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Designers in Residence 2025 stehen fest

Internationales Stipendienprogramm in Pforzheim

©Stadt PforzheimFoto: Jacob Marks
©Stadt PforzheimFoto: Zhipeng Wang
©Stadt PforzheimFoto: Lotte Schoots

Aus über 400 Bewerbungen aus der ganzen Welt hat eine Jury, bestehend aus der Modedesignerin Melitta Baumeister, dem Schmuckkünstler Jiro Kamata und dem Industriedesigner Romin Heide, die Stipendiatinnen und Stipendiaten für das Designers in Residence Programm 2025 in Pforzheim ausgewählt. Von April bis Juni 2025 werden Lotte Schoots aus den Niederlanden, Jacob Marks aus Großbritannien und Zhipeng Wang aus China ihre Projekte im EMMA – Kreativzentrum Pforzheim realisieren.

„Die hohen Bewerberzahlen zeigen uns, dass Pforzheim ein attraktiver Arbeitsort für Designschaffende aus der ganzen Welt ist. Wir sind gespannt zu sehen, wie Lotte Schoots, Jacob Marks und Zhipeng Wang ihre Projekte mit den Möglichkeiten vor Ort im EMMA – Kreativzentrum Pforzheim umsetzen“, so Almut Benkert, Fachbereichsleiterin Kreativwirtschaft beim Eigenbetrieb Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP).

Jacob Marks, Industriedesigner aus Großbritannien, führt während seines Stipendiums im EMMA seine Forschung zur Wiederbelebung von Kiefernharz weiter. Das Material, das von Jägern und Sammlern zum Zusammenkleben von Speeren genutzt wurde und sich im 18. und 19. Jahrhundert unter anderem durch den Einsatz im Schiffsbau zur globalen Industrie entwickelte, wurde bald durch erdölbasierte Produkte ersetzt. „Unsere Welt steht aktuell vor vielen ökologischen Herausforderungen. Die zeitgemäße Wiederbelebung des Materials ist mir daher ein großes Anliegen, da seine antibakteriellen, kohlenstoffnegativen, wasserfesten und wiederaufschmelzbaren Eigenschaften es zum idealen Material für unsere heutige Zeit machen“, so Jacob Marks.

Den Aufenthalt in Pforzheim möchte er insbesondere nutzen, um zwei Techniken zu vertiefen: Das Verdünnen des Harzes, um eine Oberflächenbeschichtung zu entwickeln und das Gießen von präzisen 3D-Formen (wie Griffe, Gelenke und Gehäuse), die mit Kunststoff konkurrieren könnten und außerdem antibakteriell sind.

„Jacob Marks vereint die Fähigkeiten eines geschickten Handwerkers und Makers mit denen eines zukunftsorientierten Denkers und Forschers und zeigt sich so bestens gerüstet für die Herausforderungen, die das Design in der heutigen Welt bewältigen muss, in der die Rolle des Menschen als Arbeiter und Erfinder zunehmend infrage gestellt wird. Sein Vorschlag „Explorations in Pine Resin“ zielt darauf ab, vergessene traditionelle Methoden zur Verwendung natürlicher Materialien wiederzuentdecken und sie in zeitgenössische Lösungen zu transformieren, die den Weg in eine nachhaltige Zukunft weisen - eine vielversprechende Kombination aus Forschung und echtem Hands-on Experimentieren“, so Jurymitglied Romin Heide.

Der Designer und Maker Jacob Marks schloss 2022 sein Studium in Produkt- und Möbeldesign an der Kingston University ab und ist aktuell mit seinem Studio in London ansässig. Seine Arbeit konzentriert sich auf die Neuinterpretation natürlicher Materialien, wobei er oft solche verwendet, die übersehen oder missachtet werden. Er definiert diese um und schafft unverwechselbare zeitgenössische Werke. Von grundlegender Bedeutung für seine Arbeit ist die Erforschung der Landschaften, in denen die Materialien gewonnen werden und die Frage, wie Design als Instrument zur Lösung einer Reihe komplexer sozialer und ökologischer Probleme eingesetzt werden kann. Er war an einer Reihe von Ausstellungen beteiligt, unter anderem in der Staffordshire Street Gallery, im Somerset House und in der Garrison Chapel. Im Jahr 2024 wurde er für den Ralph Saltzman Prize des Design Museums nominiert, und seine Arbeiten werden in Publikationen wie dem Crafts Magazine, Wallpaper Magazine und Design Milk veröffentlicht.

