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Ausstellung "NOT YOUR CHOICE!" im A.K.T;

Ausstellung präsentiert zeitgenössische künstlerische Positionen zu Gleichberechtigung

©Tanja WeikumFoto: Tanja Weikum

Ein wesentliches Merkmal demokratischer Emanzipation war und ist der Kampf um die Gleichberechtigung der Geschlechter und gegen bestehende Normen. „Wir beobachten derzeit aber eine besorgniserregende Entwicklung, in der alte Machtstrukturen wieder gestärkt werden und die Autonomie von Frauen infrage gestellt wird. Kunst kann hier als Spiegel der Gesellschaft fungieren und Debatten anstoßen, die über den Ausstellungsraum hinausreichen“, sagt Janusz Czech, künstlerischer Leiter des A.K.T;

Die Ausstellung „NOT YOUR CHOICE!“ präsentiert zeitgenössische künstlerische Positionen, die sich mit den Themen Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Geschlechterrollen auseinandersetzen – und damit einen der zentralen gesellschaftlichen Diskurse unserer Zeit reflektieren. „Die Werke in dieser Ausstellung zeigen eindrucksvoll, dass Kunst ein kraftvolles Mittel ist, um gesellschaftliche Missstände sichtbar zu machen und zum Nachdenken anzuregen“, so Czech weiter.

Mutterschaft, Reproduktionsrechte, #MeToo-Bewegung

Die präsentierten Arbeiten greifen auf unterschiedliche künstlerische Medien zurück, um das Spannungsfeld zwischen individueller Autonomie und gesellschaftlichen Erwartungen zu beleuchten. So setzt sich Mētra Saberova in ihrem satirischen Video „Pimpin’ yo mama crib“ mit der Kommerzialisierung von Mutterschaft auseinander. Die Künstlerin, die sich bewusst für ein kinderfreies Leben entschieden hat, nutzt ihre eigene Biografie als Ausgangspunkt für eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der politischen Dimension weiblicher Reproduktionsrechte.

Lydia Daher wiederum hinterfragt in „Actually, I am an Artist“ die Doppelbelastung von Mutterschaft und künstlerischer Praxis. Die Arbeit basiert auf Fotografien, die ihr Sohn im Kleinkindalter aufnahm – ungeschönte Alltagsmomente zwischen Wäschebergen und künstlerischer Produktion. Durch die Kombination dieser Bilder mit Zitaten berühmter männlicher Künstler stellt Daher die tradierte Vorstellung vom künstlerischen Genie infrage und verweist auf die oft unsichtbare Care-Arbeit, die Frauen in ihrem Schaffen beeinflusst. „Es ist eine Form des sanften Widerstands, die unser Bild von Kreativität und künstlerischer Produktion hinterfragt“, erläutert Czech.

In ihrem Film „Getty Abortions“ setzt sich Franzis Kabisch mit der medialen Darstellung von Abtreibungen auseinander. Ihr Desktop-Video-Essay seziert die Bildsprache von Stockfoto-Datenbanken und Zeitschriften und deckt auf, wie stark Abtreibungen visuell tabuisiert oder klischeehaft dargestellt werden. Indem der Film zwischen unterschiedlichen Zeiten und Perspektiven springt, legt er offen, dass gesellschaftliche Narrative rund um reproduktive Rechte tief in historischen und kulturellen Mustern verankert sind.

Ein weiteres zentrales Werk der Ausstellung ist das Musikvideo „Mr. Weinstein Will See You Now“ von Amanda Palmer und Jasmine Power. Entstanden im Zuge der #MeToo-Bewegung, reflektiert das Video die Erfahrungen von Frauen mit sexueller Gewalt und Machtmissbrauch. Die Inszenierung bewegt sich zwischen klassischer Ästhetik und beklemmender Intimität, um das komplexe Wechselspiel zwischen Verletzlichkeit, Widerstand und Solidarität darzustellen.

Stephanie Sarley wiederum hinterfragt mit ihren provokanten „Fruit Art Videos“ spielerisch die Grenzen zwischen Kunst, Tabu und gesellschaftlicher Wahrnehmung. Ihre viralen Videos, in denen sie auf suggestive Weise mit Früchten interagiert, wurden teils als feministische Reappropriation, teils als Provokation verstanden.

Bedeutung von Macht aus weiblicher Perspektive

Zur Ausstellung im A.K.T; gehören auch Arbeiten des interdisziplinären Kollektivs „Der kleine Container“, das mit der interaktiven Ausstellung „MACHT“ die Bedeutung von Macht aus weiblicher Perspektive beleuchtet. Die Ausstellung basiert auf Gesprächen mit Frauen mit verschiedenen gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründen und lädt Besucherinnen und Besucher dazu ein, sich aktiv mit Fragen zu Selbstermächtigung und gesellschaftlicher Einflussnahme auseinanderzusetzen. Zur Finissage der Ausstellung im Rahmen des Quartiersfestes Alfons & Emma (6. Juli 2025) steuert das Kollektiv außerdem die multimediale, interaktive Performance „SUPER BADASS WOMEN“ bei, die sich performativ mit Machtstrukturen auseinandersetzt und ein partizipatives Erlebnis für das Publikum schafft.

Mit „NOT YOUR CHOICE!“ stellt der A.K.T; Kunstschaffende vor, die sich mit Nachdruck gegen normative Einschränkungen und für eine selbstbestimmte Zukunft aussprechen. „Die Ausstellung gibt diesen künstlerischen Positionen eine Plattform, um Perspektiven zu eröffnen, die im gesellschaftlichen Diskurs oft übersehen oder bewusst ausgeblendet werden“, fasst Czech zusammen.

Über das A.K.T;

Der A.K.T; ist ein Ort für gesellschaftliche Diskurse und ein interdisziplinäres Labor der Zukunft. Aktuelle Fragestellungen werden im A.K.T; aus dem Blickwinkel des Designs und der Kunst beleuchtet und die gesellschaftliche Relevanz von Kunst und Design sichtbar gemacht. Neben regelmäßigen Ausstellungen erforschen Studierende des Masterstudiengangs Design & Future Making der Hochschule Pforzheim im MADLAB Zukunftsfragen. Im EG und 1. OG ist das Café Roland beheimatet.

Programm zur Ausstellung:

Ausstellung „NOT YOUR CHOICE!“

Wann: 5.4.2025 bis 6.7.2025

Öffnungszeiten: Freitag und Samstag: 14 bis 19 Uhr, Sonntag: 11 bis 19 Uhr

Vernissage: 4.4.2025 um 19 Uhr

  • Begrüßung: Janusz Czech, künstlerischer Leiter A.K.T;
  • Kurzlesung von Lydia Daher, Lyrikerin, Musikerin und Künstlerin der Ausstellung
  • Anschließend Gespräch mit Lydia Daher, Gabi Blum und Frauke Boggasch, Künstlerinnen der Ausstellung
  • Performances und des Kollektivs „Der kleine Container“ und von Joanna Szproch

Kunst & Cocktails

Samstag, 12.4.2025 und Samstag, 10.5.2025, jeweils 18 Uhr

Finissage

Sonntag, 6.7.2025, Im Rahmen des Quartiersfestes „Alfons & Emma“