Siegrist, Ernest (Résistance)
Ernest Siegrist ist am 4.12.1905 in Concorès im Département Lot geboren. Er lernt Drogist und ist ab 1937 Polizeibeamter in Paris. Seine Frau Joséphine Odette und er haben zwei Kinder. Über einen Mitarbeiter von Léon Faye kommt er im November 1941 in Kontakt mit der Widerstandsgruppe „Réseau Alliance“*. Ab Januar 1942 ist er Bote der Widerstandsorganisation zwischen Marseille, Grenoble, Lyon und Vichy mit dem Decknamen „Elefant“*. Er nimmt auch teil an der Bergung von Containern mit Waffen und Explosivstoffen, die in der Region Lyon und Ussel von der britischen Armee für die Résistance abgeworfen werden. Er ist zuständig für die Verteilung von Geld, Radiosendern, Nahrungsmittel, Kleidung und Nachrichten für bzw. an die Mitglieder der Widerstandsgruppe. Er entgeht im November 1942 und März 1943 zwei Verhaftungswellen. Léon Faye, einer der Leiter von „Réseau Alliance“, beauftragt ihn mit der Bildung einer Abteilung „passive Verteidigung“ in Lyon, die für gefährdete Mitglieder der Widerstandsgruppe gefälschte Ausweise herstellt.
Auf dem Weg zu einem Treffen mit Jean Sneyers - siehe dort - wird er zusammen mit Louis Payen - siehe dort - verhaftet, im Gefängnis Montluc gefoltert und dann ins Gefängnis Fresnes bei Paris verschleppt.
Am 16.12.1943 wird er über Paris in die Gefängnisse in Kehl und dann in Freiburg verschleppt. Dass er auch im Gefängnis Pforzheim eingesperrt war, belegt sein Name im Gefangenenbuch. Die Gestapo Strasbourg übermittelt am 19.3.1944 die Anklage gegen ihn und weitere Mitglieder von „Réseau Alliance“ wie Jean Bouyat, Suzanne Chireix, Raymond Descat, Henry Marano, Jean Mathé, Louis Payen und André Sondaz - siehe jeweils dort - an das Reichskriegsgericht.
Am 3.6.1944 verurteilt ihn der 3. Senat des Reichskriegsgerichts unter dem Vorsitz von Karl Schmauser wegen „Spionage“ zum Tode. Er wird in das Gefängnis Schwäbisch Hall verschleppt, das Gnadengesuch wird am 17.7. abgelehnt. Am 21.8. werden Ernest Sigrist und weitere 23 Gefangene in die Schlieffen-Kaserne in Heilbronn gebracht und auf dem Schießstand der Wehrmacht in Heilbronn erschossen. Die Widerstandskämpfer lehnen es ab, die Augen verbunden zu bekommen. Vor ihrer Ermordung rufen sie „Vive la France“.
Sein Name steht auf einer Gedenktafel im Hof der Polizei-Präfektur des 9. Bezirks in Paris. Seit 2010 erinnern Stolpersteine in Heilbronn an ihn und seine 23 Mitkämpfer.
* Die Mitglieder von „Réseau Alliance“ trugen zur Tarnung Tierbezeichnungen als Decknamen.
Quellen:
Gerhards ;
Mémorial ;
GLA KA 509 - 790