Mit einem mit über 60 Archivinteressierten gut besuchten Vortrag startete das Programm der Reihe Montagabend im Stadtarchiv Pforzheim in die zweite Hälfte des Jahresprogramms nach der Sommerferienpause. Der bekannte Pforzheimer Fotograf Günter Beck sprach über die Grabplatte des „Johan frigraf uß klein egipten“ in der Pforzheimer Schloßkirche. Der Stein ist ein einzigartiges Zeugnis der frühen Einwanderung von Sinti und Roma in Mitteleuropa, der daher immer wieder auch überregional auf Interesse stößt.
Viele Facetten der europäischen Geschichte der zu den Sinti und Roma zählenden Gruppen sind noch unerforscht und durch viele Jahrhunderte der Diskriminierung und Verfolgung sowie Vorurteilen überformt. Umso spannender sind die Informationen, die auf der Grabplatte in der Schloßkirche buchstäblich in Stein gemeißelt sind. Günter Beck besprach ausführlich die Inschrift und insbesondere die lange Zeit umstrittene Datierung. Heute darf die Lesart „M cccc xc viii“ für das Jahr 1498 (nicht „M cccc xl viii“ für 1448) als gesichert gelten. Eine ausführliche heraldische Analyse des Wappens mit zahlreichen interessanten Vergleichen ergänzte den Vortrag.
Die Reihe Montagabend im Archiv ist eine Kooperationsveranstaltung von Stadtarchiv und Löblicher Singergesellschaft 1501 Pforzheim. Aus gegebenen Anlass wurde für diesen Vortrag auch mit dem Verein Freunde der Schloßkirche kooperiert. Dessen Vorsitzender, der städtische Denkmalpfleger Dr. Christoph Timm, versorgte die Anwesenden mit Ausgaben der Vereinszeitschrift Blickpunkt Schloßkirche, in der Günter Beck die schriftliche Fassung seines Vortrags veröffentlicht hat. So wurde der Abend mit gleich drei kurzen Grußworten eingeleitet: Obermeister der Löblichen Dr. Christoph Mährlein, Dr. Christoph Timm und Gastgeberin Dr. Klara Deecke hießen die Anwesenden willkommen.