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Wildpark Junior-Ranger auf großer Tour

©stpFoto: stp

Wer lebt sieht viel. Wer reist sieht mehr! Die Wildpark Junior-Ranger auf großer Tour. Nachdem sie 2022 den Zoo in Basel besucht hatten, sollte ihre Reise im Oktober 2024 nach Győr gehen. Győr liegt stolze 850 Kilometer von Pforzheim entfernt, an der ungarischen Grenze zu Österreich und Tschechien. Doch warum gerade Győr?

Die Antwort ist einfach: Ungarn ist in mehreren sogenannten Komitaten unterteilt, ähnlich wie bei uns die Landkreise. Seit 2007 besteht eine enge politische und kulturelle Partnerschaft zwischen dem Komitat Győr-Moson-Sopron, dem Enzkreis und der Stadt Pforzheim, die einen regelmäßigen Austausch ermöglichen. Besonders die Stadt Győr im westlichen Pannonien steht dabei im Fokus. Rund 130.000 Menschen leben in Győr und Umgebung. Die Stadt ist für ihre malerische Altstadt,

historischen Bauwerken, lebendige Kultur und ihrer Nähe zur Natur bekannt.

Die Junior-Ranger erfreuten sich über faszinierende Gegensätze. Der Fluss Raab zieht sich durch die Stadt, auf der einen Seite flankiert von einer mittelalterlichen Stadtmauer mit Kanonen, auf der anderen Seite erhebt sich ein riesiges Wasserrutschenparadies in den Himmel. Auch die Spuren der ehemaligen Sowjetunion sind vielerorts noch sichtbar: Massige Plattenbauten aus dieser Zeit reihen sich dicht an jahrhundertealte Bauten aus der Habsburger Monarchie – ein lebendiger Kontrast, der die Geschichte der Stadt widerspiegelt.

Hier ein kleiner Rückblick auf das erneute Abenteuer der Junior-Ranger. Unsere Gruppe um Wildpark-Förster Carsten Schwarz bestand aus 16 Junior-Rangern, eine bunte Mischung aus Kindern und Jugendlichen sowie drei Betreuern. Teilgenommen haben Junior-Ranger, die den Tierpflegern als besonders fleißig aufgefallen sind und viele ehrenamtliche Stunden im Wildpark verbracht haben.

Die Reise begann am 27. Oktober 2024 am Hauptbahnhof in Pforzheim. Gleich zu Beginn ging es turbulent los. Baustellen verursachten den Nachtzugausfall ab Stuttgart. Zum Glück konnten wir aber dann doch noch ab München mit unserem gebuchten Nachtzug bis nach Győr weiterreisen. Am Morgen danach im altertümlichen Schlafwaggon der ungarischen Bahngesellschaft wurden wir am Bahnhof in Győr schon sehnlichst von Dr. Emil Knipper erwartet.

Überrascht wurden wir in den Räumlichkeiten des Komitats gleich am ersten Tag mit einem herzlichen Empfang samt großzügigen Frühstück. Mit großer Begeisterung berichteten uns ranghohe Vertreter des Komitats, Frau Dr. Éva Lakatosné-Novák sowie Dr. Péter Pető über Kultur und Landschaft ihrer Region.

Aufgrund der Müdigkeit von der gut 20stündigen langen Anreise konnten wir die Stadtführung leider nur schwerlich genießen und waren erleichtert, als wir der Einladung des Komitats zum Mittagessen folgen durften. Hunger sollten wir in Ungarn nie leiden müssen, denn regelmäßig wurden uns leckere Speisen aufgetischt. Pappsatt ging es dann mit einem Kleinbus zu unserem eigentlichen Ziel – dem Zoo von Győr. Zwei junge Tierpfleger führten uns durch die Anlagen. Glücklicherweise konnte eine Mitreisende die Landessprache und übersetzte. Lemuren, Zwergotter, Giraffen, Bären, Elefanten, verschiedene Affenarten, Großkatzen und Vieles mehr erwarteten uns.

