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Mut bewiesen. Ein Zeuge Jehovas und andere Pforzheimer im Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Prof. Dr. Angela Borgstedt sprach bei der offiziellen Gedenkfeier der Stadt Pforzheim zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Prof. Dr. Angela Borgstedt (Mitte) vor ihrem Vortrag, daneben Stadtrat Rolf Constantin und Stadtarchivleiterin Dr. Klara Deecke

Am 25. Januar 2018 fand die offizielle Gedenkfeier der Stadt Pforzheim zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Nach der Begrüßung durch den gemeinderätlichen Vertreter des Oberbürgermeisters Stadtrat Rolf Constantin und einer thematischen Einführung durch Stadtarchivleiterin Dr. Klara Deecke sprach Prof. Dr. Angela Borgstedt.

Die Mannheimer Historikerin zeichnete in ihrem Vortrag die Biographie des Pforzheimer Zeugen Jehovas Arthur Ditschkowski mit Schwerpunkt auf seine Verfolgung und sein Widerstandshandeln zwischen 1933 und 1945 nach. Als erfolgreicher Heilpraktiker nutzte Ditschkowski seine Geschäftsreisen, um die Kontakte der örtlichen Zeugen Jehovas, die 1933 verboten wurden, zu anderen Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft aufrechtzuerhalten, und stellte seine Praxisräume für Versammlungen zur Verfügung. Aus Glaubens- und Gewissensgründen verweigerte er nach Ausbruch des 2. Weltkriegs den Wehrdienst an der Waffe, wofür er zum Tode verurteilt wurde. Zur „Frontbewährung“ an die Ostfront versetzt wurde er schwer verwundet, könnte sich aber nach 1945 wieder eine Existenz aufbauen. Ausgehend von diesem und anderen Beispielen aus Pforzheim und der Region leuchtete Prof. Borgstedt im zweiten Teil ihres Vortrags verschiedene Facetten widerständigen Verhaltens aus und führte den Zuhörerinnen und Zuhörern damit anschaulich die unterschiedlich riskanten, aber eben doch möglichen Alternativen zum Mittun mit dem Nationalsozialismus vor Augen. Mit klaren Worten zur aktuellen Notwendigkeit solcher kritischer historischer Selbstreflexion und Erinnerung sowie der deutlichen Absage an „Schlussstrich“-Forderungen endeten die Ausführungen, die in eine angeregte Diskussion übergingen, die auch das Gedenken an den 23. Februar 1945 einbezog.

Prof. Dr. Angela Borgstedt ist Geschäftsführerin der Forschungsstelle Widerstand gegen den Nationalsozialismus im deutschen Südwesten am Historischen Institut der Universität Mannheim. Sie hat unter anderem zur Regionalgeschichte des Widerstands und zur juristischen Zeitgeschichte publiziert. Sie ist Mitherausgeberin und Mitautorin des Buches „Mut bewiesen. Widerstandsbiographien aus dem Südwesten“, das 2017 in der Schriftenreihe der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg erschienen ist. Darin werden 40 Männer und Frauen aus der Region porträtiert, die aus ganz unterschiedlichen Motiven und in ganz unterschiedlicher Form Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet haben, darunter Arthur Ditschkowski.