Pforzheimer Fassaden
Mit der Verabschiedung des „Kulturentwicklungsplans Pforzheim 2030“ hat der Gemeinderat der Verwaltung den Auftrag erteilt, Pforzheim mit Street Art und Urban Art als Kulturstandort voranzubringen und damit diese inzwischen anerkannte Kunstform mit qualitätsvollen Werken und renommierten Künstlern im Stadtraum sichtbar zu machen.
Die behutsame Annäherung an dieses Thema wurde bereits 2019 mit einer Podiumsveranstaltung zu Urban Art in der Pforzheim Galerie gelegt. Weitere Projekte mit dem Stadtjugendring und der Hochschule folgten. Eine Urban Art Ausstellung im Stadtlabor 2021 hat die verschiedenen Facetten von Urban Art aufgezeigt. 2021 machte der Berliner Street Artist Simon Röhlen alias KeF! in der Germaniastraße mit der Gestaltung einer hohen Fassade den Anfang. Unlängst fand flankierend hierzu eine Ausstellung im Kunstverein statt.
Im September 2022 verwirklichte der Urban Art-Künstler 1010 seinen Entwurf an einer Fassade in der Karlstraße. Anfang Mai realisierte der international gefeierte Street Art-Künstler Guido van Helten an der Ecke Dietlinger Straße/Kelterstraße sein Kunstwerk. „Ich bin froh, dass wir nun mit einem weiteren renommierten Künstler Urban Art in Pforzheim etablieren und ein auf Pforzheim zugeschnittenes Kunstwerk präsentieren können“, freut sich Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler.
Bereits im Januar 2022 wurde die Kuratorin Regina M. Fischer mit der künstlerischen Leitung für das Projekt „Pforzheimer Fassaden“ beauftragt. Hierfür entwickelte sie ein Wettbewerbsverfahren und erstellte eine Longlist mit elf Künstlerinnen und Künstlern. Daraus wurden fünf Kunstschaffende ausgewählt, die aufgefordert wurden, Entwürfe einzureichen. Eine Jury bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Kulturamts, der Stadtbau, des Kulturrats und der Kunstkommission wählte im Juli 2022 zwei Gewinner aus: 1010 und Guido van Helten.
„Ich bin froh, dass wir nun mit dem Rückenwind des Gemeinderates Urban Art auch in Pforzheim etablieren können, selbstverständlich behutsam und mit bedacht. Qualität hat auch hier immer Priorität“, so Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler.
2023 "Guido van Helten - Kelterstr./Dietlingerstr."
Recherche Phase
Guido van Helten kam im Februar dieses Jahres zu einer rund zweiwöchigen Spurensuche nach Pforzheim. Der international gefeierte Street Art-Künstler arbeitet immer ortsbezogen: Er setzt sich mit der Geschichte und der Atmosphäre eines Ortes auseinander und kreiert eine historische oder fiktive Gestalt, eine oder mehrere Personen oder Physiognomien in der für ihn typischen hoch realistischen Bildsprache.
Begleitet von der Kuratorin Regina M. Fischer und dem Team des Kulturamtes besichtigte van Helten Museen und andere Einrichtungen und informierte sich über die Geschichte der Stadt. Neben der Bedeutung, die das Holz aus dem Schwarzwald von der Flößerei bis zum spektakulären Neubau des Hochhauses Carl hat, interessierten ihn besonders die Traditionsindustrie der Schmuckherstellung und die Zerstörung sowie der Wiederaufbau der Stadt. Der bekannte Street Art-Künstler verlängerte sogar seinen Aufenthalt, um den 23. Februar mit allen Gedenkveranstaltungen in Pforzheim zu erleben.
Diese Spurensuche wurde von Melike Helimergin videografisch und von Firat Yildiz musikalisch festgehalten.
2022 "1010 - Fassade in der Karlstraße"
Vom 19. September bis zum 23. September gestaltete der Künstler 1010 (gesprochen: TenTen) ein Mural in der direkten Nachbarschaft zur Hochschule Pforzheim, Fachbereich Gestaltung.
