Am 9.2.15 präsentierte und interpretierte der Stuttgarter Aktionskünstler, Lyriker und Antiquar Edgar Harwardt Seismogramme des 23. Februar 1945 aus der Erdbebenwarte Stuttgart vor über 30 Gästen im Lesesaal des Stadtarchivs. Die Erschütterungen des Luftangriffs auf Pforzheim waren so stark, dass sie die Meeresmikroseismik überlagerten, die zum Zweck der militärischen Wettervorhersage eigentlich von den Seismographen in Stuttgart aufgezeichnet werden sollte. Reproduktionen der Ruß- und fotografischen Seismogramme sind als Teil der Ausstellung „70 Jahre 23. Februar – Brücken zum Frieden“ noch bis Anfang Mai während der Öffnungszeiten des Lesesaals zu sehen. Die vom Stadtarchiv konzipierte Ausstellung thematisiert damit das Spannungsfeld von 70 Jahren Zerstörung und 70 Jahren Frieden und stellt die Rolle des Luftangriffs als Scharnier zwischen Altpforzheim und der neuen Stadt in der Wahrnehmung bis heute heraus. Alte, zerstörte und wiederaufgebaute Brücken sind in einem vom Förderverein zur Verfügung gestellten digitalen Bilderrahmen zu sehen, unabhängig davon, ob sie am 23. Februar zerstört oder im April 1945 gesprengt wurden, als Pforzheim als „fester Platz“ verteidigt wurde. Doch zerstörte Brücken werden auch im übertragenen Sinne zum Thema gemacht, so werden Einzelschicksale beleuchtet, wie das des Eisenacher Autopioniers Gustav Erhardt, der in Eisenach den ersten Wartburg Motorwagen produzierte und am 23. Februar in Pforzheim ums Leben kam. Ferner sind während des Angriffs brandgeschädigte Akten und Münzen ausgestellt. Als „Brücken in die Zukunft – Bewältigung des Traumas“ beschäftigt sich eine Vitrine mit der persönlichen Aufarbeitung, ob in Zeitzeugenberichten oder durch literarische oder zeichnerische Auseinandersetzung mit dem Angriff. Schließlich findet unter dem Motto „Brücken ins Jetzt – Erinnerungs(un)kultur“ eine Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Gedenken statt, aber auch mit seiner Instrumentalisierung durch Neonazis.