Besonders das Füttern der Tapire mit Gemüse bereitete den Kindern große Freude. Den Betreuern wurde sogar ermöglicht eine lebendige Vogelspinne auf die Hand zu nehmen.

Der Tag endete mit dem Bezug unserer Unterkunft auf dem Land. Im schönen Kimle wurden wir von der Bürgermeisterin Gizella Eller ganz herzlich willkommen geheißen. Sie freute sich sichtlich über unseren Besuch in ihrem kleinen Städtchen und versorgte uns großzügig mit Snacks und Getränken. Müde und erschöpft bezogen wir unsere Zimmer. Schnell kehrte Ruhe ein.

Am zweiten Tag ging es für uns in das etwa 30 Minuten entfernte Naturschutzgebiet Schüttinsel an der Donau. Der engagierte Naturführer Zoltán Füzfa zeigte uns vom Kanu aus die Schönheit und Vielfalt der Uferlandschaften entlang des Donauarms. Wir bewunderten Eisvögel, Millionen kleiner Fische und viele weitere Flussbewohner. Er bezeichnete den anliegenden Wald als Urwald, da sich dort die Natur selbst regiert und der Einfluss des Menschen nahezu bei null liegt. Wieder an Land kehrten wir in ein kleines Lokal ein, wo wir mit traditionellen Speisen versorgt wurden. Danach stand eigentlich eine Wanderung auf dem Programm, die sich aber zu einem überraschend schönen Spielenachmittag entwickelte – ein großer Spaß für alle, bei dem viel gelacht, über Wiesen gekrabbelt und um Bäume getobt wurde.

Der Abschied von dem freundlichen Naturführer fiel allen schwer, da er uns sehr ans Herz gewachsen war.

Wir hoffen, ihn eines Tages in Pforzheim wiederzusehen, um ihm unsere Heimat zeigen zu dürfen. Am Abend waren alle müde und erschöpft. Das Betreuerteam hatte leichtes Spiel.

Früh am dritten Tag wurden wir wieder von unserem Kleinbus abgeholt, der uns in 1,5 Stunden nach Budapest kutschierte. Budapest ist die Hauptstadt von Ungarn. Sie liegt an der Stelle, an der die Donau das sogenannte ungarische Mittelgebirge verlässt. Mächtige Festungen und zahlreiche Türme überragen die Szenerie. Die gesamte Stadt ist geschmückt mit Denkmälern, Kirchen und Synagogen. Das Wetter spielte auch an diesem Tag perfekt mit: strahlender Sonnenschein, kaum Wolken und angenehme Temperaturen begleiteten uns.

Wenn Engel reisen…

Am Platz der Helden wurden wir abgesetzt. Das ist ein großer Platz im Herzen der ungarischen Hauptstadt, auf dem eine Reihe berühmter ungarischer Feldherren und Könige Seite an Seite in Richtung der großen Burg blicken. Von hier aus machten wir uns auf zum Donauufer, vorbei an der chinesischen Botschaft und weiteren politischen Ämtern. Überall wurde gearbeitet und gebaut, die Stadt war voller Leben. Eines unserer ersten Ziele war, wie konnte es anders sein, ein Restaurant. Nach einer köstlichen Stärkung unternahmen wir einen langen Spaziergang durch die Innenstadt und erklommen schließlich einen kleinen Hügel mit Aussichtsplattform. Von dort aus konnte man die ganze Stadt überblicken und die großartige Aussicht genießen. Die Hofburg am Donauufer strahlte golden in der Abendsonne.

Der Tag verging wie im Flug, nach fünf Stunden Großstadtrummel startete unser Bus wieder zurück nach Kimle. Dort erwartete uns Pizza satt auf Einladung der lieben Bürgermeisterin. Ein Spieleabend rundete den ereignisreichen Tag ab. Schnell wurde es wieder mucksmäuschen still. Es war unsere letzte Nacht auf ungarischem Boden.