In den vergangenen Monaten wurden fünf Künstler aufgefordert, Entwürfe für Fassaden an Gebäuden der Stadtbau einzureichen, die sodann von einer fachkundigen Jury, bestehend aus Vertretern der Hochschule, der Kunstkommission, des Kulturrates, der Stadtbau und des Kulturdezernates, bewertet wurden.
Ziemlich eindeutig fiel die Wahl auf den Künstler „1010“, der nun an der Fassade in der Karlstraße 1 sein Werk in einer Woche realisiert hat, nachdem der unterstützende Malerbetrieb Bäuerle Malerteam, die Grundierung vorgenommen hat. Fotos Anna Eickhoff.
Interview mit Regina M. Fischer und 1010
2021 KEF!-Fassadenkunstwerk
Auftakt für neue Wege bei Urban Art
Im Zeitraum vom 10.05. - 15.05.2021 arbeitete der Berliner Künstler KEF! alias Simon Röhlen an einem monumentalen Fassadenkunstwerk in der Pforzheimer Weststadt. Das Kulturderzernat hat den international tätigen Künstler Jahrgang 1989 damit beauftragt, die Seitenfassade einer städtischen Immobilie an der Einmündung der Germaniastraße in die Westliche Karl-Friedrich-Straße zu gestalten.
Damit macht sich die Stadt den vielfach geäußerten Wunsch von Bürgerinnen und Bürgern, Mitgliedern des Gemeinderats und zahlreichen Kulturschaffenden zu Eigen, der Urban Art als Kunstgenre mit ihren kreativen Potenzialen in Pforzheim neue Wege zu ebnen. „Wir wollen unsere Stadt als Kulturstandort voranbringen, der möglichst allen Menschen Angebote für kulturelle Teilhabe macht“, betont Pforzheims Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler.
Der Kontakt zum Künstler kam über die Karlsruher Neue Kunst Gallery zustande, die aktuell eine Einzelausstellung von KEF! zeigt. Der bei Aachen geborene Künstler kommt bereits in früher Jugend mit Graffiti und Street Art in Kontakt und erprobt in diesem Umfeld seine kreativen Neigungen. Nach einer Lehre zum Industriemechaniker reift in ihm der Entschluss, sich ganz der Kunst zu widmen. Während eines längeren London-Aufenthalts entwickelt er sich zum gefragten Künstler, dessen Werke regelmäßig in europäischen Galerien ausgestellt werden.
Inzwischen ist er mit seinem Murals und Gemälden für eine weltweite Auftraggeberschaft tätig. Früh entwickelt er eine Bildsprache, die ihn aus der Gegenständlichkeit weg hin zu einer organischen, dynamischen Linienkunst führt. Sie bezieht ihre ästhetische Qualität aus einer harmonischen Zusammenschau von blatt- und blütenähnlichen Schwarzweiß-Elementen und vereinzelten, sparsamen Farbsetzungen.
In seinen Kompositionen, die er frei sprühend und ohne Zuhilfenahme von Schablonen als Work-in-Progress in einem hoch konzentrierten Schaffensprozess auf der Fläche wachsen lässt, schwingt eine naturverbundene und meditative Grundhaltung mit: „Harmonie und Ruhe ist das, was mich antreibt und es ist auch das, was ich weitergebe“, so der Künstler.
Kontakt zum Künstler: www.neuekunst.com
Was bedeutet "KEF!"?
Im Zeitraffer zum Fassadenkunstwerk
Ausstellung im Kunstverein: KEF! cycle of chaos and harmony
24. Juli bis 4. September 2022 im Kunstverein im Reuchlinhaus
Der Berliner Künstler KEF! alias Simon Röhlen (*1989) realisiert weltweit großformatige Wandmalereien im öffentlichen Stadtraum, so auch 2021 in Pforzheim. Von der Street Art kommend entwickelte er eine ausdrucksstarke Bildsprache, die organische Liniengefüge und pointierte Farbsetzungen mit grafischer Sensibilität verbindet. KEF!s künstlerisches Streben nach Harmonie und Ruhe wird beim Betrachten seiner Werke intuitiv erfahrbar. In der Ausstellungshalle des Kunstvereins präsentierte der Künstler ausschließlich neue Arbeiten auf Leinwand und Papier, sowie Objekte.
Weitere Informationen unter: www.kunstvereinpforzheim.de