Am 23. Februar fand auf dem Hauptfriedhof eine zentrale Gedenkfeier statt, um an die Zerstörung Pforzheims am 23. Februar 1945 zu erinnern. Oberbürgermeister Peter Boch hielt vor rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Rede, in der er an die mehr als 17.600 Menschen erinnerte, die in Pforzheim und darüber hinaus ums Leben kamen. Die Bombardierung Pforzheims, bei der innerhalb von nur 22 Minuten ein Viertel der Bevölkerung ausgelöscht wurde, jährt sich zum 80. Mal.
Der Rathauschef betonte zu Beginn seiner Ansprache, dass niemand, der den 23. Februar 1945 in Pforzheim miterlebt hat, je vergessen kann, was damals geschah. Er erklärte auch, wie es zu dieser Tragödie kommen konnte, indem er auf die politischen Entwicklungen vor dem Angriff einging: „Die Bomben des 23. Februar hatten eine lange Vorgeschichte. Und auch an diese erinnern wir heute. An die Spaltung und politische Radikalisierung der Gesellschaft am Ende der Weimarer Republik, an das Schweigen der demokratischen Kräfte, das das Ende der ersten echten Demokratie in unserem Land bedeutete und die Terrorherrschaft der Nationalsozialisten ermöglichte.“ Auch mahnte er, dass der Erhalt unserer freiheitlichen Gesellschaft Ausdauer erfordere: „22 Minuten genügen, um eine Stadt zu zerstören – doch eine gerechte, friedliche und demokratische Gesellschaft zu formen, ist ein langer Weg, der niemals endet. Wir sehen heute, dass Werte wie Toleranz und Demokratie abgelehnt, verneint und immer wieder auf die Probe gestellt werden. Aber Antisemitismus, Rassismus und Extremismus dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.“ Abschließen rief er die Anwesenden dazu auf den Tag nicht nur als Rückblick zu verstehen, sondern als Auftrag für Gegenwart und Zukunft: „Pforzheim soll ein Symbol dafür sein, dass aus der Zerstörung Hoffnung erwachsen kann. Gehen wir mit diesem Bewusstsein in die Zukunft. Mit Mut. Mit Hoffnung. Mit Entschlossenheit.“
Der Innenminister des Landes Baden-Württemberg, Thomas Strobl, sprach ebenfalls zu den Anwesenden. Neben ihm und dem Oberbürgermeister nahmen auch die evangelische Dekanin Christiane Quincke und Pfarrer Dominik Albert an der Gedenkveranstaltung teil und bereicherten sie mit ihren Worten und einem gemeinsamen Gebet. Alexandria Peary trug eine Passage aus ihrem Gedichtzyklus „The Pforzheim Quartet“ in deutscher Übersetzung vor. In dem Gedicht verarbeitet die Autorin und Lyrikerin ihre mit Pforzheim verwurzelten Familiengeschichte und setzt sich mit dem 23. Februar 1945 und dem Verlust der Heimat auseinander.
An der Gedenkveranstaltung nahmen Vertreterinnen und Vertreter der Kommunal- und Landespolitik, des Jugendgemeinderates, der Deutsch-Europäischen Gesellschaften, der Feuerwehr, der Polizei, des Deutschen Roten-Kreuzes sowie der Jüdischen Gemeinde teil. Delegationen aus Pforzheims Partnerstadt Gernika mit dem stellvertretenden Bürgermeister Iñaki Gorroño sowie den Vogesengemeinden La Bresse, Ventron und Cornimont waren ebenfalls anwesend.
Oberbürgermeister Peter Boch legte im Namen der Bürgerschaft Pforzheims in würdigem Gedenken an alle Opfer des Krieges einen Kranz nieder. Auch Innenminister Strobl, Repräsentanten aus Gernika und Vertreterinnen und Vertreter von „Les amis de Pforzheim“, sowie die Deutsch-Europäischen Gesellschaften, die Feuerwehr Pforzheim, die Polizei, der Jugendgemeinderat, das Deutsche Rote-Kreuz sowie die Jüdische Gemeinde Pforzheim legten einen Kranz nieder.
Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier durch die Bläsergruppe des Musikzuges der Feuerwehr Pforzheim unter der Leitung von Bernd Windelband.
Die Veranstaltung wurde live übertragen. Die Aufzeichnung ist unter https://www.pforzheim.de/23februar abrufbar.