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Leben und Werk einer bedeutenden Pforzheimerin

Nachlass von Laura Perls ans Stadtarchiv übergeben

Laura Perls
Laura Perls um 1975 (Stadtarchiv Pforzheim, N199-29, Foto: Leslie Gold)

Sie ist eine der großen Töchter Pforzheims: Laura Perls, 1905 als Lore Posner, Kind der jüdischen Pforzheimer Schmuckfabrikantenfamilie Posner in Pforzheim geboren. Nach dem Studium der Psychologie und Philosophie begründete sie zusammen mit ihrem Mann Fritz Perls die Gestalttherapie, eine aus der Psychoanalyse entwickelte Richtung der Psychotherapie. Im nationalsozialistischen Deutschland verfolgt, konnte Laura Perls anders als viele Mitglieder ihrer Familie, die ermordet wurden, über die Niederlande und Südafrika in die USA emigrieren. Dort war sie viele Jahre vor allem in New York tätig. Laura Perls beeinflusste Generationen von Gestalttherapeuten auf internationaler Ebene und leitete das New York Institute for Gestalt Therapy (NYIGT) von Beginn an bis zu ihrem Tod. Ihre letzten Lebensmonate verbrachte sie in ihrer Geburtsstadt Pforzheim, wo sie 1990 starb. Sie ist auf dem Pforzheimer jüdischen Friedhof bestattet.

„Es ist eine große Ehre für die Stadt Pforzheim, dass nachgelassene Originaldokumente von Laura Perls an das Stadtarchiv Pforzheim übergeben wurden und hier nun für die Nachwelt erhalten werden. Laura Perls war eine bedeutende Pforzheimerin, die Großes geleistet hat und über die Gestalttherapie noch immer fortwirkt. Es ist gut und wichtig, dass wir in Pforzheim an sie erinnern und ihre Leistungen würdigen“, so Bürgermeisterin Sibylle Schüssler, die den Archivierungsvertrag unterzeichnete. „Es gehören immer Verantwortungsbewusstsein und Engagement, aber auch Vertrauen dazu, persönliche Unterlagen einer bedeutenden Person aus dem eigenen Besitz an ein öffentliches Archiv zu übergeben. In Anbetracht dessen, dass Laura Perls und ihre Familie in Pforzheim so viel Leid und Unrecht erfahren haben, gilt dies in einer ganz besonderen Weise, und wir sind allen Beteiligten sehr dankbar“, unterstreicht Archivleiterin Klara Deecke. 

Übergeben wurden die Unterlagen von der Wiener Gestalttherapeutin Nancy Amendt-Lyon, einer Schülerin von Laura Perls. Sie vermittelte auch das Einverständnis der Tochter, Renate Perls, und der Enkelin, Leslie Gold, von Laura Perls mit der Archivierung und unterstützte das Stadtarchiv bei der Erfassung der Unterlagen. „Pforzheims Stadtarchiv erhält wichtige Dokumente über eine wunderbare ‚Tochter‘, und Lauras Familie und Kollegen wissen, dass alles gut aufgehoben und für Interessenten zugänglich ist! So bleibt ihr Erbe lebendig“, begründet Amendt-Lyon die Übergabe. Die Originale werden im Stadtarchiv als Bestand N 199 Nachlass Laura Perls archiviert und dauerhaft erhalten.

Der Bestand ist bereits erschlossen und kann auf dem Portal Findbuch.Net (https://www.stadtarchiv-pforzheim.findbuch.net/) recherchiert werden. Im Rahmen der rechtlichen Bestimmungen ist er für die Benutzung zugänglich. Der Nachlass umfasst u. a. Notizbücher, Kurzgeschichten, Korrespondenz und Fotos. Viele der Dokumente sind bereits veröffentlicht. Sie finden sich in deutscher Übersetzung in Nancy Amendt-Lyon (Hg.): Zeitlose Erfahrung. Laura Perls' unveröffentlichte Notizbücher und literarische Texte 1946-1985, Gießen 2017. Für die Übergabe des Nachlasses eingesetzt hat sich auch der Berliner Archivar Ulf Rathje. Er hat für den Aufsatz „Das Schicksal der jüdischen Pforzheimer Schmuckfabrikantenfamilie Posner. Emigration, Holocaust, Überleben und ‚Wiedergutmachung‘“ intensiv recherchiert und kam so in Kontakt zu den Nachfahren von Laura Perls und zu Nancy Amendt-Lyon. Der Aufsatz von Ulf Rathje ist veröffentlicht im unlängst im verlag regionalkultur erschienenen Band 6 der „Neuen Beiträge zur Pforzheimer Stadtgeschichte“, herausgegeben vom Stadtarchiv Pforzheim.