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Becker, Bernhard Karl (Hilfe für Juden, Kriegsgegner)

Bernhard Karl Becker ist am 9. Februar1899 in Pforzheim geboren. Becker studiert 1915/'16 in seiner Heimatstadt Pforzheim an der Kunstgewerbeschule in der Holzgartenstraße bei den Professoren Adolf Hildenbrand und Bert Joho. Im Ersten Weltkrieg erleidet er im Oktober 1918 durch einen Splitter eine schwere Verletzung des rechten Armes, die ihn 2 ½ Jahre in ein Lazarett zwingt. Wanderjahre führen ihn von 1923 bis 1929 nach Rumänien, Griechenland und Italien. Aufgrund der Massenarbeitslosigkeit setzt er 1929 sein Studium an der Kunstgewerbeschule bei Adolf Hildenbrand fort.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, die am 5. März1933 in Pforzheim 57,5 % der Wählerstimmen erhalten, kommt er für 4 Wochen ins Gefängnis, weil er sich für zwei jüdische Mitschülerinnen eingesetzt hat. Das Verteilen von Anti-Kriegs-Flugblättern kostet ihn den Jahrespreis der Schule. Im Gefängnis muss er eine Unterlassungserklärung unterschreiben, sich aller Äußerungen gegen Hitler und die NS-Regierung zu enthalten; andernfalls wird ihm mit der Einweisung in ein Konzentrationslager gedroht. Er unterschreibt und hält den Mund, arbeitet als Künstler aber weiter. Mit Hilfe seines Lehrers Adolf Hildenbrand kann er an der Kunstakademie in Karlsruhe weiter studieren, wird aber ständig überwacht. 1936 erhält er seinen ersten größeren Auftrag: Er gestaltet Wandbilder im Studentenhaus der Technischen Universität Karlsruhe. 1943 verliert er durch die Bombardierung von Karlsruhe sein Atelier mit allen Arbeiten. Am Abend des 23. Februar 1945 wird seine Wohnung in Pforzheim ebenfalls zerstört.

Aus Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, lässt sich Becker in Schwetzingen nieder. Ulf-Udo Hohl, ein langjähriger Weggefährte Beckers, erinnert sich 2009: „Bernhard Karl Becker verstand sich als Humanist und Pazifist. Künstlerisch sah er sich als Romantiker, den politische Realitäten und der Krieg, ‚ausgelöst durch die Dummheit vernebelter Hirne‘, zu dem Versuch trieben, die politische Wahrheit in ernsthafter Malerei auszudrücken.“ Davon zeugen unter anderem die Ölbilder "Feuersturm" (ohne Datum) und "Zerstörung Pforzheims" (1956) sowie die Federzeichnung "Kriegsende" (1972).

Hohl beschreibt Beckers politische Haltung: „Die schrecklichen und blutigen Ereignisse in Vietnam und der aufkommende Neonazismus waren die zentralen Themen, die ihn immer wieder umtrieben und beim politischen ‚Jour fix‘" [den Becker Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts mit initiiert hatte] "zur Sprache kamen.“

 

B. K. Becker stirbt 1991.


 

Quellen:

Ulf-Udo Hohl, in: Schwetzinger Zeitung 21.2.2009;

Werner Weißbrodt, Das Portrait: Der Maler Bernhard Karl Becker, in: Blickpunkt Pforzheim, HRSG.: Stadt Pforzheim, 1979, S. 34 ff.