDAP-Kreisleitung, er habe im „Goldenen Ochsen“ (Ecke Östliche/Altstädterstr.) gesagt: „Ich betrachte den Führer als einen Kaufmann, dem das Wasser bis zum Hals steht und der fortgeht und stiehlt und raubt“. Das Verfahren vor dem Sondergericht Mannheim wird wegen Mangels an Beweisen eingestellt, da die Zeugin Frieda Wielandt - siehe dort - die Denunziation nicht bestätigt; er wird aufgrund einer Amnestie entlassen.

Vom 26. August bis zum 25. September 1944 ist er wie 14 weitere frühere SPD- bzw. KPD-Stadtverordnete aus Pforzheim im Zuge der „Aktion Gitter“* im Konzentrationslager Dachau mit der Häftlingsnummer 93743 eingesperrt.

Im August 1945 beruft die US-Militärregierung Gottlieb Mössinger in den Stadtrat, 1946 bei den ersten freien Wahlen nach der Nazi-Diktatur wird er für die SPD in den Stadtrat gewählt. Gottlieb Mössinger ist ab 1945 im Aufsichtsrat der Baugenossenschaft Arlinger und ab 1948 Präsident der Handwerkskammer Pforzheim.

Er stirbt 1963.


 

Quellen:

Schroth S. 367 f.;

GLA KA 480 – 3806;

GLA KA 507 – 8573;

Rapp S. 622