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Brammer, Hans (DFG, Gewerkschaft, SAP)

Hans Brammer ist am 20. April1907 in Huchenfeld geboren. Seine Frau Marie und er haben drei Kinder im Alter von 5, 10 und 19 Jahren (Stand 1948). Hans Brammer ist Holzfacharbeiter, ab 1924Gewerkschaftsmitglied und engagiert bei der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ)* und der SPD*. 1931 geht er mit vielen jüngeren SPD-Mitgliedern in Pforzheim zur links der SPD stehenden neugegründeten Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP)*. Der Huchenfelder Ortsverein der SAP besteht mehrheitlich aus Mitgliedern der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG)*, die die Zustimmung der SPD zum Bau von Panzerkreuzern ablehnt.

Die SAP versteht sich als Versuch, eine Einheitsfront gegen die drohende faschistische Gefahr herzustellen, nach Karl Schroth - siehe dort - eine „Brücke, um die beiden antifaschistischen Parteien SPD und KPD* durch die dritte Kraft im Kampf gegen Hitler näherzubringen“.

Vor den Reichspräsidentenwahlen im April 1932 warnen die Linksparteien: „Hitler heißt Krieg, Not, Hunger und Elend für das ganze deutsche Volk !“ - auch bei der gemeinsamen Demonstration von SAP und KPD am 16. Juni 1932 in Pforzheim - eine vergebliche Warnung, denn am 30. Januar1933 übergeben die bürgerlichen Parteien Hitler und der NSDAP die Macht. Bei der Reichstagswahl 1933 erhält die NSDAP in Pforzheim 57,5 Prozent der Stimmen.

Im Juni 1933 verteilen Hans Brammer, Karl Otto Bührer, Karl Schroth - siehe jeweils dort - und weitere SAP-Mitglieder in Pforzheim die illegale Schrift „Fanal“. Das Titelblatt zeigt eine Fotomontage mit schrecklichen Kriegs- und Verwüstungsszenen unter dem Titel „Durch Rüstung zum Krieg!“. 1934 heißt es „Hitler bedeutet Krieg!“ auf Zetteln, die die SAP-Mitglieder heimlich in Briefkästen stecken. Die Mitglieder der SAP leisten auch für Verfolgte Fluchthilfe nach Frankreich - organisiert mit Hilfe des Pfarrers Friedrich Honecker - siehe dort - in Schwann.

Am 13. Mai1938 verhaftet die Gestapo Hans Brammer und weitere 15 SAP-Mitglieder, das Oberlandesgericht Stuttgart verurteilt ihn am 14. März1939 zu 3 1/2 Jahren Gefängnis wegen "Vorbereitung zum Hochverrat", die er wie Karl Otto Bührer zuerst im Zuchthaus Ludwigsburg und anschließend im Zuchthaus Brandenburg-Görden absitzen muss. Im Mai 1941 entlassen, wird er als "wehrunwürdig" 1943 zum Strafbataillon 999 eingezogen. Vom Wehrmachtsstandort Heuberg muss er nach Griechenland und dann auf die Insel Rhodos. Er erkrankt an Malaria und gerät nach 2 Jahren und 3 Monaten Kriegsdienst in britische Gefangenschaft.

1947 wird Hans Brammer aus britischer Kriegsgefangenschaft in Ägypten entlassen. Er schließt sich der SPD an, arbeitet bei der AOK, wird Mitglied der Gewerkschaft ÖTV, heute Verdi, ist Mitbegründer der "Gemeinnützigen Baugenossenschaft Huchenfeld" und übernimmt als Gemeinderat in Huchenfeld Verantwortung für das Gemeinwesen.

Er stirbt 1995 in Steinegg.


 

Quellen:

GLA KA 480 – 2161;

Dagenbach 1995;

Ausstellung;

Pforzheimer Kurier 24. März 1994;

Schroth;

Walter Uhlmann (Hrsg.): Sterben um zu leben, Politische Gefangene im Zuchthaus Brandenburg-Görden 1933–1945, Köln, 1983