Zum Inhalt springen
  • Leichter Regen 2 °C
  • Kontrast
  • Leichte Sprache

Schach in Pforzheim im Nationalsozialismus

Dr. Lilli Weber und Dr. Christoph Mährlein referieren über den Schachclub Pforzheim nach 1933

Dr. Christoph Mährlein und Dr. Lilli Weber bei der Diskussion nach dem Vortrag im Stadtarchiv (Foto: Stadtarchiv)
Dr. Christoph Mährlein und Dr. Lilli Weber bei der Diskussion nach dem Vortrag im Stadtarchiv (Foto: Stadtarchiv)
©Stadtarchiv PforzheimFoto: Stadtarchiv Pforzheim

Schach ist politisch, und zwar nicht nur, weil sich auf dem Brett symbolisch zwei Königshäuser schlagen. Mit dieser Feststellung eröffnete der Vorsitzende des Schachclubs Pforzheim, Dr. Christoph Mährlein, den Recherchebericht zur NS-Geschichte des Vereins, den er zusammen mit Dr. Lilli Weber vergangenen Montag im Stadtarchiv präsentierte. Nicht ohne Grund hat die Veranstaltung auch Aufnahme ins Programm zum Gedenktag 23. Februar gefunden. Wie jeder Sport organisiert sich auch Schach in Vereinen und die nationalsozialistische Gleichschaltung der Gesellschaft und ihre Kehrseite, die Ausgrenzung von allen Menschen, welche die Nationalsozialisten als nicht der Volksgemeinschaft zugehörig definierten, nahm das Vereinsleben nicht aus. Neben dieser Durchdringung der Organisationen durch den Nationalsozialismus gibt es aber sogar eine inhaltlich-ideologische Dimension: eine rassistische, antisemitische Deutung von bestimmten Spielstrategien als jüdisches bzw. arisches Schach.

Über all diese Themen erfuhren die etwa 40 Teilnehmenden vor Ort im Stadtarchiv bzw. über Online-Videokonferenz Näheres. Dr. Mährlein erläuterte den Betrieb des Profischachs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und zeigte die Verflechtungen zwischen Sport, Sportler, Politik und Geld. Konkret für Pforzheim in der Zeit des Nationalsozialismus stellte Dr. Weber Biografien verschiedener Vereinsfunktionäre vor und rekonstruierte auf Basis der Spruchkammerakten die Verstrickungen im Nationalsozialismus sowie die Karrieren nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Dr. Mährlein ordnete die Ergebnisse abschließend quellenkritisch ein. An den Vortrag schloss sich eine angeregte Diskussion an.