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Dr. Thomas Küntzel präsentiert neue Thesen zur Stadtgründung Pforzheims

Grabungsleiter des Rathaushofs berichtet bei Montagabend im Archiv über die Gründung der Pforzheimer Neustadt

Der Referent Herr Dr. Küntzel (m.) mit Herrn Dr. Jobst und Herrn Kuge (Foto: Stadtarchiv)
Stadtansicht Pforzheim (Abb. Stadtarchiv)

Dr. Thomas Küntzel, seit 2013 im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege Leiter der archäologischen Grabungen auf dem Rathaushof, präsentierte in einem kenntnis- und detailreichen Vortrag mit dem Titel „Pforzheim, Heinrich der Löwe und das Geheimnis des Zähringerkreuzes“ seine Thesen zur Gründung der Pforzheimer Neustadt. Küntzel widersprach der bisherigen Annahme, dass Pforzheims in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstandene Neustadt eine staufische Gründung sei und sieht als Stadtgründer vielmehr den Welfen Heinrich den Löwen zusammen mit Herzog Welf VI. und Pfalzgraf Hermann von Stahleck, die um 1154 als Stadtgründer auftraten.
Ausgehend von den Grabungen auf dem Rathaushof mit der zentralen Lage des Stadtbrunnens erläuterte Thomas Küntzel anhand des mittelalterlichen Stadtgrundrisses, dass die Klosteranlage Hirsau als Vorbild für Pforzheim gedient haben könnte: Pforzheim erscheine als eine „urbane Version“ der Klosterkirche Hirsau, die der Vogtei Welfs VI. unterstand, dessen Frau Uta die Vogtei über Hirsau geerbt hatte. Hirsau wiederum folge seinerseits einem gemeinsamen Bauprinzip mit der größten abendländischen Klosterkirche Cluny, womit die Zisterzienser als mönchische Bauherren auftraten. Somit erklärten sich auch Anlage und Erscheinungsbild hochmittelalterlicher Städte mit der Ost-West-Ausrichtung von Straßen am Sonnenstand christlicher Hochfeste, allen voran des Osterfestes, die Küntzel mit einer vergleichenden Betrachtung von Stadtgrundrissen umfangreich belegte. Weiter zeigte Küntzel Parallelen zu Göttingen auf und präsentierte die wohl um 1153 gegründete Stadtanlage als Schlüssel zum Stadtplan von Pforzheim. Pforzheim wiederum habe dann als Modell für zahlreiche weitere Stadtgründungen bzw. Stadterweiterungen Heinrichs des Löwen gedient; in der von Küntzel entwickelten und auf vielfache politische Bezüge gestützten Chronologie zählen hierzu u. a. Hildesheim, Weinsberg, München, Northeim, Brandenburg/Havel, Lüneburg, Hassburg und viele weitere in den Herzogtümern Heinrichs des Löwen gelegene Städte.