Im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung stehen die Erhaltung und Innovation der chinesischen materiellen Kultur und das handwerkliche Erbe vor großen Herausforderungen, wobei auch die individuelle kulturelle Identität in Frage gestellt wird. In diesem Kontext untersucht der Schmuckkünstler Zhipeng Wang, wie er seine kulturübergreifenden Identitäten zwischen China und Deutschland durch die Praxis des zeitgenössischen Kunstschmucks verhandelt und ausdrückt. Durch den Gestaltungsprozess erforscht er seine eigene kulturelle Identität. So wird die Herstellung von Schmuck zu einem Akt der kulturellen Verhandlung, der darauf abzielt, durch die Innovation von Materialien und Handwerkskunst einen neuen Ansatz für zeitgenössischen Schmuck zu entwickeln.

„Die Arbeiten des in China lebenden Künstlers Zhipeng Wang kreuzen die Kultur zwischen China und Deutschland, Tee und Kaffee oder gǒngshǒu und Händedruck. Seine hohen technischen Fähigkeiten und sein Wissen über Materialien und Schmuck ermöglichen seine Kreationen. Seine Ringe oder Broschen haben zwar sehr klassische Formen, aber sein Gespür für die Umwandlung von klassischem in modernes Design ist stark und überzeugend. Wir erwarten, dass er sich während seiner Residenzzeit mit seinem Thema Cross-Cultural Dynamics einer neuen Herausforderung stellt“, begründet Jiro Kamata die Entscheidung der Jury.

Zhipeng Wang aus China ist ein zeitgenössischer Schmuckkünstler, der derzeit in China und Deutschland arbeitet. Nach seinem Bachelor of Fine Arts-Abschluss in Schmuck und Metall an der China Academy of Art im Jahr 2019 studierte er in der Schmuckklasse der Akademie der Bildenden Künste München unter der Leitung von Professor Karen Pontoppidan, die er 2024 abschloss. Die Werke von Zhipeng Wang wurden in internationalen Ausstellungen und Wettbewerben gezeigt, darunter die renommierte Sonderschau Schmuck 2024 in München. Er gewann mehrere internationale Preise, darunter den BKV-Preis 2024 in München, den Giancarlo Montebello-Preis 2024 in Mailand, den Preziosa Young Design Competition 2021 in Florenz und einen Sonderpreis beim 30. internationalen Schmuckwettbewerb „Touch“ in Legnica. Darüber hinaus sind seine Werke Teil privater und öffentlicher Sammlungen, darunter des Auckland Museums in Neuseeland, des Goldschmiedehauses Hanau in Deutschland, des China Academy of Art Museums, der Legnica Art Gallery in Polen und der Le Arti Orafe Jewelry School in Italien.

Die Produktdesignerin Lotte Schoots aus den Niederlanden beschäftigt sich mit einem oft wenig beachteten Produkt: Der Verpackung von Schmuck. Sie möchte das Konzept und die Herstellung von Schmuckverpackungen erforschen, um neue Interpretationen der Schmuckschachtel zu präsentieren. „Ich möchte herausfinden, in welcher Beziehung der Schmuck und seine Verpackung stehen und welche Rolle diese beim Erleben des Schmuckes spielt – kann die Verpackung vielleicht sogar eine größere Bedeutung als der Schmuck selbst bekommen?“, erläutert Lotte Schoots. Dazu möchte sie sich auch die verschiedenen Techniken bei der Herstellung von Schmuckverpackungen anschauen, insbesondere auch die Unterschiede zwischen dem Vorgehen und den Zielen bei teurem im Vergleich zu günstigerem Schmuck. Das Ergebnis dieser Forschung wird die Präsentation von fertigen Werken sein, die diese Erkundung unter Verwendung verschiedener Techniken und Materialien darstellen.

„Lotte Schoots zeigt eine besondere Fähigkeit, Schönheit in den oft übersehenen Details unserer Alltagsobjekte zu finden und oft das Gewöhnliche in etwas Außergewöhnliches zu verwandeln. Ihre Arbeit verbindet Kreativität mit Zweck, indem sie Materialien und Design mit einem tiefen Bewusstsein für ästhetische Wirkung und Nachhaltigkeit erkundet. Besonders beeindruckend ist ihre Ambition, Schmuckverpackungen neu zu denken und gestalterisch zu lösen – ein Vorhaben, das besonders in der Stadt Pforzheim, der Heimat des Schmucks, von großer Bedeutung ist. Es ist der durchdachte und zielgerichtete Ansatz im Design, der sie auszeichnet“, so Jurymitglied Melitta Baumeister.