Der vierte Tag begann mit der klassischen Hektik des Kofferpackens. Ein wildes Durcheinander, in dem – oh Wunder alle ihr Eigentum wiederfanden. Selbst die vielen Mitbringsel fanden ihren Weg in die Koffer. Nach dem Frühstück stand ein Museumsbesuch an. Zahlreiche Experimentierstationen für Kinder aller Altersstufen erwarteten uns in der FUTURA in Mosonmagyaróvár. Die Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser wurden hier in spannender Art und Weise durch Mitmachstationen veranschaulicht. In einem weiteren Bereich gab es eine faszinierende Miniaturwelt einer Raumstation auf dem Mond, die bei den Kindern für Begeisterung sorgte. Nachdem sich alle auf den zahlreichen Indoorspielplätzen ausgetobt hatten, ging es zurück nach Győr, wo wir unsere Koffer im Konsulat deponierten. Nach einem Marsch durch die Stadt erreichten wir unser letztes großes Ziel der Reise: das Halloween-Event im Zoo von Győr.

Halloween-Event? Ja, genau! Schließlich hatten wir den 31.10. An Halloween lädt der Zoo seine Besucher ein, sich in dieser besonderen Atmosphäre zu schaudern und zu gruseln. Auch die Tierpfleger waren geschminkt und verkleidet und neben den Schaufütterungen gab es eine Vielzahl an Attraktionen, sowohl im Zoo als auch vor dem

Gelände. Die Polizei von Győr hatte sogar eine Ecke des Zoos in einen waschechten Tatort verwandelt und stellte einen alten Polizei Lada zur Schau. Dank dem großen Audi Werk in Győr besteht heute die Dienstflotte der hiesigen Polizei auch aus dem Audi TT Model.

Die Tierwelt sieht man in Zoos normalerweise nur tagsüber. Daher war es besonders spannend, einige der Tiere auch bei Nacht zu beobachten. Ein paar von uns konnten sogar zusehen, wie die Tierpfleger die Giraffen, Zebras und Nashörner für die Nacht in ihre Ställe brachten. Die Pinguin-fütterung war besonders toll, da hierbei die Tiere einfach auf den Gehweg hinaus-gelassen wurden, um dort von einer Tierpflegerin mit frischen Fischen gefüttert zu werden. Nach zwei Stunden und einer Hexenbegegnung später führte die Wanderung wieder zurück ins Komitat. Dort erwartete uns Éva mit einer Quizz Runde wo wir uns über das Gelernte über Stadt, Land und Kultur Ungarns beweisen konnten.

Um 21 Uhr nahte dann der Abschied. Ein letztes Mal verpflegte uns das Komitat mit den liebevoll zubereiteten Sandwiches. Am Bahnhof erwartete uns der Nachtzug in Richtung Stuttgart.

Als wir am ersten Novembermorgen aufwachten, be-fanden wir uns mitten in einer wunderschönen Berg-landschaft, die uns durch Österreich bis kurz hinter der bayerischen Grenze begleitete. Den Stopp in München bemerkten wir kaum, und auch Stuttgart war schnell erreicht. Nur noch eine kurze Fahrt mit der Regionalbahn und wir erreichten nach 17 Stunden holterdiepolter alle wohlbehalten unsere Heimatstadt Pforzheim.

Etwas erschöpft von der langen Zugfahrt auf engsten Raum fielen die Abenteurer ihren Eltern in die Arme. Sicherlich hatten sie viel über diese unvergessliche Woche zu berichten.

Die Junior-Ranger des Wildparks Pforzheim sind dem Komitat Győr-Moson-Sopron äußerst dankbar, dass sie durch diese aktive Kooperation einen so besonderen Ausflug in die große, weite Welt erleben durften.

Ein herzliches Dankeschön geht auch an unsere Sponsoren, die Stadt Pforzheim, dem Enzkreis und der Sparkasse Pforzheim Calw über Stadtrat Michael Schwarz. Ohne deren finanzielle Unterstützung wäre diese Reise niemals möglich gewesen.

Reisen – es macht dich sprachlos, dann verwandelt es dich in einen Geschichtenerzähler.

 

~ Linus Julius Stolp, 9. November 2024

Junior-Ranger Wildpark Pforzheim