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Mayer, Hans (Kriegsgegner)

Hans Ferdinand Mayer ist am 23. Oktober 1895 in Pforzheim geboren. Nach dem Abitur 1914 an der Friedrich-Oberrealschule, dem heutige Hebel-Gymnasium, erleidet er im Weltkrieg eine Beinverletzung. Sein Studium der Physik, Mathematik und Astronomie schließt er 1920 mit der Promotion ab und arbeitet als Physiker bei der Firma Siemens. Seine Frau Betty und er haben drei Söhne.

Am 5. November 1939, kurz nach dem Überfall der Nazi-Wehrmacht auf Polen, lässt er anonym als "ein deutscher Wissenschaftler, der Ihnen wohlgesinnt ist", dem britischen Geheimdienst in Oslo eine Zusammenstellung wichtiger Forschungsvorhaben zur elektronischen Kriegsführung der Nazis zukommen, für die Anti-Hitler-Koalition äußerst wichtige Mitteilungen über die deutsche Rüstungsforschung. Der Report enthält Hinweise über die Heeresversuchsanstalt Peenemünde, die damals den Briten unbekannte Junkers Ju 88, magnetische Zündvorrichtungen, die deutschen Radar-Forschungen, das später Y-Gerät genannte Nachtjagd-Funkmessgerät und die deutsche Raketenentwicklung - Erst 1954 erfährt R.V.Jones, ein früherer britischer Geheimdienstoffizier, die Identität der „Oslo Person“, respektiert jedoch deren Bitte nach weiterer Anonymität. Erst 1977 vertraut der Anti-Nazi-Spion seiner Familie an, dass er den „Oslo-Report“ geschrieben hatte. Auf seinen Wunsch wird dies erst nach seinem und dem Tod seiner Frau 1989 veröffentlicht.

 

1943 verhaftet ihn Gestapo aufgrund einer Denunziation wegen Abhörens von Feindsendern (BBC) und regimefeindlicher Äußerungen. Der Gestapo ist nicht klar, dass sie mit ihm den Verfasser des „Oslo Report“ gefasst hat, denn sie weiß weder von dem Report noch von seinem Verfasser, sonst wäre er wegen „Kriegsverrat“ hingerichtet worden. Da sein Doktor-Vater Philipp Lenards, ein glühender Nazi und Antisemit, sich bei Himmler persönlich für H. F. Mayer einsetzt, kommt es zu keinem Verfahren vor dem Volksgerichtshof wegen „Rundfunkverbrechen“, das mit der Todesstrafe hätte enden können. Stattdessen sperren ihn die Nazis am 17.6.1943 ins Konzentrationslager Sachsenhausen, dann ins Konzentrationslager Dachau mit der Nr. 50708 und am 19.6.1944 ins Konzentrationslager Groß-Rosen in Schlesien, heute in Polen. Dort muss er im Kommando „Wetterstelle“, einem streng abgeschirmten Labor mit ca. 25 anderen Häftlingen mit entsprechenden Fachkenntnissen, Physikern und Diplom-Ingenieuren, die Elektronik von abgeschossenen alliierten Flugzeugen untersuchen und nachbauen sowie Miniatursender für Spionagezwecken entwickeln. Im Februar 1945 evakuieren ihn die Nazis ins Lager Mauthausen und am 23. Februar 1945 ins Lager Sachsenhausen.

Wie und mit wessen Hilfe ihm im April 1945 die Flucht aus dem Konzentrationslager gelingt, ist noch nicht bekannt.

 

Nach vier Jahren USA-Aufenthalt kehrt H. F. Mayer in seine Heimat und zu Siemens zurück, ist bis 1962 Leiter der Forschungsabteilung für Nachrichtentechnik und arbeitet an der ständigen Verkleinerung der Bausteine für die elektronische Datenverarbeitung. Er hält über 80 Patente und bekommt zahlreiche Auszeichnungen - in seiner Geburtsstadt erinnert nichts an ihn.

 

Er stirbt 1980.

 

 

Quellen:

Pforzheimer Kurier 23.2.2012;

Wikipedia;

Auskunft Frank Wittendorfer, Leiter Siemens-Archiv, 19.12.2011