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Ditschkowski, Arthur (Zeugen Jehovas)

Arthur Ditschkowski ist am 30.3.1899 in Bromberg geboren. Er und seine Frau Emma - siehe dort - sind seit 1924 Mitglieder der Glaubensgemeinschaft der „Ernsten Bibelforscher“, heute „Zeugen Jehovas“*. Die Zeugen Jehovas verweigern mit Verweis auf die Bibel den Kriegsdienst, den Hitler-Gruß und auch, einen Eid zu leisten. 1932 kommt Arthur Ditschkowski als Heilpraktiker nach Pforzheim und eröffnet ein Parapack-Institut*. Trotz Verbot nimmt er an Zusammenkünften der Gemeinschaft teil, organisiert Taufen neuer Mitglieder in seinem Institut und schmuggelt verbotene Schriften der Gemeinschaft aus der Schweiz nach Pforzheim, wohl vermittelt durch seine Frau Emma, die als Hausdame bei einer den Zeugen Jehovas nahestehenden Familie in Zürich gearbeitet hatte. Bei seinen Fahrten zu weiteren Parapack-Instituten in Süddeutschland erledigt er Kurierdienste für Ludwig Stikel - siehe dort. Erst im November 1938 berichtet der Sicherheitsdienst, dass die Parapack-Institute in Kehl, Baden-Baden und Lahr von Zeugen Jehovas geleitet werden - siehe auch Maria Börgerding. Arthur Ditschkowski muss insgesamt 11 Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Ab 13.10.1937 sitzt er wie seine Frau Emma in „Schutzhaft“* im Gefängnis Pforzheim. Am 26.1.1938 verurteilt ihn das Sondergericht Stuttgart, das in Neuenbürg tagt, zu 18 Monaten Gefängnis. Die Haft verbringt er bis zum 26.3.1939 im Gefängnis in Freiburg.

Im Sommer 1943 erfolgt seine Einberufung zur Wehrmacht, am 14.9.1943 wird er in Konstanz wegen „Wehrdienstverweigerung“* festgesetzt und über Ulm nach Torgau verschleppt. Am 19.11.1943 verurteilt ihn das Reichskriegsgericht Torgau zum Tode. Aufgrund von Interventionen einflussreicher BürgerInnen aus Pforzheim, wohl Kunden des Parapack-Instituts, wird das Todesurteil aufgehoben und in eine 3-jährige Haftstrafe umgewandelt.

Nach dem 10.3.1944 wird er zur „Frontbewährung“ an die Ostfront abkommandiert, sein Zugkommandeur lässt ihn Dienst ohne Waffe machen. Arthur Ditschkowski wird verwundet. Als die Einheit nach Konstanz verlegt wird, überlebt er, von seinem Vorgesetzten Katzenmayer geschützt, in einem Lazarett am Bodensee. Seine Frau Emma überlebt den 23.2.1945 in Pforzheim nicht.

Arthur Ditschkowski stirbt 1986 in Pforzheim


 

* Parapack: Wärmebehandlung mittels Paraffin, ähnlich der Fango-Therapie


 

Quellen:

Reutlinger Generalanzeiger 2.2.38,

Rupp S. 235 ff.;

GLA KA 465a/51/12/7322,

GLA KA 480-66517;

Borgstedt (Mut) S. 139 ff.