Kirchgessner, Josef (katholisch)
Josef Kirchgessner, am 9.5.1906 in Buchen geboren, wird nach Schulbesuch in Buchen und Tauberbischofsheim und dem Theologie-Studium in Freiburg 1930 zum Priester geweiht. Über Oberwolfach kommt er 1931 nach Ersingen. Schon 1931 hält er dort eine Predigt „gegen die Irrtümer des Nationalsozialismus“. Er folgt damit einem Hirtenwort der Bischöfe von Freiburg, Mainz und Rottenburg, die vor der NSDAP warnen, vor allem vor deren Moralvorstellungen und Rassenideologie.
In Ersingen hat vor 1933 die katholische Zentrumspartei eine starke Position: Noch bei der Wahl am 5. März1933 erreicht sie 53,5 Prozent der Stimmen, während die NSDAP trotz Parteiverboten, Pressezensur, willkürlichen Verhaftungen und Folter gerade 13 Prozent erreicht. Den in ganz Deutschland, also auch in Baden zur Macht gekommenen Nazis ist der junge Vikar Josef Kirchgessner ein Dorn im Auge, seine Predigten werden von der Gestapo überwacht, Gemeindemitglieder werden morgens um fünf Uhr über ihn verhört, er wird schriftlich und mündlich anonym bedroht, ein Lehrer zeigt ihn an, er wird dreimal in Pforzheim in der Gestapo-Außenstelle (die spätere Polizeidirektion in der Bahnhofstraße) verhört, er erhält Rede- und Predigtverbot. Im September 1933 wird er aus Ersingen und dem gesamten Oberamtsbezirk Pforzheim ausgewiesen.
Josef Kirchgessner gehört zu den katholischen Geistlichen an der Basis, die früh vor dem Nationalsozialismus warnen. Zurecht schreibt ein Pfarrer an die Kirchenleitung über das Unverständnis des katholischen Volkes, dass die „Bischöfe immer wieder ein so freudiges, rückhaltloses Bekenntnis zum neuen Staat ablegen“.
1933 wird Josef Kirchgessner Vikar in Bühl und 1936 in Offenburg. Dort verteilt er 1937 über 700 Exemplare der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ verteilt, einer scharfen Kritik der katholischen Kirche an den Angriffen der Nationalsozialisten auf die Religionsfreiheit. In dem Buch „Priester unter Hitlers Terror“ heißt es über Josef Kirchgessner: „Es ist geradezu ein Wunder, dass dieser Nazigegner im Priesterrock nicht in das KZ Dachau eingeliefert wurde.“
Er stirbt 1986.
Quellen:
Enzkreis 1995;
Freiburger Diözesan-Archiv, Freiburg, 1991;
Ulrich v. Hehl: Priester unter Hitlers Terror, Paderborn, 1998;
Konradsblatt, Wochenzeitung für das Erzbistum Freiburg, Freiburg, 29.6.1986