Lotte Schoots ist eine Produktdesignerin aus Amsterdam, die aktuell in der Nähe von Eindhoven lebt und arbeitet. 2024 schloss sie ihr Studium an der Design Academy Eindhoven ab. Ihre Abschlussprojekte wurden während der Dutch Design Week 2024 präsentiert, außerdem gewann sie den Piet Hein Eek Glaswettbewerb. Ihr Trinkglas „One Twist“ wurde produziert und auf der DDW gezeigt. In ihrer Arbeit spielt sie mit „gewöhnlichen außergewöhnlichen“ Details aus dem täglichen Leben, um die Schönheit der Welt hervorzuheben.

Informationen zur Jury

Melitta Baumeister ist eine deutsche Modedesignerin mit Sitz in New York City. Nach einer Ausbildung in Schneiderei und einem Studium an der Hochschule Pforzheim absolvierte sie einen MFA in Modedesign an der Parsons School of Design, New York, bevor sie ihre eigene Marke gründete. Im Jahr 2014 wurde Melittas Debütkollektion auf der New York Fashion Week gezeigt und wurde daraufhin unter anderem im Vogue Magazine, der New York Times, i.D., Numeró und Self Service vorgestellt. Melitta Baumeister interessiert sich für die skulpturale Qualität von Kleidung. Sie übertreibt Volumen und formt Silhouetten um, wobei sie oft ungewöhnliche Materialien und experimentelle Techniken verwendet.

Romin Heide studierte Produktdesign an der Hochschule Coburg mit Gastsemestern an der Kunsthochschule Berlin Weißensee und der ENSCI|Les Ateliers in Paris. Gemeinsam mit Hanna Litwin betreibt er seit 2012 das Designstudio BÜRO FAMOS in Berlin. Die Arbeit des Studios umfasst Projekte mit unterschiedlichsten Materialien in den Bereichen Möbel, Leuchten und Accessoires und wurde unter anderem mit dem Apolline Preis der Grassi Messe Leipzig und dem Red Dot Award ausgezeichnet. Das langjährige Engagement Romin Heides im Verband Deutscher Industrie Designer – VDID e.V. beinhaltete unter anderem den Mitaufbau des VDIDlab, der Nachwuchsorganisation des Verbandes. Seit 2015 nahm er zudem Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen – unter anderem der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle – wahr, sowie zuletzt eine Vertretungsprofessur an der Angewandten Kunst Schneeberg.

Jiro Kamata, 1978 in Japan geboren, lebt und arbeitet in München. Er studierte am Yamanashi Institute of Gemology and Jewelry Art in Kofu, Japan und an der Hochschule Pforzheim. Anschließend studierte er bei Otto Künzli an der Akademie der bildenden Künste in München. Seine Arbeiten wurden international ausgestellt und befinden sich in mehreren privaten und öffentlichen Sammlungen, wie zum Beispiel in der Pinakothek der Moderne in München, dem Grassi Museum für Angewandte Kunst, Leipzig, dem Cooper Hewitt Design Museum, USA oder dem Victoria & Albert Museum, UK.

EMMA – Kreativzentrum Pforzheim

Das EMMA – Kreativzentrum Pforzheim ist die zentrale Plattform für Pforzheims Kreative. In einem ehemaligen Jugendstilbad an der Enz gelegen, bietet das Kreativzentrum auf einer Fläche von 3.000 Quadratmeter Werkstatt- und Coworking-Arbeitsplätze, Ateliers, Büros und Ausstellungsflächen. Auch die Stadt selbst zeichnet sich durch eine lebendige Kreativszene mit Schwerpunkt auf den Bereich Design aus. Zahlreiche Hochschulabsolventen, Existenzgründerinnen und-gründer, Freelancer und Unternehmen aus der Kreativwirtschaft arbeiten in Pforzheim und beleben den Standort.

„Designers in Residence“ wird unterstützt von der Sparkasse Pforzheim Calw, C. Hafner GmbH + Co.KG, dem Rotary Club Pforzheim-Schloßberg und yellow design gmbh.

Kontakt:

Alexandra Vogt
Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim

Alexandra.vogt(at)ws-pforzheim.de 

07231 39 1874