Zum Inhalt springen
  • Aufgelockerte Bewölkung: 25-50% 12 °C
  • Kontrast
  • Leichte Sprache
Ausstellung

Unter 10 Prozent

Künstlerinnen in der städtischen Sammlung Pforzheim

Unter 10 Prozent liegt der Anteil weiblicher Kunstproduzentinnen in der städtischen Sammlung Pforzheim.

Erstmals widmet sich eine Ausstellung den Künstlerinnen aus der Sammlung. Sie zeigt eine Auswahl von rund 40 Malerinnen, Zeichnerinnen und Bildhauerinnen mit rund 70 Werken innerhalb des Zeitraums von 1900 bis heute. Dabei richtet sie den Fokus neben der Vielfalt weiblicher Positionen in der Kunst auch auf deren Entstehungsbedingungen: etwa auf die Lebensumstände, die Ausbildungs-, Arbeits- und Lehrmöglichkeiten, auf die Rolle privater und berufsständischer Initiativen und Netzwerke.

Der geringe Frauenanteil in der Sammlung ist kein Pforzheimer Sonderfall. Er zeigt die allgemeine Benachteiligung und Geringschätzung von Künstlerinnen und ihrem Schaffen noch bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. Die Frau war festgelegt auf ihre Bestimmung als Ehefrau, Hausfrau und Mutter. Um als Künstlerin - Malerin, Zeichnerin oder noch seltener als Bildhauerin - zu bestehen, brauchte es neben der Begabung ein starkes Selbstbewusstsein, Durchsetzungskraft und die bewusste Abkehr von gesellschaftlichen Konventionen. Letztere sorgten – auch in Pforzheim - dafür, dass Künstlerinnen schlechtere Ausbildungsmöglichkeiten hatten. Sie wurden weniger gefördert, anerkannt, ausgestellt, gekauft und gesammelt - mit schwerwiegenden Folgen für ihre Repräsentanz im Kunstbetrieb und im kulturellen Erbe.

Erst 1919 öffneten deutsche Kunstakademien ihre Tore für weibliche Studierende. Endlich hatten sie die gleichen Ausbildungschancen wie ihre Kommilitonen und verharrten doch aufgrund patriarchaler Strukturen noch lange in der Minderheit.

Die Ausstellung beginnt mit Mely Joseph, der tragisch früh durch Freitod aus dem Leben geschiedenen jüdischen Künstlerin. Sie zeigt Werke bekannter Persönlichkeiten wie zum Beispiel Vera Joho, Liselotte Brill, die Bildhauerinnen Gisela Bär oder Gerlinde Beck.

Als zeitgenössische Gastkünstlerinnen sind die Videokünstlerin Vanessa Hafenbrädl aus München sowie Veronika Dräxler aus Berlin mit einer Rauminstallation zu Mely Joseph zu sehen.

Die Präsentation in der Pforzheim Galerie lädt dazu ein, bekannte und unbekanntere, doch deshalb nicht weniger bedeutsame, Künstlerinnen aus der Sammlung (neu) zu entdecken und zu würdigen.

Eine Ausstellung des Kulturamts Pforzheim, kuratiert von Regina M. Fischer.