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Reuchlinpreis an Prof. em. Dr. Karl Schlögel verliehen

31. Reuchlinpreis der Stadt Pforzheim

Zwei Männer im Anzug stehen auf einer Bühne, im Hintergrund ist das Publikum zu sehen. Die Männer halten eine Urkunde und eine Medaille.
Oberbürgermeister Peter Boch überreicht Professor Karl Schlögel den Reuchlinpreis. Foto: © Daniela Samsony
©Daniela SamsonyFoto: Daniela Samsony
Eine Gruppe von Menschen stehen im Halbkries und halten einen Blumenstrauß, eine Urkunde und eine Medaille.
Zahlreise Gäste gratulieren Professor Karl Schlögel zum Reuchlinpreis. Foto: © Daniela Samsony
©Daniela SamsonyFoto: Daniela Samsony
Ein Mann sitzt an einem Tisch, vor sich ein aufgeschlagenes Buch, ein Mann stehet hinter ihm.
Professor Karl Schlögel trägt sich in das Goldene Buch der Stadt Pforzheim ein. Foto: © Daniela Samsony
©Daniela SamsonyFoto: Daniela Samsony
Ein Mann im Anzug steht an einem Rednerpult.
Oberbürgermeister Peter Boch hält die Ansprache. Foto: © Daniela Samsony
©Daniela SamsonyFoto: Daniela Samsony

Am Samstag fand im feierlichen Rahmen die 31. Verleihung des Reuchlinpreises der Stadt Pforzheim statt. Gäste aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Stadtgesellschaft kamen im Theater zusammen, um den diesjährigen Preisträger, den renommierten Osteuropa-Historiker Prof. Dr. Karl Schlögel, zu ehren. Die musikalische Umrahmung übernahm das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim.

Oberbürgermeister Peter Boch eröffnete die Veranstaltung und hieß die Gäste willkommen. Ein besonderer Gruß galt dem Preisträger Schlögel und seiner Ehefrau Sonja Margólina, einer bekannten Publizistin und Osteuropa-Expertin.

Würdigung des Preisträgers

In seiner Ansprache hob Oberbürgermeister Boch das Lebenswerk von Schlögel hervor. Dieser habe bereits früh ein Interesse für den östlichen Teil Europas entwickelt und den Blick der deutschsprachigen Öffentlichkeit durch seine vielen Publikationen entscheidend geprägt. Boch betonte: „Sie haben durch Ihren außergewöhnlichen Ansatz und Ihre Gabe, Geschichte ebenso anschaulich wie lebendig zu vermitteln, viele Städte erst so richtig auf die innere europäische Landkarte Ihrer Leserinnen und Leser gesetzt“. Seine Methode, Geschichte durch „Vor-Ort-Sein“, Beobachten und die Erfahrung von Räumen lebendig zu vermitteln, habe einen neuen Zugang zum Verständnis Osteuropas eröffnet.

Prof. Schlögel wurde erst vor wenigen Wochen mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Europa, Ukraine und Verantwortung

In seiner Rede erinnerte Oberbürgermeister Boch an die humanistische Tradition Johannes Reuchlins und die Werte von Frieden, Freiheit und Toleranz, die das Fundament des Zusammenlebens in Pforzheim bilden. Zugleich mahnte er angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zur Wachsamkeit und Solidarität. Das Schicksal der Ukraine sei eng verknüpft mit der Zukunft Europas - und damit auch mit dem Zusammenleben in einer internationalen Stadt wie Pforzheim. Boch betonte: „Frieden und Freiheit sind für uns nicht verhandelbar, sie sind die Basis für unsere pluralistische, demokratische Gesellschaft, in der Toleranz und Verständnis füreinander erst entstehen können. Lassen Sie uns gemeinsam alles dafür tun, damit dies auch künftig der Fall sein wird“.

Boch überreichte Schlögel den Reuchlinpreis, bestehend aus einer Urkunde und einer Medaille. Im Anschluss daran, trug sich Schlögel in das Goldene Buch der Stadt Pforzheim ein. 

In seiner Ansprache sprach der Historiker über Pforzheim als Stadt der Wiedergeburt nach der totalen Zerstörung 1945 und über das Wunder des Wiederaufbaus. 

Zeitzeugen aus 1955 anwesend

Die diesjährige Preisverleihung stand außerdem im Zeichen eines Jubiläums: Seit 70 Jahren wird der Reuchlinpreis der Stadt Pforzheim verliehen. Als besondere Gäste begrüßte der Oberbürgermeister drei Zeitzeugen der ersten Verleihung von 1955 – Hans Mann, Fritz Schönthaler und Johan George Reuchlin, letzterer ein Nachfahre des Bruders von Johannes Reuchlin.

Hintergründe zum Reuchlinpreis

Im Dreijahresrhythmus verleiht die Stadt Pforzheim den Reuchlinpreis an herausragende, interdisziplinär forschende Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler und bewahrt so das geistige Erbe Johannes Reuchlins. Gleichzeitig stellt sie die Frage nach der gesellschaftspolitischen Bedeutung der Botschaften des sprachbegabten Universalgenies in Gegenwart und Zukunft.

Der Reuchlinpreis ist eine Auszeichnung, die die Stadt Pforzheim 1955 anlässlich des 500. Geburtstages des bedeutendsten Sohnes der Stadt, Johannes Reuchlin, stiftete. Mit dem Preis wird die Arbeit eines deutschen Geisteswissenschaftlers ausgezeichnet, dessen Werk über die Grenzen seines Fachgebiets hinausweist. Dies ist ganz im Sinne Reuchlins, der seinerzeit als Inbegriff des Universalgelehrten galt.

In der Vergangenheit ging der Preis an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Historik, Kunsthistorik, Philosophie, Philologie und Theologie, Politologie, Archäologie und Orientalistik. Bei der ersten Verleihung im Jahr 1955 war der damalige Bundespräsident Theodor Heuss anwesend.

Der Vorschlag für die Preisträgerinnen und Preisträger erfolgt durch die Heidelberger Akademie der Wissenschaften an den Gemeinderat der Stadt Pforzheim.